Meyers Blick auf … - ... Kniefälle und Regenbogen bei der EM

Der Schweizer Journalist, Medienberater und Cicero-Kolumnist Frank A. Meyer spricht mit Innenpolitik-Chef Moritz Gathmann darüber, ob Gesten wirklich gegen Rassismus helfen.

Frank A. Meyer

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Heidemarie Heim | Do., 15. Juli 2021 - 10:59

Danke lieber Herr Gathmann! Die Interviews bzw. Beiträge mit unserem kriegerischen;) Herr Meyer gehören für mich regelmäßig zu den Höhepunkten hier bei Cicero. Wie kein anderer bringt er es auch dieses Mal wieder auf den Punkt und hält all jenen Duckmäusern und prominenten Möchtegern-Heros den Spiegel vor, die gut geschützt inmitten von Ordnern oder Sicherheitskräften ihrem Gratismut huldigen. Wirkliche Helden (des Alltags) kann man momentan bei uns in Rheinland-Pfalz und in den Katastrophengebieten in NRW erleben, die Menschenleben retten und leider dabei ihr eigenes verloren und trotzdem weiter und unermüdlich alles riskieren! Vor solchen Mitmenschen neige ich das Haupt. Mein herzliches Beileid allen Betroffenen! MfG

Ernst-Günther Konrad | Do., 15. Juli 2021 - 12:04

Antwort auf von Heidemarie Heim

Danke liebe Frau Heim. Ich hätte es wirklich nicht besser formulieren können. Und ich bin auch sicher, das Menschen in der Not weder AHA-Regeln noch Corona Meldungen brauchen. Was sie brauchen ist Empathie, tatkräftige Unterstützung und finanzielle Unterstützung da, wo Versicherungen nichts zahlen. Laschet ist in Hagen und nutzt die Katastrophe für den Wahlkampf. Der Landesvater bei den Flutopfern. Besser wäre es, er hätte Soldaten zur Hilfe mitgebracht, die das Chaos helfen mitzubeseitigen. Ach stimmt, die sind ja alle in den Impfzentren.
Auch ich gedenke den Opfern auf allen Seiten. Und was Herr Meyer anbetrifft, wir sind nicht seine einzigen Fans. Ich gebe zu, ich mag auch den schweizer Dialekt, oder:)

Besonders wenn man nach einer halben Nacht auf dem Dach seines von Fluten umtosten Hauses mit seinem Retter unterm Hubschrauber an der Winde hängt. Es ist unglaublich, was sich da gerade abspielt. Unserem und vielen anderen Bürgermeistern und Ortsvorständen versagten die Worte angesichts der Schadensbilder. Und ja, ich befürchte bzw. warte nur noch drauf, dass irgend ein Klimapolitiker einen Sermon ablässt und das ganze instrumentalisiert. Die Versicherungen können Sie getrost vergessen. Mein Elternhaus stand im Rohbau das erste Mal im Nahe-Hochwasser, mein Mann wuchs in St. Goar, 10m neben Vater Rhein auf. Da bekommt man entweder erst gar keine Versicherung (Hochwassergebiet), oder die Beiträge sind unbezahlbar! Da muss eine Spendenaktion her wie bei den vorherigen Flutkatastrophen. Alles Gute! LG

Markus Michaelis | Do., 15. Juli 2021 - 11:58

natürlich gibt es Argumente dafür, aber für mich überwiegt die andere Sicht: es geht glaube ich (jetzt rede ich für D) nicht zuerst um Rassismus, weil das kein beherrschendes Motiv für sehr viele Menschen in D ist. Es scheint mir eher darum zu gehen, dass sich die Gesellschaft schnell ändert und wir als Gesellschaft versuchen Prinzipien durchzusetzen, nach denen eine neue Gesellschaft funktionieren kann.

Der Weg ist beim Knien, beim Kampf gegen Rechts, gegen Islamismus und anderen Dingen im Moment zu sehr der Gedanke, dass es eine klare Wahrheit für die universelle Gesellschaft gäbe, die man gegen falsche Angriffe verteidigen muss.

Es scheint mir aber eher die offene Frage wie Gesellschaften überhaupt funktionieren, wieweit der Gedanke der Universalität trägt, wie der Weg dahin sein könnte, ob das stabil wäre (bisher kam Stabilität oft aus der Konkurrenz verschiedener Ansätze). Die "Wahrheitsbekundungen", wie das Knien, lenken etwas von dieser wichtigen offenen Diskussion ab.

Ansätze" Und so sollte es auch bleiben. DAS hat die Menschheit voran gebracht. Die Überwindung oder Beseitigung dieses aller Entwicklung innewohnenden Prinzips ist nicht wünschenswert und vermutlich nicht realisierbar. Glücklicherweise, denn das würde wohl in einem Gesellschaftsmodell enden, das sehr dem von Orwell in "1984" beschriebenen ähnelte. Hüten wir uns vor Leuten, die in ihrer Hybris ein braunes, rotes, grünes oder chiliastisches Paradies auf Erden versprechen! Wir Menschen sind keine Götter; es steht außerhalb unserer Macht, ein solches zu schaffen.

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 15. Juli 2021 - 12:12

setzen Sie das fort mit Herrn Gathmann.
Nietzsche mußte sich selbst viel Mut zusprechen, um seinen Gesang zu erheben im Zarathustra.
Vergessen Sie darüber nicht, dass Sie uns auch leuchten.
Wenn also jemand ehrgebend den Kopf vor Ihnen senkt, dann lassen Sie es ihm* durchgehen.
Was teils daraus gemacht wird, muss man nicht immer gut finden, aber eben auch nicht, was teils immer noch geschieht.
Ich schätze auch keinen Bekenntnis"zwang".
RESPEKT

Christa Wallau | Do., 15. Juli 2021 - 12:16

Ebenso wie Symbol-Politik gibt es SYMBOL-MORAL, für die sich niemand etwas kaufen kann.

Aber dieses billige Getue hat bei uns leider Hochkonjunktur!

Jeden aufrichtigen Menschen mit wachem Verstand muß dies anwidern.
Ich jedenfalls kann die heuchlerische Zur-Schau-Stellung einer "Haltung" kaum noch ertragen - ob beim Fußball oder sonstwo.
Jeder Fan, der Affengeräusche macht, wenn ein schwarzer Spieler das Spielfeld betritt, der aber im Ernstfall ein Kind (ob schwarz oder weiß) vor dem Ertrinken rettet, ist mir jedenfalls lieber als ein niederkniender Fußballstar, der im Notfall nur die 112 anruft.

Der wahre Charakter eines Menschen erweist sich immer in der Tat, nicht in Worten. Deshalb ist das Auf-die-Goldwaage-Legen von zweifelhaften bzw. "kontaminierten" Worten, das heutzutage exzessiv betrieben wird, so durchschaubar heuchlerisch, wohlfeil und widerwärtig.

ein Fan, der Affengeräusche macht, aber auch ein "schwarzes Kind" rettet, dem wird man doch wohl klar machen können, von seinen beleidigenden Äußerungen Abstand zu nehmen.
Ich bin mir aber nicht sicher, dass so jemand wirklich ein "schwarzes" Kind rettet.
Wenn ja, dann ist er irgendwo doch Mensch geblieben.
Frau Wallau, das versucht doch Herr Meyer klarzumachen, wir sind Menschen, es ist wichtig unterschiedlichste Menschen immer und überall zu erkennen als Menschen.
Dafür wird er AUFSTEHEN, nur das NIEDERKNIEN liegt ihm nicht.

Urban Will | Do., 15. Juli 2021 - 15:53

hervorragenden Beitrag.
Die eigentliche Crux dieser „BLM“ - Bewegung und all der anderen Shows „gegen Rassismus“:
sie sind eigentlich selbst zutiefst rassistisch.

Betrachten sie Farbige doch letztendlich als minderbemittelte, ihr eigenes Schicksal nicht selbst bestimmen könnende, auf die Hilfe von „ihnen“, den „Guten“, angewiesene Menschen.

Dabei sind wir alle von der gleichen Art, der des homo sapiens.

Wie nur können sich einige davon anmaßen, anderen eine „Opferrolle“ nur aufgrund deren Hautfarbe, Herkunft oder was auch immer zuzusprechen? Eine stumpfsinnige Selbstüberschätzung.

Sie haben vollkommen Recht, Herr Meyer, diese Kniefälle, all die anderen Gesten, sie sind „Bekenntniskitsch“, nichtssagende Wichtigtuerei einer sich moralisch überhöhenden, letztendlich eben für besser haltenden Clique.
Dazu muss man die Kicker gar nicht alle zählen. Die meisten machten halt mit. Gruppenzwang. Eine diesen Irrsinn begleitende Seuche. Ebenso wie der Gesinnungszwang.
So was braucht niemand.

Peter Gegesy | Do., 15. Juli 2021 - 15:54

Volle Zustimmung Herr Meyer, zu jedem Satz den Sie gesagt haben. Ihr Auftreten mit diesen Aussagen hätte ich mir in einer deutschen Talkshow gegenüber von Dreien oder auch Vieren unserer seichten, dauernd empörten und stets „Haltung zeigenden“ Moralisten gewünscht, von denen die meisten sicherlich noch nie auch nur den geringsten Beweis persönlichen Mutes erbringen mussten. Ich fürchte, die WM in Qatar - wird sich für viele dieser moralischen Übermenschen in Gefahrenzone Null - als negativer Lakmustest erweisen: Weder Mut… noch Haltung! Aber um Ausreden wird man nicht verlegen sein.
Dieses verlogene Kasperltheater während der EM war für mich dermaßen unerträglich, dass auch das Endspiel für mich schon vorbei war, noch ehe es angepfiffen wurde. Die Engländer sind niedergekniet, die Italiener sind ihnen gefolgt und ich habe ausgeschaltet. Und bis dahin hatte ich jedes EM-Endspiel seit 1968 gesehen.

Romuald Veselic | Do., 15. Juli 2021 - 19:36

agiere, verpasste ich die ganze Fußball EM2020 aus dem Jahr 2021. Da ich introvertiert bin, meide ich die Menschenmassen (mein pers. Dissens in dieser Gesellschaft, die aus meiner Perspektive "Bach runtergeht") außer Rockkonzerte. Ich kann politische u. sonstige Posen nicht ausstehen. Ich kann nicht ausstehen, wenn sich Menschen für etwas Besseres halten, weil sie durch Kniefall noch besser geworden sind. Oder weil man sich veganer ernährt u. E-Auto fährt. Diese Menschen meinetwegen können darin ihre pers. Weltrekorde leisten u. sich gegenseitig überbieten, nur ich will davon nichts wissen. Die wahren Helden (Weißer Ring) verrichten ihr Werk in Stille, abseits der Öffentlichkeit u. reden darüber nur mit Betroffenen, denen selbstlos geholfen wurde.
Fußball Multimillionäre sind für mich keine Helden. Sie wollen einfach reich u. reicher werden. Ist ihr gutes Recht aber betrifft nicht mein praktisches Leben.

Yvonne Stange | Fr., 16. Juli 2021 - 15:32

schaue ich (aus sentimentalen Gründen) die gute alte Tour de France. Da führt im Moment (?) das Team aus Bahrain. Bahrain hat die Scharia als Rechtsgrundlage. Was das für die Vertreter der Regenbogenflagge und für Frauen insbesondere bedeutet, dürfte jedem halbwegs Informierten klar sein. Komischerweise gibt es da gar keine Diskussionen wegen Regenbogen-Armbändchen. Komisch, oder??? Geld regiert die Welt und bestimmt die Moral. Bin schon gespannt auf die WM in Katar. ;-)

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