Cicero im Oktober / Illustration: Julia Kluge

Cicero im Oktober - No Future?

Generation Klimakleber – alles nur noch „No Future“? Und was, wenn die Apokalypse ausbleibt? Lesen Sie in der Oktober-Ausgabe von Cicero, warum junge Menschen allen Grund dazu haben, optimistisch in die Zukunft zu blicken.

Alexander Marguier

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Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

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Ach, die Jugendlichen von heute! Kleben sich auf den Straßen fest, fliegen hinterher nach Bali – und stellen immer nur Ansprüche. Liebe Leserinnen und Leser, vergessen Sie diesen altväterlichen Satz bitte ganz schnell wieder. Denn erstens war es schon immer dämlich, „die Jugend“ in irgendwelche Schablonen pressen zu wollen. Und zweitens geht es sowieso an der Realität vorbei, wenn ein paar öffentlichkeitswirksame Aktivisten der „Letzten Generation“ als typische Vertreter einer ganzen Alterskohorte beschrieben werden.

Natürlich: Die Klimaproblematik betrifft uns alle. Und die heute 20-Jährigen werden den Wandel mehr zu spüren bekommen als jemand wie ich, der 1969 geboren wurde. Was aber kein Grund zum Verzweifeln sein sollte, denn „wir haben uns immer einer tollen Zukunft entgegen geängstigt“, wie es der Schriftsteller Thomas Brussig unlängst in einem Cicero-Podcast so schön formulierte.

Es gibt sehr wohl eine Zukunft

Der Autor unserer Titelgeschichte heißt Felix Huber, stammt aus Berlin – und ist gerade mal 19 Jahre alt. Er gehört damit der „Generation Z“ an. Zumindest wenn man jene Zählweise zugrunde legt, nach der seit den frühen 1990ern alle 15 Jahre in alphabetischer Reihenfolge eine neue Generation ausgerufen wird. Felix Huber möchte sich diesem absurden Rhythmus allerdings nicht unterwerfen: „Da ich“, so schreibt er in seinem essayhaften Manifest, „ähnlich wie die schweigende Mehrheit der Menschen unter 30, inhaltliche Probleme mit der ideologischen Ausrichtung der Generation Z habe, will ich mich selbst lieber als Mitglied einer Generation A identifizieren: A wie Anfang.“

Wer dieses Plädoyer für den Abschied von hehren Ideologien liest, die es durch zupackenden Realismus zu ersetzen gelte, muss sich um „die Jugend von heute“ (hier ist er schon wieder, dieser idiotische Begriff) keine Sorgen machen. Womöglich sind die heute „Um-die-20-Jährigen“ sogar besser als meine Altersgenossen darauf vorbereitet, Krisen zu bewältigen. Denn sie sind bereits früh mit Alltagsbrüchen und Zeitenwenden konfrontiert worden – von Corona über drohende Blackouts bis hin zu neuen Kriegen auf europäischem Boden oder der Massenmigration. Dagegen war meine Jugend ein harmloses Bällebad.

„No Future“, dieser längst in den popkulturellen Kanon eingebettete Slogan der englischen Punk-Bewegung, war schon zu Zeiten seiner Entstehung mehr eine Provokation denn Ausdruck endzeitlicher Verzweiflung. Womöglich ist es heute gar nicht so sehr anders. Die Zukunft lässt sich ohnehin nicht abschaffen. Gestalten hingegen sehr wohl. Packt es an!

 

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Rainer Mrochen | Fr., 29. September 2023 - 07:55

"Gestalten hingegen sehr wohl."
Da mögen sie daraus Recht haben Herr Maguier. Dann lassen sie uns doch mal die erlebte Gegenwart aus der "gestalterischen" Vergangenheit der sogen. 68er Generation betrachten, die ja, wie immer so schön formuliert wird, den Marsch durch die Institutionen zu den gegenwärtigen Realitäten bewältigt halt. Ich denke nicht, daß sich das irgend Jemand gewünscht hat.
Skepsis ist daher immer angebracht.

Wer nicht unter einem Stein lebt oder als AfD-Anhänger, hat wohl mitgekriegt, dass gerade unglaublich viel passiert, technologisch, wirtschaftlich etc., um den anthropogenen Klimawandel abzumildern. Auch in China und Indien, das verändert alles. 68er Gelaber hilft da nicht weiter, sondern nur MIND und hochqulifiziertes Handwerk.

Gerhard Lenz | Fr., 29. September 2023 - 08:55

sogar besser als meine Altersgenossen darauf vorbereitet, Krisen zu bewältigen."
Das kann man Ihnen nur wünschen. Denn es macht fast schon sprachlos, mit welcher Borniertheit viele Ältere die Befürchtungen der Jungen - die vielfach von der Wissenschaft als gerechtfertigt bestätigt wurden - wegwischen. Nein, wir wollen das nicht hören, was unsere Bequemlichkeit einschränken könnte. Klimakrise? Das Wetter hat sich doch schon immer geändert! Wir lieben Diesel (AfD)!
Populismus? Ist doch nur "gesundes" nationales Denken, das es auch in anderen Ländern gibt. Und überhaupt sollen die Jungen doch erst mal was leisten, tönt es fett und selbstzufrieden auch immer wieder aus den Zeilen dieses Forums, gerade so, als wenn jede(r) alte MenschIn das Rad neu erfunden hätte.
Darau zu hoffen, die Jungen könnten es besser, ist ziemlich bequem. Und junge Klinmaschützer die über das Ziel hinausschiessen, als Terroristen oder Kriminelle zu bezeichnen, bescheuert.
Was, wenn die Apokalypse NICHT ausbleibt

wie sie es schaffen zu jedem Thema immer die dieselbe Platte aufzulegen.

Leider hat es die Aufklärung es bis heute nicht geschafft alle Zeitgenossen vom Glauben am zeitigen Weltuntergang zu heilen.

"Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen."

Also nur Mut lieber Herr Lenz, Resilienz und Lebensfreude sind die besten Gefährten für ein gelingendes Leben. Ihre in Endlosschleife wiederkehrenden apokalyptischen Reiter sind kein Fortschritt sondern finsterstes Mittelalter.

... das ist nur wenigen Menschen vergönnt!

Im Zwiespalt zwischen der "Borniertheit" der Älteren und den "Befürchtungen" (die angeblich "von der Wissenschaft" bestätigt sein sollen) der Jungen stellen Sie sich klar auf der Seite dieser Jungen.

Nun schürt heute nur ein bestimmter (allerdings medienwirksamer) Teil der Wissenschaftler die Angst vor dem Weltuntergang, und nur ein kleiner (allerdings medienwirksamer) Teil der Jugend ist dieser Angst verfallen.

Leider gibt es einige bedauernswerte Menschen, die vor der angedrohten Apokalypse echte Angst entwickeln, und Sie gehören offenbar dazu.

Die apokalyptische Droh-Predigt ist fast so alt wie die Menschheit, und hat sich schon ziemlich abgenutzt. Wer mit der Apokalypse droht, rechnet in Wahrheit nicht mit dem wirklichen Weltuntergang, sondern spekuliert nur darauf, dass in der wirklichen, wahrhaftigen Zukunft die gegenwärtige Panikmache ihm selbst handfeste politische Vorteile einbringen wird.

Erwachsene sollten da gelassener bleiben.

Albert Schultheis | Fr., 29. September 2023 - 09:07

Ach, Herr Marguier, wenn's denn nur die Jugendlichen von heute wären! Die könnte man zurück in die Schule schicken - aber unser Problem, das sind nicht die jungen Simplicissimi, die werden doch nur von alten Stalinist:Innen und ergrauten Grünen Anti-Fantast:Innen nach vorne geschickt. Und sie stürmen nach vorne, so überzeugt wie damals die vom BDM und der HJ, um sich verheizen zu lassen - aus Enthusiasmus oder für ein paar Kröten. Die Pfeifer, das sind die alten Säcke und Säckinnen, die in der Regierung, in den einschlägigen Parteien, die an den Universitäten und wissenschaftlichen Anstalten (siehe Schellnhuber und das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung,  u.a.) und natürlich der Rattenschwanz der beflissenen Richter, Staatsanwälte, der Faktenchecker mit Bachelor-Diplom und ganzen Journaille in den ÖRR und Zeitungen, die meinen mit dem "Giftgas" CO2, den Grund allen Übels gefunden zu haben! - Bullschitt! CO2 und O2 - sie sind die Grundlage für alles Leben! Mehr CO2 - mehr Bio!

Wolfgang Borchardt | Fr., 29. September 2023 - 09:14

wackligen Beinen. Genau deshalb kann mit besonders apokalyptischen Versionen viel Geld verdient und Aufmerksamkeit errungen werden. Deshalb ist es auch dumm, danach sein Leben auszurichten, statt kreativ die Chancen der Veränderung zu entdecken und sich an Innovationen zu beteiligen. Dem Klima ist das Agieren der Kleber herzlich egal. Mitmenschen verärgern, Kulturg<ter beschädigen - das ist der e i n z i g e Effekt.

Ingofrank | Fr., 29. September 2023 - 10:10

Ist ein Experimentierfeld links grüner Bildungspolitik geworden mit immer niedriger werdenden Niveau, zumindest für die breite Masse !
Und die, diese Misere zu verantworten haben, schicken ihre Kinder zuerst in Privatschulen und dann auf eine private Universität.
Was aus dem übergroßem Rest unserer Kinder wird …..? ….bis jetzt 25% Analphabeten und das mit rapide steigender Tendenz
Da läuft der Haase hin, genau in die Richtung,
zum Dummen untertänigen vom Staat alimentierten Untertan.
Bildung wird zum Luxusgut !
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Georg Chiste | Fr., 29. September 2023 - 12:14

Antwort auf von Ingofrank

Ich verstehe die Jugend auch nicht, anstatt der älteren Generation für die Wohltaten der Technik zu danken, wird die Technik als Feind der Menschheit verschrien. Die Vorfahren werden für sämtliche Missstände der Welt verantwortlich gemacht. Wenn man nachfragt, um zu sehen ob sie Ansichten anderer nachbeten oder eigene Gedanken folgen merkt man das Mitläufertum.
Ich hoffe die Klimaschützer schlagen ihr Erbe dann aus Klimaschutzgründen aus und opfern sich dann zu einem Leben in Frustration und Armut ohne die Wohltaten der Technik auf.
Aber wahrscheinlich wird die ältere Generation sowieso nichts mehr vererben können. Wegen der geringen Rente und den hohen Energiekosten muss das abgesparte Häuschen dann frühzeitig verkauft werden.
Dank der rot-grünen Regierung bleibt dann sowieso nicht mehr viel übrig für die Jugend. Wer glaubt seine Pflicht bestünde darin, gegen die vernünftigen Parteien zu schimpfen, soll sich nicht wundern, wenn sein Leben in Frustration und Elend endet.

Ernst-Günther Konrad | Fr., 29. September 2023 - 10:12

Wer sich die Bilder und Videos der kriminellen Gruppe anschaut kann leicht erkennen, das nicht wenige auch mittleren Alters und auch so mancher im Rentenalter weggetragen wird. Ja, die körperlich anstrengenden Straftaten, das sind junge Leute, aber gerade bei den "Sitzblockaden" verdienen sich auch Rentner etwas hinzu. Und wenn der berühmte Tag "X" des Weltunterganges vorüber ist, wir alle mehr oder weniger noch da sind wird das Narrativ dann lauten, dass es diese Aktionen waren, die uns vor dem Untergang "gerettet" haben. Diese Klima Idioten sind eine eigentlich verschwindend kleine Gruppe und dennoch wird medial der Eindruck erweckt, als wäre ein "große" Mehrheit für deren Handeln. Und der interviewte 19jährige spricht eigentlich das aus, was die Mehrheit dieser Altersklasse denkt. Die Frage ist nur, kann sich diese Generation selbst helfen bei der chaotischen und zerstörten Bildungspolitik? Bei der Spaltung der Gesellschaft? Bei der Agitation gegen die Eltern/Großeltern?

Bernd Windisch | Fr., 29. September 2023 - 10:27

„Um-die-20-Jährigen“ sogar besser als meine Altersgenossen darauf vorbereitet, Krisen zu bewältigen. Denn sie sind bereits früh mit Alltagsbrüchen und Zeitenwenden konfrontiert worden – von Corona über drohende Blackouts bis hin zu neuen Kriegen auf europäischem Boden oder der Massenmigration. Dagegen war meine Jugend ein harmloses Bällebad.

Ich halte diese Einschätzung für eine ziemlich steile These. Keine der vorgenannten "Krisen" hat die Mehrheit der Menschen in Deutschland existenziell berührt.

Das große Zähneklappern kommt erst noch wenn tatsächlich mal der Strom oder die Heizung für längere Zeit ausfallen. Mangelwirtschaft angesagt ist.

Sich die Krisen dieser Welt auf einem 65 Zoll Flachbildschirm anzuschauen ist etwas ganz anderes als im Herbst "Stoppeln" zu gehen damit die Familie nicht verhungert.

Walter Bühler | Fr., 29. September 2023 - 19:32

Antwort auf von Bernd Windisch

... mit Kindern und Enkeln stimme ich eher Herrn Marguier zu.

Sie haben recht, Herr Windisch: Die Kinderarbeit, die in der Not der Nachkriegszeit unvermeidbar war, hat unserer Generation nicht nur viel Mühe beschert, sondern auch ein Verhältnis zur "Realität" verschafft, das sehr viel nüchterner ist als das der beiden folgenden Generationen.

Aber "sich die Krisen dieser Welt auf einem 65 Zoll Flachbildschirm anzuschauen" ist doch auch nicht mehr oder weniger virtuell als den Aufstand in Ungarn oder den Bau der Mauer im alten Dampfradio zu verfolgen, wie ich es noch erlebt habe. Gott sei Dank, möchte ich sagen, haben weder ich noch meine Kinder und Enkel das hinter diesen Nachrichten verborgene Elend selbst erleben müssen.

Dennoch habe ich den Eindruck, dass meine Kinder und Enkel von den Krisen, die Herr Marguier aufgezählt hat, durchaus "existenziell berührt" sind, wenn vielleicht auch nur so, wie ich damals von den fernen Vorgängen in Budapest und Berlin berührt worden bin.

Karla Vetter | Fr., 29. September 2023 - 19:56

finden doch alle paar Jahrzehnte statt. Geklappt hat es bisher noch nicht. Spätestens das Jahr 1999hätte mit dem Übergang zu 2000, die Erde eigentlich auslöschen müssen. Der wirkliche Untergang scheint mir aber eher ein kulturell/ politischer zu sein. Dieser findet tatsächlich statt. In meiner Jugendzeit war ein Spruch im Umlauf: Die erste Generation baut auf, die nächste erhält und die Enkel studieren Kunstgeschichte. Oder kleben sich auf der Fahrbahn fest.