Bayern beendet Maskenpflicht in Bus und Bahn - Oben ohne durch den Freistaat

Bayern beendet die Maskenpflicht in Bus und Bahn. Gut so, denn irgendwer muss irgendwann halt auch mal anfangen mit „oben ohne“, damit sich „oben mit“ nicht hält bis in alle Ewigkeit.

Zug der Deutschen Bahn im Allgäu / dpa
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Autoreninfo

Ben Krischke ist Leiter Digitales bei Cicero, Mit-Herausgeber des Buches „Die Wokeness-Illusion“ und Mit-Autor des Buches „Der Selbstbetrug“ (Verlag Herder). Er lebt in München. 

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Wäre der große Humorist Loriot, der vor elf Jahren im bayerischen Münsing verstarb, noch am Leben und wäre er in jünger Zeit mit dem Zug über die bayerische Landesgrenze ins benachbarte Österreich gefahren, hätte er sich wohl gefühlt als befände er sich inmitten eines Sketches, den er selbst erdacht hat. Der Titel: „Oben mit bis Mittenwald, oben ohne dann ab Scharnitz.“ Das hätte ihm gefallen, dem Loriot, wie die Nudel im Gesicht, der „Papa ante portas“ oder Menschen, die alleine in der S-Bahn sitzen und Maske tragen, um „sich und andere zu schützen“.

Noch vier Tage, dann ist „Oben mit bis Mittenwald“ Geschichte und in Bayern fällt die Maskenpflicht in Bus und Bahn. In Sachsen-Anhalt bereits am Donnerstag. Damit wagt die Söder'sche Republik (auch) den Aufstand gegen der Deutschen liebstes Corona-Accessoire, ein Stück Stoff, das wohl nur funktionieren soll, so ist zu hören, wenn man es richtig trägt und nur mit Gamsbart auf dem Hut statt mit Vollbart im Gesicht. Aber so richtig weiß das eigentlich auch niemand, weil Maskentragen im Labor eben etwas anderes ist als Maskentragen in der freien Wildbahn, wo man sie aufbehält in Bus und Bahn, im Wirtshaus aber nicht.  

Was die Preußen machen

Landesvater Markus Söder macht in Sachen Corona-Politik also den Max Joseph, der sich als erster König Bayerns auch nicht darum scherte, was die anderen Könige machten. Dabei ist es erst kurz, kurz her, da durfte der bayerische Untertan nicht mal mehr den Münchner Merkur lesen auf der Parkbank im Rosengarten an der Münchner Isar und nach 22 Uhr von Hof bis Garmisch nicht mehr aus dem Haus. Nun heißt's im Freistaat bald wieder frei statt Maske.
 

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Zeiten ändern sich eben und bayerische Landesväter auch, wenn die nächste Landtagswahl kommt. In Söders Fall im Herbst 2023. Und so mögen sich Markus Söder und seine CSU gedacht haben, dass sich bis dahin vielleicht keiner mehr erinnern kann, was in der Söder'schen Corona-Republik so alles los war zuletzt, wenn niemand mehr tagtäglich daran erinnert wird, weil er schon wieder hektisch nach der Maske im Janker kramen muss, während die U3 bis Wöhrder Wiese schon einfährt in Nürnbergs Untergrund. 

Kreizkruzefix, Himmeherrgott, Sakrament

Dass die Maskenpflicht in Bayern bald Geschichte ist, ganz ernsthaft jetzt, ist eine frohe Botschaft kurz vor Weihnachten. Gleichwohl eine, die vielen Menschen nicht gefallen wird, weil sie das Ende einer Maskenpflicht leider verwechseln werden mit dem Anfang eines Maskenverbots und auch sonst gerne hätten, dass alle ängstlich sind und bleiben. Mehr noch: „#MaskenpflichtJetzt“ dröhnt es als Hashtag schon seit Tagen auf Twitter wegen der jüngsten Grippewelle und der Markus Söder macht nun genau das Gegenteil? Ja, Kreizkruzefix, Himmeherrgott, Sakrament!

Dass der bayerische Ministerpräsident damit nur beschließt, was andere Länder in Europa schon längst beschlossen haben, wird der Empörung keinen Abbruch tun, weil's der bessermeinende Deutsche eben immer besser weiß als andere, auch besser als Klaus Stöhr zum Beispiel. Vor allem der Internetdeutsche freilich, der vierstellige Follower-Zahlen hat, von Medizin, Epidemiologie und Virologie aber so viel Ahnung wie der Meier Flori vom Dienstagsstammtisch von der Salsiccia-Herstellung in Kalabrien. 

Maskentragen nach Gusto 

Also Hand aufs Herz: Irgendwer muss irgendwann halt auch mal anfangen mit dem „oben ohne“, damit sich das „oben mit“ in Bus und Bahn nicht hält bis in alle Ewigkeit. Und zum Beispiel in München, wo der Autor dieser Zeilen lebt, lief das mit dem Maskentragen in Bus und Bahn zuletzt eh, sagen wir, ein bisserl Larifari und nach Gusto. Und die permanenten „Danke, dass Sie Verantwortung tragen“-Ansagen vom Band haben die Leute im ÖPNV auch ein bisserl narrisch gemacht.

Ja, Zeiten ändern sich, nur der Bayer nicht, und der mag's halt nicht, wenn er allzu lang behandelt wird wie ein Bub in Freising bei der Einschulung. Und der Markus Söder und die CSU mögen's wiederum nicht, wenn sie bei der nächsten Landtagswahl erneut erklären müssen, woher der Stimmenverlust jetzt schon wieder kommt. Eine Hand wäscht damit die andere in Bayern und anderswo entscheidet man einfach selbst, wohin die Reise geht. Auf jeden Fall hinter Erfurt dann ab Kronach bald oben ohne.

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