Wenn es nach Alice Weidel ginge, können Medien und etablierte Politik gern weitermachen wie bisher / Anja Lehmann

AfD-Chefin Alice Weidel - Spengler in Folie

Alice Weidel beherrscht die rechtspopulistische Attacke. Doch die Vorsitzende der AfD weiß genau: Der Erfolg ihrer Partei speist sich wesentlich aus den Fehlern ihrer Gegner.

Porträt Mathias Brodkorb

Autoreninfo

Mathias Brodkorb ist Cicero-Autor und war Kultus- und Finanzminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Er gehört der SPD an.

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Aus Funk und Fernsehen kennt man Alice Weidel als eine unerbittliche, fast unbarmherzige Person. Sobald die Kameras auf „on“ geschaltet sind, legt sie im Modus Attacke los. Dann ätzt sie über die „Auffettung der Einwohnerzahl durch zugewanderte Straftäter“ oder „Kopftuchmädchen und alimentierte Messermänner und sonstige Taugenichtse“. Was in der Berliner Republik regelmäßig Empörung hervorruft, ist längst zum Markenzeichen der Frontfrau der Alternative für Deutschland (AfD) geworden.

Aber Weidel kann auch ganz anders. Als Cicero sie trifft, wirkt sie aufgeräumt, zugewandt und geradezu beschwingt. Ihr Abgeordnetenbüro ist für eine Fraktionsvorsitzende eher klein, in den Regalen stapeln sich keine Akten, sondern szenetypische Bücher und Zeitschriften. Das passt zu einer Frau, die klüger und gebildeter ist, als sie öffentlich spricht. Im Regal steht auch „Der Untergang des Abendlandes“ von Oswald Spengler, konservativer Revolutionär und Lieblingsautor des AfD-Rechtsaußen Björn Höcke. Bis heute allerdings hat sie es nicht einmal aufgeschlagen. Es ist noch in Folie eingeschweißt.

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Gerhard Lenz | Do., 7. September 2023 - 11:31

Na hoffentlich hat Herr Brodkorb da nicht etwas verraten, was einen Anpfiff für Frau Weidel aus dem thüringischen Lagezentrum des Herrn Hoecke nach sich zieht!
Weidel, die in den Anfangstagen der AfD noch als "gemäßigt" galt, und der Faschist Hoecke haben sich bekanntlich arrangiert. Man darf aber annehmen, dass die Zusammenarbeit relativ fragil ist. Denn in einem Deutschland, so wie es dem rechten Rand um Hoecke vermutlich vorschwebt, wäre Frau Weidel längst nicht mehr dort, wo sie ist. Und Weidel dürfte klug genug sein, das zu wissen.

Aber die zuweilen schrille Alice gilt im Vergleich zu "Typen" wie Chrupalla oder Brandner natürlich als intellektuelles Schwergewicht, das z.B. in Akademikerkreisen mit (unverständlicher) Schwäche für die AfD ein ganz anderes Ansehen genießt.

Irgendwo ist die Frau alleine schon wegen ihres Lebensstils ein Phänomen - es wäre bestimmt interessant, mal ein wenig am Küchentisch zu lauschen. Aber Weidel ist eben auch ein eiskalter Machtmensch.

Gibt es in der Berliner Politik viele, in allen Parteien, aber vor allem bei den Grünen die nicht zögern Menschen, die nicht in ihr Zielgruppenprofil fallen, eiskalt zu vergessen oder massiv mit Ihrer Politik zu benachteiligen.

Als Troll bezeichnet man im Netzjargon eine Person, die im Internet vorsätzlich mit „zündelnden“ Flame-Kommentaren einen verbalen Disput entfachen oder absichtlich Menschen im Internet herabwürdigen will.

Damit ist wahrscheinlich nicht der Oberstudienrat Höcke gemeint.

Der Stalker am Tisch von Frau Weidel schon eher.

Baerbock und Habeck führt Frau Weidel ein ungewöhnlicheres Leben.
Ob sie mit diesem Lebensstil auch bei den Grünen etwas hätte werden können?

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Ich finde Habecks, Schulzens, Lindners, Jaraschs und Baerbocks Leben in der klassischen Familie ganz richtig, denn ich bin ja selbst - so wie viele meiner grünen Freunde - ein Familientier.

Ich kenne jedoch selbst gleichgeschlechtliche Paare, die Kinder erziehen. Vor ihnen habe ich ebenfalls großen Respekt. In meinen Augen repräsentieren Kinder unsere eigene Zukunft, nicht nur auf dem Papier, sondern ganz konkret als lebende Menschen. Diese Zukunft darf im Regelfall nicht den Behörden oder Verwaltungen überlassen werden.

Ich persönlich halte übrigens auch niemanden für vaterlandslos, der sich einen nicht-Bio-deutschen Lebenspartner aussucht.

Vor einer deutschen Partei, in der eine Frau Weidel eine hohe Position einnehmen kann, habe ich deshalb auch keine existenzielle oder gar metaphysische Angst.

Christa Wallau | Do., 7. September 2023 - 11:34

hat in meinen Augen das Zeug, jedem Mann in jeder Partei gewachsen zu sein. Sie besitzt den Biß, den man dazu braucht. Ähnlich wie Margret Thatcher wäre sie in der Lage, ein Kabinett zu führen und in der Politik mit eisernem Besen zu kehren.
Im Gegensatz zu Angela Merkel, die keine Prinzipien kannte außer ihrem persönlichen Machterhalt, vertritt Frau Weidel glasklare Positionen, und das eloquent. Sie setzt nicht auf das "Mutti-Image", sondern auf das Bild von einer gebildeten, selbtbewußten Frau. Insofern müßte sie m. E. gerade bei den modernen Frauen Anklang finden.
Ihr Problem werden - wie in allen Parteien - die Männer sein, die nicht genug Solidarität aufbringen, um sie zu unterstützen. Immer sind es die Neider in den eigenen Reihen, die so manchen guten Politiker bremsen o. gar zu Fall bringen.
Die Zukunft wird bald zeigen, ob es jemals eine Kanzlerin Weidel in Deutschland geben kann. Der Widerstand gegen sie und die AfD ist weiter riesengroß u. wird noch an Fahrt aufnehmen

Georg Chiste | Do., 7. September 2023 - 14:06

Antwort auf von Christa Wallau

Man stelle sich mal vor, Alice Weidel müsste sich zusammen mit anderen weiblichen Parteivorsitzenden (Grüne, SPD, usw.) um eine ausgeschriebene Stelle bewerben. Aufgabe wäre es ein Gesellschaftsgebäude zu erhalten und zu bewirtschaften. Ich würde es A. Weidel zutrauen.
Bei den anderen Mitbewerbern würde ich vermuten, dass sie das Gesellschaftsgebäude sofort umbauen und ein Ziegelstein nach dem anderen herausziehen würden, bis es irgendwann zusammenbricht. Sie würden agieren, wie ein Architekt mit tollen Ideen ohne jegliches Wissen von Baustatik.

Thomas Hechinger | Do., 7. September 2023 - 19:47

Antwort auf von Christa Wallau

Ich möchte Ihren Kommentar ergänzen. Was Sie sagen stimmt, aber ein Problem hat Frau Weidel auf jeden Fall: sie ist kein Sympathieträger. Ihr Humor ist ätzend und verletzend – und er trifft, ohne Frage. Nun mag Humor immer ein gewisses Maß an Verletzung zufügen, sonst ist es kein Humor. Aber bei Frau Weidel ist es etwas zu viel. Wenn sie ein wenig spielerischer damit umginge, käme sie bei den Menschen besser an. Daß sie von ihrer ganzen Ausbildung und ihrem beruflichen Werdegang her der kompetenteste Bundeskanzler seit Jahrzehnten wäre, halte ich für ausgemacht. Ob sie in den Berliner Machtspielen bestünde und sich in einer feindseligen Medien- und Antifa-Öffentlichkeit durchsetzen könnte, weiß ich nicht. Vom ersten Tag als Bundeskanzlerin an würden ihre Feinde in den Medien, bei den Stiftungen, bei all den linken Vorfeldorganisationen, die unseren Staat durchsetzt haben, alle Hebel in Bewegung setzen, um sie mit juristischen Winkelzügen aus dem Amt zu werfen.

gehtdichnixan | Do., 7. September 2023 - 11:46

Hätte von einem SPD Mann nicht einen so rationalen Artikel erwartet. Aber kommt hier noch ein Interview o.ä. als weiterer Artikel heraus oder hat sich das Cicero Treffen dann doch nur auf so oberflächlichen Smalltalk beschränkt? Falls das alles war, sehr schade aber ein richtiger Schritt in Richtung Gleichbehandlung.

“If we don't believe in freedom of expression for people we despise, we don't believe in it at all.”
- Noam Chomsky

Chris Groll | Do., 7. September 2023 - 11:54

Sich diesen Artikel durchzulesen erspare ich mir.
Wenn Sie über alle anderen Parteien ebenso berichten würden, mit - in meinen Augen verhetzenden Worten, könnte ich es Ihnen vielleicht nachsehen. So ist es aber wieder nur eine einseitige Beschimpfung, Verunglimpfung der AfD/Frau Weidel. Da ich nur einen TEil gelesen habe, kann der Rest des Artikels ja anders, vielleicht sogar objektiver gewesen sein. Glaube ich leider nicht.
Schade, hatte manchmal den Eindruck, der Cicero wäre - seinem Namen gemäß - eine objektiv berichtende Online-Zeitung. Da habe ich mich aber sehr geirrt.

Ernst-Günther Konrad | Do., 7. September 2023 - 13:08

Antwort auf von Chris Groll

Es wäre besser gewesen zu Ende zu lesen Herr Groll. So sehr ich Ihnen oft zustimme, so halte ich inzwischen von Herr Brodkorb sehr viel. Ob SPDler oder nicht ist mir da egal. Er versucht meistens ohne persönliche Sticheleien seine Kritik an der Politik und Parteien hier niederzuschreiben. Natürlich kommen bei allen irgendwie Abgrenzungssätze oder Bemerkungen, um ja nicht, wie das ein bestimmter Forist seit Jahren tut zu behaupten, der Cicero sei AFD affin. Ich las hier Interviews und Artikel von oder zu fast allen Parteien. Ob das uns allen immer schmeckt muss jeder selbst entscheiden. Ich fand den Artikel dem Grunde nach fair, mag man bei dem ein oder anderen Halbsatz durchaus ein wenig stocken, aber nicht alles muss uns hier schmecken und von uns gegessen werden. Manchmal reicht riechen schon zur Ablehnung. Ich habe mir deshalb zum Grundsatz gemacht, Artikel, die ich nicht komplett lese, auch nicht zu kommentieren. Und was ist schon Objektiv? Alles irgendwie auch subjektiv, oder?

Helmut Bachmann | Do., 7. September 2023 - 11:57

recht kurz.

Alexander Brand | Do., 7. September 2023 - 12:33

wert ist, auf Berichte wie diesen einzugehen, denn deren Verfassern geht es offensichtlich nicht um Fakten/Tatschen.

Sie sind nicht bereit sich neutral/objektiv ohne "Nazi"-Vorurteile/-Schubladendenken mit der AfD und deren Inhalte zu befassen. Das, was sie schreiben, ist ihre faktenbefreite bzw. auf Vorurteilen basierende Meinung oder zumindest das, was sie an vorgefertigter Meinung übernommen haben.

Ich mache es dennoch, weil ich dieses Messen mit zweierlei Maß und diese Ungerechtigkeiten nicht mehr ertragen kann!

Herr Brodkorb, Sie irren gewaltig! Die AfD ist momentan die EINZIGE Partei in diesem Land, die sich um das Wohl der Deutschen, ihre Kultur, ihre Werte, ihre Sicherheit und ihr Land kümmert!

Im Gegensatz zu den Grünen, der Linken und mittlerweile großer Teile der SPD, steht die AfD fest zur Verfassung UND zur Demokratie. CDU/FDP sind zu inhaltslosen Steigbügelhaltern der Grünen verkommen.

Und genau deswegen ist die AfD aktuell die einzig wählbare Partei für mich!

Ernst-Günther Konrad | Do., 7. September 2023 - 12:59

Als hätten Sie meine Gedanken gelesen Herr Brodkorb. Zum Artikel von Herr Marguier schrieb ich noch, dass AFD-Politiker hier nicht zu Wort kommen und Schwupps, jetzt ein, wenn auch kurzes Interview. Wenn jetzt noch sachbezogene Interviews zu Themen, die uns alle bewegen mit den entsprechenden Fachpolitikern folgen, kann jeder Leser hier selbst entscheiden, wie kompetent und lösungsorientiert AFD Politiker sein können. Denn manchmal ist es bereits eine Lösung, selbstverschuldete Probleme einfach wieder zurückzunehmen, Gesetz in den Harz zu kicken, wie z.B. das geplante GEG. Und nicht zu allem müssen detailliert konkrete Lösungen her. Warum? Opposition hat in erster Linie die Regierungspolitik inhaltlich auseinander zu nehmen und nicht deren Job zu machen. Ja, ich mag Alice Weidel und ihre Art, durchaus drastisch in der Sprache analytisch Kritik zu üben. Dass das dem Rest nicht passt, geschenkt. Die größte Werbung für die AFD ist schlechte Politik und AFD-Wähler beschimpfen. Weiter so.

Gerhard Fiedler | Do., 7. September 2023 - 13:48

erlauben Sie mir die Wiederholung Ihrer zutreffenden Worte und dass ich mir diese zueigen mache:
"Die AfD ist momentan die einzige Partei in diesem Land, die sich um das Wohl der Deutschen, ihre Kultur, ihre Werte, ihre Sicherheit und ihr Land kümmert! Im Gegensatz zu den Grünen, der Linken und mittlerweile großer Teile der SPD, steht die AfD fest zur Verfassung und zur Demokratie. CDU/FDP sind zu inhaltslosen Steigbügelhaltern der Grünen verkommen. Und genau deswegen ist die AfD aktuell die einzig wählbare Partei für mich!" Besser kann man es nicht ausdrücken.

Henri Lassalle | Do., 7. September 2023 - 15:32

mit der Marine le Pen in Frankreich Erfolg hat. Ursprünglich eine Anti-Migration und Anti-System- Bewegung, hat sich die Dame signifikant gewandelt und ist zur wirklichen, ernst zu nehmenden Präsdentschaftskandidatin mutiert. Sie spricht unter anderen das aus, wovon Politiker und Medien nicht sprechen, unter den Teppich kehren wollen. Anscheinend honoriert das Wahlvolk diesen Stil. Ich höre in Frankreich immer wiederund verstärkt, dass Leute diesmal und oft zu ersten Mal für Le Pen stimmen wollen. Ausserdem ist Le Pen ausgesprochen charismatisch, sie geht auf die Leute zu und versteht deren Anliegen. Das Gegenteil von der technokratischen Arroganz Macrons
Anscheinend weht der Wind in Europa immer mehr aus der rechten Richtung.

kado | Do., 7. September 2023 - 18:27

Sie hat auch die um Potenzen besten Inhalte, z.B. Volksentscheide von Anfang an, wie auch ein Einwanderungsgesetzt wie CAN. ...
Zur Gründung führten die Fehlkonstrukte Euro /EU oder ist das etwa demokratisch das jedes noch so kleine Land eine Stimme hat, wie auch wir mit 83 Mill nur eine und werden von immer mehr Nehmerländern überstimmt?
Bosbach von der CDU sagte, wenn die Nehmerländer einmal einzahlen müssen und die wenigen anderen nicht mehr können, ist es vorbei.

Gisela Hachenberg | Do., 7. September 2023 - 22:47

Nett von Ihnen, lieber Herr Brodkorb, dass Sie der „Rechtspopulistin“ Dr. Weidel hohe Intelligenz zugestehen. Dann hat sie wenigstens etwas, womit sie gegenüber den teils dummen Politikhäschen der
anderen Parteien punkten kann! Lieber eine Populistin, als eine Faeser, die eine oder mehrere Anhörungen, ihre irren (und eventuell verfassungswidrigen) Entscheidungen betreffend, einfach ignoriert! So etwas habe ich noch nie erlebt. Und kein Aufschrei oder gar Kritik bei den Ampelmännern. Sorry, Kubicki hat sie gerügt. Aber das interessiert diese Politiknull in keinster Weise. Ich hoffe, dass sie bis zu unserer Hessenwahl so richtig Zunder bekommt. So eine politische Null möchte ich nicht als MP in meinem Land! Aber was soll‘s. Ab dem 8.10. mutiert Hessen zum Traumland. Zumindest, was die Wahlversprechen auf den vielen Plakaten, die heute meine Fahrstrecke säumten, verkünden! Ist doch irgendwie auch „populistisch“, oder nicht, Herr Brodkorb? Die NZZ heute: Faeser ist überfordert!

Hans-Hasso Stamer | Do., 7. September 2023 - 23:41

Übrigens ein gutes Foto von Frau Weidel. Üblich sind bei anderen Publikationsorganen bei der AfD stets unvorteilhafte, gar diffamierende Fotos. Das haben sie nicht getan, vielen Dank dafür.