
- Der Feind ist im Raum
Kann der Dialog der Religionen Frieden stiften? In Karlsruhe bei der Weltversammlung des „Ökumenischen Rates der Kirchen“ treffen erstmals seit Kriegsbeginn Putin-treue Vertreter der russischen Orthodoxie auf die Delegationen der Glaubensbrüder aus der Ukraine. Zum direkten Gespräch kommt es nicht, aber jeder muss die Gegenseite aushalten. Es wäre möglich gewesen, Moskau auszuladen. Aber das wäre letztlich bequem und auch unklug gewesen.
Der russische Präsident Putin kämpft nicht nur mit Granaten, Truppen – und Gaslieferungen. Er nutzt auch eine weitere Waffe: die Religion. Die Russische Orthodoxe Kirche (ROK) und ihr Oberhaupt Patriarch Kyrill ist zu einem nicht zu gering zu bewertenden Faktor im innerrussischen und auch internationalen Propagandakrieg geworden. „Wie viele Divisionen hat der Papst?“, mit diesem Spruch soll sich Diktator Josef Stalin in Jalta über den Vatikan lustig gemacht haben. Sein Nach-Nachfolger des kommunistischen Schlächters nun scheint um die Bedeutung von geistiger Munition zu wissen.
Doch wie soll man diesem Missbrauch des Religiösen und spezifischer noch dieser Instrumentalisierung des Christlichen begegnen? Während die politische Antwort auf die russische Aggression eine verständliche wie auch verzweifelte Totalblockade-Haltung bei gleichzeitiger maximaler und richtiger Solidarität mit der Ukraine ist, wählt die religiöse Welt in verblüffender Einigkeit einen gefährlichen anderen Weg.