Ex-Präsident sorgt für Fremdschämen - Trump macht sich mit Trading Cards zur Lachnummer

Groß war die Aufregung, als Donald Trump bekannt gab, eine „wichtige Ankündigung“ zu haben. Doch was dann geschah, war eher antiklimaktisch: Trump pries limitierte digitale Sammelkarten mit peinlichen Bildern seiner selbst an. Hat das Fremdschämen einen neuen Höhepunkt erreicht, oder handelt es sich doch um eine clevere Werbekampagne?

Donald Trump auf einer Veranstaltung in Palm Beach, Florida / picture alliance
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Autoreninfo

Lisa Davidson ist Journalistin, freie Autorin und Podcast-Host. Sie lebt in Virginia, USA. 

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Man muss es sich wohl oder übel eingestehen: Donald Trump hat es wieder einmal geschafft, sich ins Rampenlicht zu stellen. Nur wenige Wochen, nachdem er seine dritte Kandidatur für das Weiße Haus großspurig verkündet hatte, löste er wilde Spekulationen mit scheinbar neuen, bahnbrechenden Nachrichten aus. Es wurde sogar gemunkelt, Trump würde einen Gegenkandidaten für seine Präsidentschaftskampagne benennen. Nach der Verkündung der eigentlichen Meldung, die vielen bis heute wie ein schlechter Witz vorkommt, waren jedoch selbst seine Parteikollegen und bis dato treusten Anhänger sprachlos.

Denn statt politischer Nachrichten verkündete Trump, digitale Sammelkarten in limitierter Auflage zum Verkauf anzubieten – allesamt mit seinem Antlitz. In einem Werbevideo, das Trump auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social postete, konnte man die Sammelkarten mit lächerlich amateurhaft wirkenden Bildern begutachten.

Der Clip zeigte eine animierte Version des ehemaligen Präsidenten vor dem Trump Tower in New York, der sein Hemd aufreißt und ein Superheldenkostüm mit dem Buchstaben T zum Vorschein bringt, während Laserstrahlen aus seinen Augen schießen. Trump ist auf den Sammelkarten mal als Superheld, mal als Astronaut oder Nascar-Fahrer abgebildet. Und während es für ihn nichts Neues ist, seinen Namen lizenzieren zu lassen, hat das Niveau selbst für Trump einen neuen Tiefstand erreicht.

Die Zeit der NFTs ist längst vorbei 

Laut Washington Post sei dies der jüngste unternehmerische Versuch eines Geschäftsmannes mit unzähligen Misserfolgen und Konkursen. Dabei ist die Zeit für den Markt mit Non-fungiblen Tokens (NFTs) eigentlich längst vorbei. NFTs beinhalten den Verkauf von Bildern, die mit einem einzigartigen digitalen Stempel versehen sind und somit theoretisch eine künstliche Knappheit darstellen. Dank Bitcoin-Technologie können sie wie jede andere Ware gekauft und verkauft werden. Der Handel mit NFTs erreichte seinen Höhepunkt im Jahr 2021 mit dem Verkauf einer digitalen Collage des Künstlers Beeple für satte 69 Millionen Dollar. Doch seitdem ist der Markt zusammengebrochen. 

 

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Dennoch waren die Sammelkarten, von denen es laut OpenSea insgesamt 45.000 gab, bei einem Stückpreis von 99 Dollar bereits innerhalb von 24 Stunden nach Trumps Ankündigung vergriffen. Zusätzlich zu den digitalen Sammlerstücken nahmen Käufer auch noch an einem Gewinnspiel teil, bei dem es Preise wie ein Zoom-Telefonat mit dem ehemaligen Präsidenten oder eine Cocktail-Stunde in Mar-a-Lago zu gewinnen gab.

Laut New York Times sollen die Erlöse aus den digitalen Sammelkarten, die mit Kryptowährung oder einer Kreditkarte gekauft werden können, direkt Trump zugutekommen. Auf der Website für die NFTs hieß es, dass die Trading Cards keinen politischen Zweck besäßen und die Erlöse somit auch nicht in Trumps Präsidentschaftskampagne fließen würden. In den sozialen Medien wurde spekuliert, dass Trump auf diese Weise die Rechtsstreitigkeiten finanzieren will, in die er aktuell verwickelt ist. 

Seltene Kunst oder digitaler Ramsch?

Der kreative Kopf hinter den Bildern soll der Künstler Clark Mitchell sein, dem die Entwürfe auf der offiziellen Collect Trump Cards Website zugeschrieben werden. Mitchell ist ein Künstler, der sich auf populäre Bilder spezialisiert hat und prominente Arbeitsbeziehungen zu Marken wie Star Wars, Hasbro, Mattel und Marvel besitzt. Seine Neigung zu hypermaskulinen Tropen ist auch bei den Trump Trading Cards nicht zu verkennen. Doch trotz scheinbarer Kunst erinnern die Karten eher an laienhaft bearbeitete Photoshop-Bilder, für die das Gesicht des ehemaligen Präsidenten auf einen einigermaßen fitten Körper in traditionellen Männer-Jobs gesetzt wurde.

Während Kritiker vor allem über die krude Ikonografie der Bilder und ihre unbeholfene Konstruktion spotten, haben selbst Republikaner kein gutes Wort für die neuste Trump-Aktion übrig.

Spott von allen Seiten

In seiner Sendung ging der konservative Kommentator Ben Shapiro sogar so weit, dass die Collector Cards Trumps Chancen auf die Präsidentschaft ruiniert haben. „Wenn ein ehemaliger Präsident der Vereinigten Staaten und frisch gebackener Kandidat für die dritte Wahl in Folge sagt, dass er eine große Ankündigung hat, dann werden die Leute das ziemlich ernst nehmen“, sagte er. „Stattdessen macht die große Ankündigung seine Präsidentschaftskampagne fast vollständig zunichte, bevor sie überhaupt in Gang kommt.“

Selbst treue Republikaner wie Trumps ehemaliger White House Stratege Steve Bannon sagte in seinem Podcast, dass jeder, der an dem Projekt beteiligt ist, gefeuert werden sollte. Natürlich ließ es sich auch Präsident Joe Biden nicht nehmen, einen spöttischen Kommentar abzugeben, und postete auf Twitter, er selbst habe einige große Ankündigungen. Im Gegensatz zu Trump zählte er allerdings seine politischen Erfolge der vergangenen Wochen auf.

DeSantis lacht sich ins Fäustchen

Unter dem Strich blickt Trump also auf einen ersten Monat seines neuen Wahlkampfes ohne jegliche positive Publicity. Diese negative Bilanz spiegeln auch erste Wahlumfragen wider. Eine Umfrage von USA Today und der Suffolk University ergab, dass weniger als ein Drittel der GOP-Wähler und der GOP-nahen Wähler eine Wiederwahl Trumps befürwortet. Dieselbe Umfrage zeigt, dass der derzeitige Gouverneur von Florida Ron DeSantis mit 56 zu 33 Prozent vor Trump liegt. DeSantis hat mit sieben Punkten auch einen Vorsprung vor Biden.

Eine Umfrage des Wall Street Journal zeigt ähnliche Herausforderungen für Trump. Laut aktueller Zahlen soll DeSantis Beliebtheit bei den Republikanern bei 86 Prozent liegen, während Trump auf 74 Prozent gefallen ist.

Lachnummer oder strategischer Spielzug: Wer lacht zuletzt?

Dennoch sollten weder Republikaner noch Demokraten Trump zu früh abschreiben. Vor allem Trumps Einstellungen in Bezug auf Grenzsicherheit, Einwanderung, Kriminalität, Handel und Energieunabhängigkeit ist bei der Mehrheit der Wähler nach wie vor beliebt – auch wenn er als Übermittler immer weniger akzeptiert wird. 

Letztlich muss man sich eingestehen, dass es für Trump scheinbar keine schlechte Publicity gibt – und schlechte PR ist immer noch besser als gar keine. Immerhin hat er mit seinem Wahlkampf 2016 gezeigt, dass er ohne weiteres die Regeln des politischen Marketings über Nacht verändern kann. Ein Blick zurück zeigt, dass Trump bei seinem erfolgreichen Wahlkampf kaum Geld für traditionelle Werbung ausgegeben hat und selbst gegen die Anti-Trump-Werbung seiner Opponenten immun war. 

Trumps Erfolgsgeheimnis ist seine absurde Persönlichkeit

Stattdessen setzte Trump auf die Macht von Content Marketing und sozialen Medien. Mit dieser Strategie war er nicht nur erfolgreich, sondern wurde auch noch Aushängeschild für all das, was die Revolutionäre der Neuen Medien seit Jahren predigen. Erschreckenderweise war Trumps Erfolgsgeheimnis seine einzigartige Persönlichkeit. Denn dauerhaft für Aufmerksamkeit zu sorgen ist nur möglich, wenn es sich um eine Person handelt, die von Natur aus, wenn auch im negativen Sinn, dauerhaft faszinierend ist.

Und genau deshalb könnten auch die Trading Cards genau in Trumps Plan und seine einzigartige Auffassung von Marketing passen. Letztlich sind NFTs eine absurde Kunst. Käufer zahlen nicht für ein physisches Objekt, sondern eine Idee. Und Trump macht genau das mit seiner Politik, die nichts Handfestes, sondern eher ein Kollektiv von Gemeinschaftssinn ist. Dabei sind die Vorteile weder wahrhaft identifizierbar noch fungibel.

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