Javier Milei / Imago Images

Javier Milei im Porträt - Der Kettensägenpräsident

Argentinien hat den Anarchokapitalisten Javier Milei, zuvor ein politischer Außenseiter, zum Staatschef gewählt. Sein radikales Programm ist eine Antwort auf Jahrzehnte des wirtschaftlichen Niedergangs, eine Art Schocktherapie für das Land.

Marcela Velez Plickert

Autoreninfo

Marcela Vélez-Plickert ist Wirtschaftsjournalistin und hat fünfzehn Jahre in Lateinamerika gearbeitet. Heute schreibt sie von London aus vor allem für die chilenische Zeitung Diario Financiero. Sie hat in Guayaquil, Santiago de Chile und London studiert.

So erreichen Sie Marcela Vélez-Plickert:

„Libertad, Libertad, Libertad“, schreit der Titel eines seiner Bücher. „Die Ketten sprengen, die uns davon abhalten zu wachsen“, so der Untertitel. Doch als neuer Präsident Argentiniens muss Javier Milei erkennen, dass er keineswegs ganz frei ist zu tun, was er will. Schon droht der mächtige Gewerkschaftsbund CGT mit Streiks und Blockaden, falls Milei sein radikales Programm, eine Art Schocktherapie, durchsetzen wolle. 

Der selbst ernannte „Anarchokapitalist“, zuvor ein politischer Außenseiter, hat im November einen Erdrutschsieg gegen den Kandidaten der Peronisten errungen. Mit fast 56 Prozent der Stimmen kam er in den Präsidentenpalast, die Casa Rosada. Doch im Kongress verfügt Mileis libertäre Partei nicht mal über ein Fünftel der Sitze und muss Allianzen mit der konservativen Partei von Ex-Präsident Mauricio Macri schließen. Statt einer ultraliberalen Revolution stehen nun Kompromisse an. 

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Georg Chiste | Fr., 29. Dezember 2023 - 14:51

Die Argentinier sehen doch auch was in anderen Ländern der Region passiert. Argentinien und Venezuela gehörten mal zu den reichsten Ländern Südamerikas. Wen wundert es, wenn die Argentinier nach einer Alternative aus der Wirtschaftskrise suchen und einen ultraliberalen Wirtschaftswissenschaftler (Kettensägenpräsident) wählen. Wenn er jetzt die ganzen Staatseingriffe, die diese Wirtschaftskrise mit verursacht haben zurücknehmen will, verwundert es doch nicht.
Vergleicht man mal den Klassenbesten in der Region Chile (Marktwirtschaft) mit dem Gegenmodell Venezuela mit seinen Sozialpopulisten Chavez und Maduro, dann sieht man, dass die Wirtschaftsleistung Chiles (bis 2020) dreimal so hoch war.

Henri Lassalle | Fr., 29. Dezember 2023 - 16:01

in einer wirtschaftlich dramatischen Lage. Man sollte jedoch bedenken, wer den wirtschaftlichen Niedergang wesentlich verursacht hat - das Volk wohl nicht, es sei denn, es hat zu lange passiv der Abwärtsspirale zugesehen. Das Land wird von seinen "Eliten" und Grossgrundbesitzer ausgelaugt, Gewinne werden im Ausland investiert, es gibt seitens der argentinischen Oberschicht keinen Wirtschaftspatriotismus - jeder will nur seinen Vorteil. Bald wird man wohl wieder Demos auf den Strassen sehen, vielleicht auch wieder geplünderte Geschäfte. Zur Zeit verbreitet der neugewählte Regierungschef nur heisse Luft.

Tomas Poth | Fr., 29. Dezember 2023 - 16:13

... haben sich den Schlachter selbst gewählt.
Ein spannendes Experiment. Im Moment toben seine Wähler gegen ihn.