Hamas-Demos in Deutschland - Islamischer Antisemitismus ist älter als Israel

Auf antiisraelischen Demonstrationen werden auf deutschen Straßen Parolen gebrüllt, die dem primitivsten Antisemitismus der Nazis zuzuordnen sind. Andere Slogans nehmen auf das 7. Jahrhundert Bezug, als es noch lange keinen jüdischen Staat gab, sondern Muslime Palästina gewaltsam einnahmen. 

Polizisten nehmen am Wochenende in Berlin-Neukölln einen Teilnehmer der Anti-Israel-Demonstration fest / dpa
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Autoreninfo

Alfred Schlicht ist promovierter Orientalist und pensionierter Diplomat. 2008 erschien sein Buch „Die Araber und Europa“. Sein Buch „Das Horn von Afrika“ erschien 2021, beide im Kohlhammer-Verlag.

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Wenn es um die Aktionen der Hamas – in Israel oder anderen Teilen der Welt – geht, wird gerne behauptet, diese seien verständlich oder gar gerechtfertigt durch die israelische Politik und die Repressionen, denen Palästinenser ausgesetzt seien. Es ist zwar zutreffend, dass Kritik an Israel legitim ist und es dort auch zu Menschenrechtsverletzungen kommt, pauschale Gewaltexzesse rechtfertigt dies jedoch keinesfalls. Außerdem ist nicht allein der Staat Israel Ziel der Hamas-Gewalt, sondern „die Juden“ schlechthin.  

Frühislamischer Judenhass  

Die Hamas steht hier in der Tradition des Urislam, der bereits deutlich antijüdische Züge aufwies. Dies wird gerne immer noch – auch bei uns – beschönigt und verschleiert. Bereits im Koran (Sure 5, Vers 51) wird Distanz zu Juden gefordert: „O ihr Gläubigen, nehmt Juden und Christen nicht als Freunde!“ Auch die Politik des Propheten nach der Gründung des ersten islamischen Staates in Medina (Yathrib), spricht eine eindeutige Sprache. Hier geht es nicht mehr darum, den Juden die Freundschaft zu entziehen, sondern um eindeutige Feindschaft.  

Zu Beginn seines Wirkens hatte Muhammad Juden (und Christen) durchaus positiv bewertet – in der Erwartung, sie würden sich ihm anschließen, da er sich in der jüdisch-christlichen Tradition sah, deren (krönenden) Abschluss er bildete. Als „Völker des Buches“, einer dem Koran verwandten Offenbarungsschrift, genossen sie Duldung. Gebetsrichtung war zunächst Jerusalem. Als sich die Hoffnung auf Konversion der Anhänger beider Schwesterreligionen zum Islam nicht erfüllte und Muhammad, der in Medina nach der Hidschra selbst zum „Staatschef“ geworden war, meinte, auf die Unterstützung der dortigen Juden verzichten zu können, erfolgte eine Kehrtwende seiner Politik. Gebetsrichtung wurde Mekka.  

 

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Jede seiner Schlachten gegen seine Widersacher in Muhammads Heimatstadt Mekka begleitete der Prophet mit Aktionen gegen einen der drei jüdischen Stämme in Medina. Zwei von ihnen wurden vertrieben, die Männer des letzten wurden ermordet, Frauen und Kinder wurden versklavt. Begründet wurden diese Gewaltaktionen mit Verrat, Illoyalität und Vertragsbruch seitens der Juden. 

Gewalt und Unterwerfung im Sinne des Frühislam wird angedroht

Auf Demonstrationen gegen Israel wird in Deutschland gerne auf das 7. Jahrhundert Bezug genommen, als es bestimmt keinen jüdischen Staat in Palästina gab, sondern Muslime Palästina gewaltsam einnahmen. 

So skandierten Palästinenser, unter denen viele demonstrativ als Hamas-Anhänger auftraten, den Slogan „Chaibar, Chaibar , ya Yahud – Dschaisch Muhammad sa-ya’ud“ (Chaibar, Chaibar, o ihr Juden – die Armee Muhammads wird zurückkehren). Dies bezieht sich auf das Jahr 628, als die jüdische Oase Chaibar, gut 150 km nördlich von Mekka, von den Muslimen eingenommen wurde. Damals wurden die Grundlagen gelegt für die Dhimma, das Reglement für die Existenz nichtislamischer Gemeinschaften unter islamischer Herrschaft. Die Juden durften in Chaibar bleiben gegen Zahlung eines Tributs und unter zahlreichen Auflagen und Einschränkungen.  

Dass sich Hamas-Demonstranten in Deutschland – beispielsweise 2017 und 2021 – auf diese historischen Präzedenzfälle bezogen und nicht auf wirkliche oder vermeintliche Diskriminierungen der Palästinenser im heutigen Israel, ist signifikant. Nicht Palästinenserrechte werden eingefordert, sondern Gewalt und Unterwerfung im Sinne des Frühislam wird angedroht („die Armee Muhammads wird zurückkommen“). 

Hamas und der Holocaust 

Noch drastischer und unverhohlener wird der Hass auf Juden ganz allgemein, wenn auf deutschen Straßen mehrfach und schon vor Jahren (z.B. in Gelsenkirchen 2014) skandiert wurde: „Hamas, Hamas, Juden ins Gas“. Dabei standen Hamas-Anhänger Schulter an Schulter mit deutschen Radikalen. 

Solche Slogans sind eindeutig – sie sind dem übelsten, brutalsten und primitivsten Antisemitismus der Nazis zuzuordnen. Selbst die naiven westlichen Islamversteher können dies nicht mit ihren oft von Ignoranz gekennzeichneten Narrativen entschuldigen. Wer den offenen Judenhass der Hamas leugnet, macht sich zum Komplizen. 

Kein Wunder, dass die Hamas vom Regime in Teheran (hier werden einmal Gegensätze zwischen Schiiten und Sunniten überbrückt), das sich durch starke Judenfeindschaft auszeichnet, unterstützt wird. 

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