Wirtschaft und Migration - Wo bleiben die Fachkräfte?

Es wäre falsch, gegen den deutschen Fachkräftemangel nur auf Zuwanderung zu setzen. Deutschland braucht einen radikalen Kurswechsel in der Wirtschafts- und Migrationspolitik.

Ein amerikanischer Trucker hat ein höheres Nettoeinkommen als ein deutscher Mediziner. Kein Wunder, dass so viele Fachkräfte auswandern / dpa
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Daniel Stelter ist Gründer des auf Strategie und Makroökonomie spezialisierten Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Zuvor war er bei der Boston Consulting Group (BCG). Zuletzt erschien sein Buch „Ein Traum von einem Land: Deutschland 2040“.

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Fachkräftezuwanderung kann einen wesentlichen Beitrag zur Sicherung des Wohlstands und zur Finanzierung der Sozialsysteme leisten. Doch um im internationalen Wettbewerb um Talente eine Chance zu haben, bräuchte Deutschland einen radikalen Kurswechsel in der Wirtschafts- und Migrationspolitik. Leider ist beides nicht abzusehen.

Das Problem ist bekannt: Die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (20 bis 66 Jahre) wird nach Berechnung des Statistischen Bundesamts von heute 51,8 Millionen je nach Zuwanderungsszenario bis 2050 auf 43,2 bis 47,4  Millionen schrumpfen. Schon bis 2030 verlieren wir 2,6 bis 3,5 Millionen potenziell Erwerbstätige. Frankreich und Großbritannien werden uns bis 2050 bevölkerungsmäßig und auch nach Wirtschaftskraft überholen.

Was können wir tun?

Die Folgen des Bevölkerungsrückgangs sind erheblich, sinkt doch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, während die Kosten der alternden Gesellschaft wahrhaft explodieren. Wissenschaftler des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung Wien haben im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung berechnet, dass wir schon bis 2040 mit einem Verlust des Pro-Kopf-Wachstums des Bruttoinlandsprodukts von rund 3700 Euro rechnen müssen. Insgesamt wird das Bruttoinlandsprodukt um 274 Milliarden Euro niedriger ausfallen als bei konstanter Bevölkerung, eine Lücke, die in den nachfolgenden Jahrzehnten noch deutlich größer werden wird.

Wollte man die Erwerbsbevölkerung stabil halten, fehlen uns 2,8 Millionen (2030) bis 5,2 Millionen (2040) Erwerbstätige. Wollte man die Quote Erwerbstätige/Rentner auf halbem Wege bei 2,4 stabilisieren, fehlen sogar drei Millionen (2030) beziehungsweise 11,2 Millionen (2040) Erwerbstätige. Diese Zahlen verdeutlichen den massiven Anstieg der Rentnerzahlen ab 2030.
Das führt zu der Frage: Was können wir tun, um die Entwicklung zu verlangsamen?

Mobilisierung der eigenen Potenziale 

Bevor wir auf die Möglichkeit kommen, die Lücke der Erwerbsbevölkerung durch Zuwanderung zu schließen, lohnt es sich, daran zu erinnern, dass wir noch einige Hebel in der Hand haben, um den Rückgang der Erwerbsbevölkerung zumindest in diesem Jahrzehnt aus eigener Kraft zu verringern: höheres Renteneintrittsalter, höhere Erwerbsbeteiligung, höhere Jahresarbeitszeit.

Je mehr wir bereit sind, diese Potenziale zu heben, desto weniger sind wir auf Zuwanderung angewiesen. In der politischen Praxis stellt sich die Lage jedoch anders dar. 

Eine Erhöhung des Renteneintrittsalters wäre nicht nur gerecht, sondern von den Lebensumständen her auch mehr als gerechtfertigt. Die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt in Deutschland belief sich 2015 für Männer auf 78,4 und für Frauen auf 83,4 Jahre – damit hat sich die Lebenserwartung seit dem 19. Jahrhundert rasant entwickelt und sich gegenüber den 1870er Jahren mehr als verdoppelt. 60-jährige Männer haben eine Lebenserwartung von 22 Jahren, 70-jährige noch eine von 14 Jahren. Für Frauen sieht es mit 25 beziehungsweise 17 Jahren noch besser aus. Das zeigt, dass längeres Arbeiten überhaupt kein Problem ist, wenn die längere Lebenszeit auch mit einer längeren Zeit des gesunden Lebens einhergeht. Dies wäre auch generationengerecht, müssen doch immer weniger Junge immer mehr Alte finanzieren. Mit Blick auf das erhebliche Wählerpotenzial der älteren Jahrgänge schreckt die Politik in Deutschland jedoch vor einer Erhöhung des Renteneintrittsalters zurück.

Die Vorschläge zur Steigerung der Erwerbsbeteiligung der 20- bis 66-Jährigen sind seit Jahren Gegenstand verschiedener Studien und Vorschläge. Deshalb ist es auch mehr eine Frage des Handelns als der fehlenden Analyse. Folgende Maßnahmen bieten sich an: Entlastung der Arbeitnehmer von Abgaben und Steuern (um so einen stärkeren Anreiz zu geben, am Arbeitsprozess teilzunehmen), Flexibilisierung des Übergangs von Teil- in Vollzeit und wieder zurück, bessere Betreuungsangebote für Kinder und geringere Grenzbelastungen der Einkommen.

Deutschland muss wieder mehr arbeiten

Ebenfalls wichtig wären Maßnahmen zur Reduktion der Anzahl Langzeitarbeitsloser und zur schnelleren Integration der Zuwanderer in den Arbeitsmarkt. Hier setzt die Politik seit Jahren falsche Signale durch die Ausweitung von Sozialleistungen und den Rückbau etwaiger Sanktionen. Im Gegenteil bleibt die Grenzbelastung mit Abgaben hoch, während die Transfers sich immer mehr in Richtung eines bedingungslosen Grundeinkommens entwickeln.

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Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) lag die jährliche Arbeitszeit in Deutschland 2018 bei 1363 Stunden. Damit waren wir das Land mit der geringsten Arbeitszeit. In den USA (1786), Italien (1723), Spanien (1701) und selbst in Frankreich (1520) wird pro Jahr deutlich mehr gearbeitet. Eine maßvolle Erhöhung der jährlich geleisteten Arbeitsstunden hätte den größten Effekt auf das Arbeitsangebot. Wollten wir den Rückgang der Erwerbsbevölkerung nur durch Mehrarbeit auffangen, müsste jeder Erwerbstätige im Jahr 2030 1452 Stunden arbeiten und im Jahr 2040 1541 Stunden. Dies entspräche einem Anstieg der Jahresarbeitszeit um 7 beziehungsweise 13 Prozent. Oder, auf die Woche umgelegt, einer Mehrarbeit von zwei bis vier Stunden.

Dass dies möglich ist, zeigt ein Blick in die Geschichte. Noch 1993 lag die Jahresarbeitszeit bei 1542 Stunden. Die Politik unterstützt derweil Forderungen nach einer Vier-Tage-Woche, so die Parteivorsitzende der Sozialdemokraten Saskia Esken: „Partiell haben wir für die Organisation unseres eigenen Lebens doch keine Zeit mehr, weil wir zu viel arbeiten.“ Diese Weigerung, die Hebel der Mehrarbeit zu aktivieren, erhöht die Lücke, die nun über Zuwanderung geschlossen werden soll. 

Abwanderung AUS Deutschland stoppen

Bevor man über Zuwanderung nachdenkt, bietet es sich an, auf die Abwanderung zu schauen. Immerhin kehren jedes Jahr über 200.000 Deutsche der Heimat den Rücken. Aktuell leben 5 Prozent der Deutschen im Ausland. Im Vergleich mit anderen OECD-Staaten liegt Deutschland hinter Polen und Großbritannien auf dem dritten Platz. Beliebte Länder für deutsche Auswanderer sind die Schweiz (200.000 deutsche Zuwanderer in den letzten zehn Jahren), die Vereinigten Staaten (127.000), Österreich (108.000) und Großbritannien (82.000).

Die Auswanderer aus Deutschland sind jünger und besser ausgebildet als der Durchschnitt der Bevölkerung und können ihr Einkommen im Ausland deutlich steigern. Die Unterschiede sind zum Teil gewaltig: So verdiente ein Assistenz­arzt an einem deutschen Krankenhaus 2018 brutto rund 81.000 Euro und damit gerade einmal 4300 Euro mehr als ein Lastwagenfahrer, der in den USA für die Handelskette Walmart arbeitet. Nach Steuern und Sozialabgaben hat der amerikanische Trucker ein höheres Nettoeinkommen als der deutsche Mediziner.

 

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Es führt also kein Weg daran vorbei, dass die Löhne in Deutschland nach Jahren der Zurückhaltung deutlich steigen. Ebenso ist es an der Zeit, das Steuer- und Abgabensystem so umzubauen und den Staatsanteil auf ein angemessenes Maß zurückzuführen, dass netto mehr in den Taschen der Arbeitnehmer bleibt. Denn eines dürfen wir von qualifizierten Zu- und Abwanderern erwarten: dass sie rechnen können.

Es wird Zeit für „Exit-­Interviews“

Doch es dürfte nicht nur an den Einkommen liegen. In einigen Wissenschaftsbereichen findet Forschung nicht mehr in Deutschland statt. Der Zustand von Schulen und Infrastruktur ist bekanntlich schlecht. Verzicht und Rückschritt prägen die gesellschaftliche Debatte bei wichtigen Themen wie dem Klimawandel, nicht Aufbruch und Innovation.

Gute Unternehmen führen mit Mitarbeitern, die kündigen, „Exit-­Interviews“, um zu lernen und besser zu werden. Höchste Zeit, dass wir das auch als Land tun. Die wenigen Datenpunkte, die vorliegen, sind nicht ermutigend. Nicht nur sind die Auswanderer höher qualifiziert, sie sind auch noch deutlich gesünder (+24 Prozent) und glücklicher (+8 Prozent) als jene, die hierbleiben. Diese Abwanderung zu reduzieren, ist nicht nur naheliegend, und eine Ursachenanalyse dürfte auch dabei helfen, Deutschland für Zuwanderer attraktiver zu machen. Denn nur wer attraktiv für die schon hier Lebenden ist, ist es auch für Neuankömmlinge.

Auf qualifizierte Zuwanderer fokussieren 

Der Fachkräftemangel erreicht bereits jetzt – vor der Verrentung der geburtenstarken Jahrgänge – neue Höchststände. Nach Erhebungen des Ifo-Instituts sind schon heute 49,7 Prozent der Unternehmen beeinträchtigt. Nach Erhebungen des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung gab es 2022 für mehr als 630.000 offene Stellen rechnerisch keine passend qualifizierten Arbeitslosen.

Umgekehrt haben wir das Problem, dass immer mehr Menschen zwischen 20 und 35 über keinen Berufsabschluss verfügen. 2022 waren das immerhin 2,64 Millionen, verglichen mit 2,08 Millionen im Jahr 2016. Die Ursache ist vor allem in der Migration zu sehen: Von den 20- bis 34-Jährigen, die nicht in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, hat knapp ein Fünftel keine Ausbildung. Bei Gleichaltrigen ohne Migrationshintergrund gilt das nur für jeden Zehnten.

Die Politik wird nicht müde zu betonen, dass Deutschland nach Umfragen eines der beliebtesten Zielländer in der Welt ist. Mit Blick auf den demografischen Wandel ist es jedoch unerlässlich, vor allem auf qualifizierte Zuwanderung zu achten. Schon 2014 wurde in einer Studie der Bertelsmann-Stiftung vorgerechnet, dass die Zuwanderung nach Deutschland ein finanzielles Zuschussgeschäft ist, weil die Migranten eine zu geringe Erwerbsbeteiligung und zu geringe Einkommen aufweisen. Die konsequente Folgerung: „Eine Wiederholung der Gastarbeitereinwanderung ist weder hinsichtlich der erwähnten Tragfähigkeitslücke noch mit Blick auf den Arbeitsmarkt im 21. Jahrhundert ökonomisch sinnvoll. Wissend um die schon erwähnten demografischen Entwicklungen, ist es mit Blick auf die Wohlstandssicherung in Deutschland hingegen sinnvoll, ja geradezu geboten, qualifizierte Einwanderer ins Land zu holen.“

Die gigantischen Zuwanderer-Unterschiede 

Die Vorteile einer Fokussierung auf qualifizierte Zuwanderer liegen auf der Hand. Zunächst: Die Erwerbsbeteiligung ist durchweg höher. Im Schnitt weisen Zuwanderer nach Deutschland eine geringere Erwerbsbeteiligung auf als die schon hier wohnende Bevölkerung. Während die Beschäftigungsquote von Zuwanderern aus anderen EU-Staaten leicht über jener von Menschen ohne Migrationshintergrund liegt, liegt sie bei den anderen Gruppen auch noch zehn Jahre nach erfolgter Zuwanderung darunter. Besonders ausgeprägt ist der Rückstand bei Menschen, die auf dem Weg des Asyls zu uns kommen. Qualifizierte Zuwanderer hingegen sind rasch in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Die Einkommen qualifizierter Zuwanderer liegen ebenfalls deutlich höher. So lag der Medianlohn eines in Vollzeit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit deutscher Staatsbürgerschaft im Dezember 2020 bei 3541 Euro, Ausländer verdienten mit durchschnittlich 2638 Euro deutlich weniger. Während Vollzeitbeschäftigte aus Syrien (2195 Euro), Rumänien (2157 Euro), Bulgarien (2072 Euro) sowie aus Afrika ohne Nordafrika (2150 Euro) vergleichsweise geringe Medianmonatslöhne aufweisen, verdienen Inder (4800 Euro), Nord­europäer (4700 Euro) und Österreicher (4600 Euro) deutlich mehr. „Die meisten der aus Indien stammenden Beschäftigten gehen in Deutschland einer akademischen Tätigkeit nach, mehr als ein Drittel arbeitet in gefragten akademischen MINT-Berufen, also in den Bereichen Mathematik, Naturwissenschaften, Informatik und Technik.“

Auch lässt sich feststellen, dass die Integration qualifizierter Zuwanderer deutlich leichter fällt. „Integration gelingt nur, wenn sie nicht gepredigt werden muss, weil die Neubürger – unter welcher Gottheit und Hautfarbe auch immer – mit der Kompetenz für lebenslanges Lernen kommen. Solche Migranten verfallen auf das für ihr Fortkommen passende Verhalten von ganz allein“, stellte der Soziologe Gunnar Heinsohn einst fest. Und: „Schulversager dagegen integrieren sich fast niemals mit ihresgleichen aus fremden Kulturen“, was dann der Gettobildung Vorschub leistet.

Was qualifizierte Zuwanderer abschreckt

Was die Bildung der nachfolgenden Generation angeht, verdeutlichen die Ergebnisse des Ifo-Chancenmonitors die Vorteile qualifizierter Zuwanderung. Demnach gehen Kinder die in Geringverdienerhaushalten aufwachsen, in denen kein Elternteil Abitur hat, deutlich seltener auf das Gymnasium als Kinder von Eltern mit Abitur. Dies betrifft überwiegend Menschen mit Migrationshintergrund. Umgekehrt liegt die Wahrscheinlichkeit eines Gymnasialbesuchs bei keiner Gruppe so hoch wie bei gut verdienenden Haushalten, in denen beide Elternteile Migrationshintergrund und Abitur haben.

Qualifizierte Zuwanderer sind allerdings sehr umworben, denn nicht nur Deutschland erhofft sich eine Linderung seiner demografischen Probleme. Hier zeigt sich, dass Deutschland aus Sicht potenzieller Zuwanderer nicht besonders attraktiv ist. So steht ein gutes Bildungssystem an erster Stelle bei deren Wünschen, was mit Blick auf den Bildungserfolg der Kinder eingewanderter Hochqualifizierter nicht verwundert. Das zunehmend schlechte Leistungsniveau an deutschen Schulen dürfte hier eher abschreckend wirken.

Ein weiterer Punkt sollte zu denken geben: Die potenziellen Zuwanderer erhoffen sich – wenig überraschend – eine positive Einstellung gegenüber Migranten. Diese ist aber in Deutschland nicht unbedingt gegeben, zeigen doch Umfragen, dass mehr Befragte die bisherige Zuwanderung für nachteilig als für einen Gewinn halten.

Was bleibt zu tun?

Das führt zu der Frage, wie Zuwanderung gesamthaft gestaltet werden muss. Zum einen müssen wir attraktiver für qualifizierte Zuwanderer werden. Wie dargelegt, beinhaltet das alle Maßnahmen, die es auch attraktiver machen, im Land zu bleiben: Bildung, Abgabenlast, Infrastruktur, Offenheit für neue Technologien. Es muss möglich sein, in Deutschland aus eigener Kraft etwas aufzubauen.

Der Prozess der Einwanderung muss sich primär auf die Menschen fokussieren, die wir aus wirtschaftlichen Gründen anlocken wollen. Klare und transparente Kriterien – Punktesystem – mit schnellen Entscheidungsprozessen.

Da wir auch künftig unqualifizierte Zuwanderung haben werden – und diese auch in gewissem Maße brauchen –, müssen wir den Weg der Zuwanderung ändern. Heute nutzen viele Zuwanderungswillige das Asylrecht, weil ihnen ein anderer legaler Weg der Zuwanderung verwehrt wird. In der Folge dauert es sehr lange, bis eine Integration in den Arbeitsmarkt erfolgt – sofern diese überhaupt gelingt. Denkbar wären Aufnahmezentren in den Herkunftsländern, die neben einer Berufsausbildung auch Sprachkurse und Gesellschaftskunde anbieten. Nach erfolgreichem Abschluss sollte eine Einreise genehmigt werden.

Zuwanderung ist nicht die einzige Lösung

Ebenso ist es unerlässlich, die bereits zugewanderten Menschen zu einer höheren Erwerbsbeteiligung zu bewegen. Die „Einwanderung in die Sozialsysteme“ ist Realität. Migranten sind überproportional Hartz-IV-Empfänger, Armut ist in Deutschland überwiegend zugewandert. Dabei liegt das Transferniveau hierzulande zum Teil deutlich über dem Bruttoinlands­produkt pro Kopf der Herkunftsländer. Was bei uns also als „arm“ gilt, stellt sich aus Sicht der Empfänger ganz anders dar.

Kürzungen von Leistungen in Verbindung mit Anreizen zum Sprach­erwerb und zur Erwerbsbeteiligung, wie sie in Dänemark praktiziert werden, sind in der hiesigen Debatte zwar tabuisiert, wir können uns dieses Tabu angesichts der demografischen Entwicklung jedoch nicht mehr leisten.

Fazit: Zuwanderung kann einen Beitrag zur Linderung unserer demografischen Herausforderungen leisten. Dies setzt allerdings grundlegende Reformen voraus, die weit über die Erleichterung des Zuzugs qualifizierter Ausländer hinausgehen. Angesichts des weltweiten Wettbewerbs um Talente ist es höchste Zeit, dass Deutschland die Migration an den eigenen wirtschaftlichen Interessen ausrichtet.

 

Dieser Text stammt aus der September-Ausgabe von Cicero, die Sie jetzt am Kiosk oder direkt bei uns kaufen können.

 

 

 

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