Meyers Blick auf... - ...die westlichen Demokratien

Der Schweizer Journalist, Medienberater und Cicero-Kolumnist Frank A. Meyer spricht mit Cicero-Redakteur Alexander Kissler darüber, ob das Gesellschaftsmodell der westlichen Demokratien tatsächlich in Gefahr ist

„Demokratie ist eine Lebenseinstellung“, sagt Frank A. Meyer.

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christoph ernst | Fr., 9. November 2018 - 12:58

Frank A. Meyer zu lauschen gleicht immer einer Dosis wohltuender Vitame: Er belebt Herz und Verstand, schärft den Blick fürs Wesentliche und befeuchtet den überlebensnotwendigen Humor. Vielen Dank für diese wunderbar klugen mit uns großzügig geteilten Lebensweisheiten!

Simon Bertold | Fr., 9. November 2018 - 13:04

Wer hat denn das Freund-Feind-Denken bzgl. der AfD erfunden? Die AfD? Oder waren es nicht vielmehr die etablierten Parteien, die die AfD von vorneherein als Nazis bezeichnet und damit zum Feind erklärt haben? Wir hätten nicht diese Polarisierung, wenn die Altparteien in einen ehrlichen Diskurs mit der AfD eingetreten wäre. Aber das hätte natürlich die Ziele der Altparteien und ihren Willen, am Volk vorbeizuhandeln, offengelegt und gefährdet!

Nein, Herr Meyer, mit Ihrem letzten Statement verdrehen Sie die Tatsachen, so sehr ich Ihre Beiträge sonst auch schätze!

Theo van Gogh | Fr., 9. November 2018 - 20:33

Antwort auf von Simon Bertold

wann sagt etwas zum Populismus der sogenannten Mitte? In seinem letzten Satz hat. er das aber kurz angesprochen.

Dorothee Sehrt-Irrek | Fr., 9. November 2018 - 13:10

Sie sollten an den Schulen der Welt gehört werden!
Ich möchte Sie dahingehend beruhigen, dass die Demokratie nicht gelernt werden muss. Sie ist unser uns allen gegebenes Vermögen, unsere "Matrix".
Sowenig wie der Mensch eine Schule braucht, um Essen und Trinken oder das Laufen zu lernen, sowenig bedarf es der Einübung in Demokratie.
Es geht darum, sie allerorten zu ermöglichen, zu gestalten und zu bewahren.
Es gibt unterschiedliche Ausformungen.
Demokratie als Diktat, Alternativlosigkeit oder Schulaufsatz scheint mir momentan "der weisse Elefant oder rosa Elefant", sagt man so?
Ihre Kreativität hingegen Herr Meyer ist ansteckend:)
Freundlichst

Theo van Gogh | Fr., 9. November 2018 - 20:37

Antwort auf von Dorothee Sehrt-Irrek

Natürlich muss Demokratie geübt werden. das beginnt damit, wie Diskussionen mit Andersdenkenden geführt werden.Das hat Herr Meyer richtig angesprochen.

Sepp Kneip | Fr., 9. November 2018 - 16:14

Herr Meyer hat ja, wie in vielem, Recht. Vor allem, wenn er sagt, dass die Demokratie die derzeit beste Staatsform sei, die es gibt. Dass nur sie die Entfaltung der Individuen erlaube. Und dass die Rechtsstaatlichkeit das Rückgrat der Demokratie sei. Ja, dass die Deutschen froh sein könnten, nach dem Zweiten Weltkrieg in einer solchen Demokratie zu leben.

Bis dahin kann ich Herrn Meyer sehr gut folgen. Nun müssen wir aber in letzter Zeit feststellen, dass diese Demokratie doch von unseren Regierenden immer mehr ausgehöhlt wird. Die Frage von Herrn Kissler habe ich auch dahin gehend verstanden, ob dieses Regierungshandeln nicht die Demokratie zum Auslaufmodell werden lasse. Regieren gegen Recht, Gesetz und Aushöhlung der Gewaltenteilung, wie unter Merkel üblich, sind doch die Sargnägel für eine Demokratie. Wenn es Leute gibt, die darauf hinweisen, werden die als Populisten verunglimpft. Ja, das sind Populisten, im positivsten Sinne des Wortes. Sie sind Freunde der Populus des Volkes.

Brigitte Miller | Fr., 9. November 2018 - 18:39

Antwort auf von Sepp Kneip

Diese Aspekte , die Sie erwähnen, lässt Herr Meyer, dessen Erklärungen ich oft grossartig finde, aussen vor. Auch die Bemerkung "der Rechtspopulismus ist der, der uns beschäftigt" ist einseitig und entspricht doch nicht ganz dem, was zu beobachten ist.

Mathias Trostdorf | Sa., 10. November 2018 - 18:05

Antwort auf von Sepp Kneip

Uns nützt kein theoretisches Modell der "Demokratie", und wir brauchen auch keine Leute, die nur sich selbst als "Demkraten" verstehen und andere ausgrenzen, die in deren Augen keine "Demokraten" sind, weil sie den aktuellen Polit- und Machtkartellen nicht mehr folgen wollen. Die "Demokratie" in den westlichen Staaten muß dem Alltag standhalten. Und ob ein System wie unseres, welches anders moralisch defizitär ist andere, das Recht hat, sich über andere zu erheben, kann ich auch nicht beurteilen.
Wie sich heute ja zeigt, muß das "demokratische System" aber auch erst noch beweisen, ob es das geeignete ist, welches die immer mehr werden unterschiedlichen Interesen unterschiedlichster Gruppen und Verbänden noch zu einem konstruktiven Diskurs bringen kann, oder ob dieser Zustand ohne Zusammenhalt oder gesellschaftlich verbindendes Miteinander oder gar einer Vision nur noch weiter verwaltet wird, bevor sich die Mehrheit davon abwendet.

Jürgen Keil | Fr., 9. November 2018 - 16:54

Herr Meyer, vielleicht haben Sie ja recht, dass im Osten viele Menschen Demokratie noch lernen müssen. Aber meiner Meinung nach, haben im Westen viele Menschen echte Demokratie wieder verlernt. Oder definieren Demokratie so, wie es ihnen am besten passt. Zur Demokratie gehören eben auch Kritik, das Hinterfragen und das Aussprechen anderer politischer Ideen und Ansichten, sowie der Respekt vor diesen Anderen. In Abwandlung eines alten Sprichwortes: Viel Linke sehen den Wald vor lauter Nazis nicht.

Wilhelm Maier | Fr., 9. November 2018 - 17:29

„Der Populismus setzt aus Freund-Feind... Also, man muss eben einen Fein besiegen. Das ist die Zerstörung der demokratischen Kultur.“ Wie immer...
Schauen wir wie das es in unsren USA, DE und EU- kreißen sich immer weiter entwickelt als „Umgang“ mit Nachbarn: Wer nicht für uns ist, ist gegen uns.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/bush-vor-dem-kongress-wer-nicht-f…
usw.
Richtig ist doch aber: Wer nicht gegen uns ist, ist für uns.
Und auch im Blick auf andere Länder in die die Demokratie hinein- gebombt worden ist? in den letzten fast 20 Jahren:
https://www.heise.de/tp/features/Der-amerikanische-Krieg-gegen-den-Terr…
„Demokratie ist eine Lebenseinstellung“ nur in unsren Welt ist die noch nicht Ideal. Leider.
Und es gibt doch noch viel zu tun...
Danke.

Jacqueline Gafner | Fr., 9. November 2018 - 17:50

mit dem Gehörten, wobei man gut herausspürt, dass hier ein Schweizer spricht, der in Deutschland lebt. Wenn ich (als Landfrau von Herrn Meyer) sehe, wie sich alle schon etwas länger (oder wieder) im deutschen Bundestag vertretenen Parteien in seltener Einmütigkeit bemüssigt fühlen, den Newcomer in diesem Kreis bei jeder sich bietenden Gelegenheit als nicht demokratische Partei zu schmähen und sie angestrengt aussen vor zu lassen suchen, frage ich mich schon, wie weit her es mit dem demokratischen Selbstverständnis der etablierten Parteien tatsächlich ist. Denn eines scheint doch klar: wenn die AfD eine Partei ist, die nicht auf dem Boden des deutschen Grundgesetzes steht, hätte man sie nicht zu den Wahlen zulassen dürfen, sondern verbieten müssen. Ähnliches gilt für die pointierte Kritik deutscher Politgrössen an die Adresse von Ungarn und Polen, sich auf rechtsstaatlich höchst dünnem Eis zu bewegen, ohne dass deswegen ein Ausschluss aus der EU je ein Thema wäre. Schlüssig ist anders.

Ihre Kommentare, liebe Frau Gafner, lese ich gerne; denn sie zeugen von einem
klaren und kritischen Blick auf die politische Landschaft in Deutschland.
Ich höre mir auch immer die Bemerkungen von Herrn Meyer an.
Er hat dieses Mal wieder viel Richtiges gesagt, aber in einem Punkt muß ich ihm
deutlich widersprechen: Das Freund-Freind-Denken, das er zu recht als nicht demokratisch und zielführend beklagt, ist n i c h t durch Reden und Agieren der AfD in die politische Diskussion gelangt, sondern durch die von vornherein überaus
feindliche Haltung a l l e r Altparteien und der mit ihnen verquickten
Medien gegenüber der neuen Partei.
Dieses Faktum läßt sich eindeutig belegen.
Die sich für moralisch überlegen haltenden, schon länger bestehenden Parteien
haben n i e den offen-freundlichen Dialog mit der AfD und deren Anhängern gesucht, obwohl - wie Sie zutreffend schreiben - die AfD ohne jegliche Bedenken zur Wahl zugelassen wurde.
Sind diese also (noch) gute Demokraten? Wohl kaum.

Yvonne Walden | So., 11. November 2018 - 12:33

Kaum jemand redet davon, daß auch die westlichen Demokratien ein Torso sind. Denn Demokratie bedeutet bekanntlich Volksherrschaft, also auch die Verfügungsgewalt über Wirtschaft und Finanzkapital. So lange wir als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unsere eigene Meinung am Werkstor oder beim Pförtner abzugeben haben, bleibt diese Demokratie ein Torso. Erst die Verwirklichung des Artikels 15 unseres Grundgesetzes (Sozialisierung - Vergesellschaftung) würde daran etwas ändern. Nur, welche politische Partei - außerhalb der Partei DIE LINKE - will diese Verfassungsnorm durchsetzen.
Darüber sollten sich sowohl Politikerinnen und Politiker als auch Journalistinnen und Journalisten ernsthaft Gedanken machen.

Harro Meyer | Mo., 12. November 2018 - 12:16

Man kann natürlich alles für den einfachen Menschen verständlicher machen, so, wie der Kirchenlehrer Augustinus für das Christentum auf Basis der griechischen Philosophie von Sokrates und Plato Gott für den Christen verständlicher gemacht hat.
Damit ist das Problem aber nicht gelöst: Wie beteilige ich Millionen Menschen an einer einvernehmlichen Urteilsfindung? Da gibt es keine Lösung, Herr Meyer, ein Teil fällt immer hinten runter, es geht nur darum, diesen Teil möglichst klein zu halten, auch dann, wenn er die bessere Meinung vertritt.