Literaturen im November - Weltordnung, Wokeness, Waldhütte

Herfried Münkler wirft einen Blick auf die Weltordnung des 21. Jahrhunderts, Bernd Stegemann kritisiert die ausufernde Identitätspolitik, und Louis-Ferdinand Céline besticht durch ein ganz und gar unheroisches Antikriegswerk.

Literaturen im November / picture alliance
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Das System der Fünf

Nicht universale Werte und Normen, nicht religiöse und kulturelle Prägungen: Macht und geopolitische Imperative werden nach Herfried Münkler die künftige Weltordnung prägen.

Ordnung? Welche Ordnung? Ist die Welt nicht schon lange in Unordnung? Politisch, wirtschaftlich, gesellschaftlich. Wann gab es zuletzt so etwas, das sich als Ordnung bezeichnen ließ? Im alten Kalten Krieg? Ost gegen West – ganz geordnet, mit klaren Interessen und Fronten, so zumindest heute die verklärende Wahrnehmung im Kontrast zum gefühlten Chaos der Gegenwart.

Herfried Münkler tritt an, um in eine „Welt in Aufruhr“ zumindest etwas Ordnung im Sinne eines Überblicks über mögliche Konstellationen und Szenarien zu bringen. Ein ambitioniertes Vorhaben. Aber wer, wenn nicht der emeritierte Professor für Politikwissenschaft an der Berliner Humboldt-Universität hätte den in zahlreichen Standardwerken zur Geschichte kleiner und großer Mächte nachgewiesenen Sachverstand in Deutschland, um seinem Publikum eine Ahnung davon zu geben, wohin es geopolitisch in den nächsten Jahren gehen wird?

Doch auch Münkler ist vorsichtig. Zwar sagt er voraus, dass China, Russland, Indien, die USA und die EU die Weltordnungsmächte des 21. Jahrhunderts sein werden. Aber diese Prognose stellt er unter den Vorbehalt, dass Einzelne von ihnen durch andere, zunächst der zweiten Reihe angehörende Mächte ersetzt werden könnten. Insgesamt jedoch soll nach seiner Analyse das System der fünf Vormächte, die „Pentarchie des 21. Jahrhunderts“, Bestand haben.

Die Folgen dürften gravierend sein

Die Folgen dürften gravierend sein – nicht zuletzt für die weiterhin auf weltweiten Export ausgelegte Wirtschaft Deutschlands: Nach Münklers „System der Fünf“ wird sich anstelle der zeitweilig erwarteten global integrierten Wirtschaft ein Nebeneinander von mehreren ökonomisch hochgradig integrierten Großräumen entwickeln, die untereinander zwar Verbindungen hätten, aber diese würden, verglichen mit der Integration im Innern dieser Räume, eher schwach und dünn sein. Jede Seite werde darauf achten, dass sie den Export von Hochtechnologie wie strategisch relevanten Rohstoffen unter Kontrolle behalte und gleichzeitig in beiden Bereichen strategische Autonomie aufbaue.

Letzteres sieht Münkler nicht ohne größere Einflussgebiete als möglich an, auf deren Wirtschaft die Handelsvorgaben der Zentralmacht ausgeweitet würden. Dem Austausch zwischen dem amerikanischen und dem europäischen Wirtschaftsraum misst er dabei zwar eine Sonderstellung zu. Aber wie weit diese gehen könne und ob die Europäer auch in Zukunft einen größeren Wirtschaftsaustausch mit China pflegen würden, sei von Entwicklungen abhängig, die sich nicht zuverlässig vorhersagen ließen.

In Münklers Augen spricht jedoch vieles dafür, dass sich ein beträchtlicher Teil des europäischen Chinageschäfts in absehbarer Zeit auf Indien verschieben wird, und zwar weniger aus genuin wirtschaftlichen als aus geostrategischen Gründen: Es gehe einerseits um die Möglichkeit ökonomischer Einflussnahme, dazu eine schrittweise Umstellung Indiens von Militärgerät russischer Herkunft auf eines, das aus dem Westen, den USA, aber auch Europa, stamme, und andererseits um eine Begrenzung der Dynamik Chinas.

Die fünf Zentren der künftigen Weltordnung bilden für Münkler nicht nur gegeneinander abgegrenzte Wirtschaftsräume aus, die auf die Möglichkeit einer gewissen Autarkie hin ausgelegt seien, sondern sie entwickelten für diese Räume auch je eigene Ordnungen von Regeln und Werten, nach denen sie die Binnenstrukturen ihres Raumes organisierten. Dies führt nach Münklers Beschreibung zu einer Zweiergruppierung innerhalb seines Fünfersystems, bei dem sich nicht nur demokratische und autoritäre, sondern auch individualistische und gemeinschaftsbezogene Ordnungen einander gegenüberstünden. In Ersteren stellten Individualrechte die Grundlage der Ordnung dar, die als Menschen- und Bürgerrechte ausgestaltet seien, was politisch eine liberaldemokratische Ordnung voraussetze. In Letzteren stehe die Vorstellung der Gemeinschaft im Zentrum, und gemessen an ihren Erfordernissen werde über Rechte und Pflichten der Menschen entschieden, was auf eine autoritäre Ordnung hinauslaufe.

Wie kommen wir Europäer in solch einer Welt klar?

Die sich in Münklers Wahrnehmung gegenwärtig herausbildende Weltordnung ist dabei keine der universalen Werte und Normen, wie dies die Erwartung nach dem Ende des alten Kalten Krieges war. Aber es ist nach Münklers Wertung auch nicht die Ordnung, die Samuel Huntington in „The Clash of Civilizations“ antizipiert hatte, als er überwiegend Kulturkreise zur Grundlage der weltpolitischen Strukturen erhob und dabei Traditionen und Religionen eine ausschlaggebende Bedeutung für die politische Ordnung der Welt beimaß. Seinem amerikanischen Kollegen bescheinigt er, dabei genuin machtpolitische Fragen eher gering veranschlagt zu haben. Hingegen sei die sich zurzeit entwickelnde Weltordnung, die Münkler in seinem Buch in modelltheoretischer Sicht – als ob sie schon vollendet wäre – analysiert, stärker durch macht- und geopolitische Imperative als durch religiöse und kulturelle Prägungen gekennzeichnet.

Wie kommt man in solch einer Welt klar? Nicht zuletzt die Europäer? Auch Münkler bescheinigt ihnen, dass der gegenwärtige Zustand der EU, von der Ressourcenbasis bis zu den außen- und sicherheitspolitischen Kompetenzen der Brüsseler Kommission, kaum dafür geeignet sei, dass Europa eine weltpolitische Rolle spiele. Zugleich weist ihm der komplexe Aufbau des Europaprojekts einen Weg zur Lösung des Problems: Die politische Ordnung Europas bestehe aus einem Kreis von Kreisen, die nur teilweise miteinander deckungsgleich seien wie EU-Mitgliedschaft oder Zugehörigkeit zum Schengenraum und Euroraum.

Diesen Kreisen empfiehlt Münkler einen weiteren Kreis hinzuzufügen: den der Mächte, die im Wesentlichen die Lasten der globalen Politik zu tragen hätten. Diese könnte nach seiner Zählung ebenfalls auf eine Fünfergruppe hinauslaufen, zu der dann Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien sowie Polen gehören würden. Damit gibt Münkler den Europäern eine Perspektive, auch in der geopolitischen Welt des 21.Jahrhunderts eine Rolle zu spielen.  Thomas Speckmann

Herfried Münkler: Welt im Aufruhr. Die Ordnung der Mächte im 21.Jahrhundert, Rowohlt, Berlin, Berlin 2023. 528  Seiten, 30  €

 

Verteidigung der Aufklärung

In seinem neuen Essay feiert der Publizist Bernd Stegemann den menschlichen Universalismus.

Es kommt etwas überraschend und dann doch wie folgerichtig, als das Adjektiv erstmalig ausgerechnet im letzten Satz auftaucht: glücklich. Doch zunächst zeichnet Bernd Stegemann ein so brillantes wie griffiges Porträt des neuen Karrieristen in der politischen Begriffswelt: Identitätspolitik. Er schreibt gegen die identitären Kräfte an, die er als archaisch und zugleich zeitgenössisch ausmacht und sehr lebendig sowohl rechts wie links im politischen Spektrum aufspürt. Identitätspolitik zerstöre, so Stegemann, die Errungenschaften der Aufklärung, der Demokratie, des Sozialstaats.

Seine Leidenschaft gilt der Verteidigung des aufgeklärten Geistes, der den menschlichen Universalismus feiert, nicht eben als Ideologie, sondern als eine geschundene und diskreditierte Wahrheit. Ob America First oder Black Lives Matter, jede Wir-Rhetorik führe zur Abwertung des Anderen und somit zu Konflikt und letztlich Krieg. „Identitätspolitik verletzt diese Gleichheit (aller Menschen), indem sie verschiedene Regeln für die verschiedenen Gruppen fordert“, so der Dramaturg und Publizist. „Sie stiftet Feindschaften, wo sie Gleichberechtigung schaffen will, und sie verhindert Kompromisse, wo sie Lösungen erzwingen will.“

In den Angeboten der Identitätspolitik sieht er eine „Stressreaktion auf die Zersplitterung der Gesellschaft“. Deren „dialektische Pointe“ darin besteht, dass sie den Auslöser nur noch vergrößert, den sie eigentlich bekämpfen will, nämlich diese Atomisierung der Menschheitsfamilie.

Diese Zersplitterung findet ihre Ursache laut Stegemann in den postmodernen Theorien der Dekonstruktion. Alle gesellschaftlichen Bindungen, traditionellen Formen der Vergemeinschaftung und die Zwänge der Zuschreibungen sollten als Machwerk der Mächtigen erkannt werden, jede „Eigentlichkeit“ verschwinden.

 

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Verblüffend seine Parallele zur Ökonomie: Auch der neoliberale Kapitalismus habe in Bindungen nur Markthemmnisse gesehen, die folglich „dekonstruiert“ werden mussten. Sowohl die gesellschaftliche Liberalisierung als auch die wirtschaftliche Entfesselung haben bei der neueren Identitätspolitik an der Wiege gestanden.

Cancel Culture, woker Aktivismus, Critical-Race-Theorie, viele dieser „Kipppunkte“ der Identitätspolitik werden von Stegemann dechiffriert. Schließlich zeigt er, wie die Kulturkämpfe, die aus dem Inneren des westlichen Denkens stammen, sich eben selbst gegen diesen Westen wenden. Wladimir Putin nutze das „Narrativ des Postkolonialismus“ inzwischen derart geschickt, dass er für diese Redeweise auf amerikanischen Hochschulen Beifall bekommen könnte.

Der Westen muss Selbstbewusstsein lernen, sagt Stegemann. Rabatt auf den Universalismus dürfe es nicht geben. Und kurz bevor er selbst resignativ abdriftet, führt er die neue Kategorie ein. Gegen die Identitätspolitik und die „Kriegslogik der doppelten Standards“ zu kämpfen, würde sich lohnen. „Denn die Menschen, die mit den Ideen der Freiheit und Gleichheit zu leben gelernt haben, werden in einer solchen Lebensweise nicht glücklich werden können.“  Volker Resing

Bernd Stegemann: Identitätspolitik, Matthes & Seitz, Berlin 2023. 110  Seiten, 12  €

 

Und Chaos gebiert die Ordnung

Aus der Zeit gefallen: Christian Lehnert ist einer der letzten Dichterpriester.

Ein Mann, ein Haus und ein uralter Text – diese Koordinaten klingen zunächst nach einem recht sparsamen Plot. Aber der Schein trügt. Denn worum es Christian Lehnert in seinem neuen Prosawerk geht, sind nicht mehr und nicht weniger als die ganz großen Sinnfragen unseres Daseins. Woran können wir glauben, und wo zeigt sich Gott in einer zunehmend im Chaos versinkenden Welt?

Antworten sucht der Ich-Erzähler in der Einsamkeit einer Waldhütte. Er beobachtet Tiere, denkt über eine Natur unter dem Damoklesschwert des Klimawandels nach. Immer wieder betet er, gibt sich Tagträumen hin und macht keinen Hehl daraus, dass ihn nicht zuletzt eine Lebenskrise in die Askese getrieben hat. Ohne allzu bemüht Querverbindungen zu diesem Einzelschicksal herzustellen, lässt der 1969 in Dresden geborene Autor überdies einen kanonischen Text mitlaufen, einen, der uns das Fürchten lehrt, nämlich das Johannes-Evangelium, bekannter unter dem Namen Apokalypse. Dieses archaische Zeugnis über den Untergang der alten Ordnung, der mit Posaunen und Engelsscharen eingeleitet wird, erweist sich für den Protagonisten (und uns) bald als ein vieldeutiges Lehrbuch zur Existenz auf Erden.

Wohltuend unzeitgemäßer Mut zur Transzendenz

Anders als die gängigen Interpretationen setzt der Theologe Lehnert in seinen zugegeben hier und da etwas zu pastoral geratenen Exegesen auf eine Neubetrachtung jenes prophetischen Textes. Indem er allem voran über dessen diverse Widersprüchlichkeiten und schiefe Metaphern sinniert, belegt er eindrucksvoll die Unabschließbarkeit der Offenbarung, die zumindest aus der Perspektive Lehnerts durchaus auch viel Hoffnungsvolles bereithält.

Im ansonsten zerstörerischen Feuer wird mit einem Mal das Leuchten einer neuen Ära gesehen, der im Lamm aufschimmernde Christus entpuppt sich indessen als Vorbild für die stets notwendige Verwandlung des Menschen. Dass sich in dem Urtext vor allem Gewalt Raum bahnt, begründet wiederum eine erkenntnisreiche Dialektik. Nur weil es das Böse gibt, kann sich das Gute bewähren – all dies vereint in Gott, all dies umfasst von den Mauern eines abseitigen Gebäudes in der Wildnis, das von Anfang an symbolisch für den inneren Kosmos des Ich-Erzählers und für den äußeren der Menschheit als Ganzes steht.

Fertig, vollendet ist es allerdings noch lange nicht, was sich dem Autor zufolge insbesondere in dem aller Zeitlogik enthobenen und von Irrungen und Wirrungen gekennzeichneten Bericht des Johannes zeige. Statt eines unveränderlichen Zustands müsse man ihn daher als offenes Fragment begreifen. Es reift weiter in Worten und Lesarten. Seine „Sprache eröffnet erst Wirklichkeit. Sie ist eine Tätigkeit, die immer auch vollzieht, was sie bedeutet.“

Und so wohnt dem offenen Endzeitgeschehen ein Geheimnis inne. Ganz enträtseln lässt es sich nicht. Trotzdem streckt der Stilist Lehnert mit arkanem Pathos sowie einem wohltuend unzeitgemäßen Mut zur Transzendenz seine „Fühler ins Ungewisse“. Halt und Orientierung gibt ihm allein die Schrift, die zu deuten zugleich dabei helfen kann, die oft beklemmende Wirklichkeit besser zu verstehen. Lesen hilft also, gerade bei solch formvollendeten Entwürfen wie „Das Haus und das Lamm“.  Björn Hayer

Christian Lehnert: Das Haus und das Lamm, Suhrkamp, Berlin 2023.

 

Kopffolter

50 Jahre nach seinem Tod provoziert Louis-Ferdinand Céline ein letztes Mal.

Dieses Buch ist ordinär, obszön, vulgär, pornografisch, rassistisch und sexistisch. Es verstößt nicht nur in dieser Hinsicht gegen alle literarischen und moralischen Konventionen unserer Zeit. Wäre es im Jahr 2023 verfasst worden, hätte sich wohl kaum ein Verlag dafür gefunden. Hätte es ein Zeitgenosse geschrieben, wäre der Literaturskandal geradezu programmiert.

Aber das Manuskript dieser Neuerscheinung ist schon fast 90 Jahre alt, und sein Autor war kein Geringerer als der Schriftsteller Louis-Ferdinand Céline, der wegen seiner antisemitischen Äußerungen und der Nähe zum Vichy-Regime als Enfant terrible der französischen Literatur gilt. Der 1932 erschienene Roman „Reise ans Ende der Nacht“ machte ihn weltberühmt. Céline inszenierte sich darin vor allem in Inhalt und Stil als später Antipode des schwelgerischen Marcel Proust.

1961 starb Céline als verfemter Skandalautor. Ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod tauchten plötzlich 6000 bislang unveröffentlichte Manuskriptseiten von ihm auf. Das im August 2021 in Paris der Öffentlichkeit präsentierte Konvolut war bis dahin verloren geglaubt. Denn der Kollaborateur Céline war im Juni 1944 wenige Tage nach der Landung der Alliierten in der Normandie aus Paris geflüchtet und hatte dabei alle seine Papiere zurückgelassen.

„Krieg“ nimmt ein fiktives, fast romantisches Ende

Mit „Krieg“ liegt jetzt das erste bislang unveröffentlichte Manuskript aus diesem „Jahrhundertfund“  – so der Verlag – in deutscher Übersetzung vor. In dem gut 140 Druckseiten umfassenden Fragment verarbeitet Céline seine eigenen Erfahrungen am Beginn des Ersten Weltkriegs, als er sich im Alter von 20 Jahren freiwillig für den Kriegsdienst meldete, aber bereits im Oktober 1914 während der Ersten Flandernschlacht schwer verwundet wurde.

„Krieg“ ist folglich ein Buch, das zwar mitten in einer Schlacht beginnt, aber im Hauptteil nicht auf den Schlachtfeldern spielt, wie der Titel vielleicht suggerieren mag. Nein, der Protagonist Ferdinand erlebt den Krieg vor allem vom Lazarett aus. Und er erlebt ihn hauptsächlich in seinem Kopf: als „Kopffolter“, wie eine der kongenialen Wortschöpfungen des deutschen Übersetzers Hinrich Schmidt-Henkel lautet.

Das Lazarett, eigentlich ein Ort der Ruhe und Genesung, erweist sich dabei als die eigentliche Tortur für die jungen Soldaten, die amputierfreudigen Ärzten und sadistischen Krankenschwestern ausgeliefert sind. Nicht einmal ihre Leichen sind vor der Schändung sicher. Ferdinand, der anfangs mit Schmerzmitteln sediert in einer Welt zwischen Realität und Halluzinationen lebt („Die Vergangenheit ist eine Hure, sie zerrinnt zu Träumereien“), gewinnt seinen Bettnachbarn Bébert zum Freund, der sich selbst verletzt hat, um dem Horror an der Front zu entkommen. Gemeinsam verlassen sie später tagsüber das Lazarett, um sich in Wirtshäusern und Bordellen zu vergnügen. Allerdings sind sie dabei ständig auf der Hut vor der Militärpolizei, die Simulanten als Deserteure kurzerhand hinrichtet.

Célines „Krieg“ nimmt schließlich ein fiktives, fast romantisches Ende, das aber zu der rasanten und unkonventionellen Erzählung passt, die sich letztlich als ganz und gar unheroisches Antikriegswerk entpuppt.  René Schlott

Louis-Ferdinand Céline: Krieg, Rowohlt, Berlin 2023. 192 Seiten, 24 €

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