Seyran Ates im Juni 2017 bei der Pressekonferenz zur Eröffnung der ersten liberalen Moschee der Welt in Berlin
Von den einen bewundert, von anderen bedroht: Moscheegründerin Seyran Ates / picture alliance

Doku über Seyran Ates - „Es ist, als hätte die Katholische Kirche eine Päpstin gekürt“

Im Juni 2017 hat die Anwältin Seyran Ates in Berlin eine Moschee gegründet, in der Männer und Frauen in einem Raum zusammen beten und eine Frau predigt. Eine Regisseurin hat sie das erste Jahr begleitet. Die Doku feiert die Frauenrechtlerin als Heldin

Ohne Verkleidung traut sie sich nicht mehr auf die Straße. Vom Landeskriminalamt wird Seyran Ates 24 Stunden am Tag bewacht, doch trotz Personenschutz hat Seyran Ates Angst. Die renommierte Anwältin bekommt Morddrohungen, seit sie im Juni 2017 in Räumen einer evangelischen Kirchengemeinde eine neue Moschee in Berlin eröffnet hat. Es ist nicht irgendeine Moschee, es ist eine liberale Moschee. Eine, in der Frauen und Männer in einem Raum beten – unter der Anleitung einer Frau.

„Das ist eine ganz neue Religion“

Ein weiblicher Imam, in den Augen orthodoxer Muslime ist das eine Todsünde. „Es ist, als hätte die Katholische Kirche eine Päpstin gekürt“, sagt die bekannte Filmemacherin Güner Balci. Für die ZDF-Dokumentationsreihe  „37 Grad“ hat sie Ates und ihre PR-Frau Marlene Löhr  ein Jahr lang begleitet, von den Mietverhandlungen mit der evangelischen Kirchengemeinde bis zu einer Trauung. Die Ibn Rushd-Goethe-Moschee, benannt nach einem arabischen Philosophen und Deutschlands Nationaldichter, ist dafür bekannt, dass sie gemischt-konfessionelle und homosexuelle Paare traut – ein weiterer Grund dafür, warum Islamisten nicht müde werden, zum Mord an der umstrittenen Juristin aufzurufen. Die knapp 30minütige Doku über den „Traum vom Religionsfrieden auf einer Insel der Toleranz“ feiert Seyran Ates als Heldin – und die Geschichte der Moschee als Erfolgsgeschichte. Das ist sie auch, aber ein bisschen mehr Distanz hätte dem Film trotzdem nicht geschadet. Nur einmal kommt ein Gegner der Moschee zu Wort. Es ist kein rauschebärtiger Muselmane, sondern ein Mittdreißiger mit Dreitagebart und Sonnenbrille. Er sagt: „Das ist eine ganz neue Religion“, die da praktiziert werde. 

ZDF-Mediathek, Mutig, cool und unverschleiert. Frauen gründen eine liberale Moschee. 

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Dennis Decker | Mi., 14. November 2018 - 11:42

Islam ist mehr als eine Religion, Islam ist eine Ideologie. Unter Christen gibt es auch viele unterschiedliche Strömungen und die bekämpfen sich nicht, im jedem Fall nicht blutig. So lange sich Muslime unter sich bekämpfen und andere Religionen nicht anerkennen, sollte Islam als Religion nicht anerkannt werden! Was für Einbussen an Freiheit bis zu israelischen Zuständen werden wir noch ertragen müssen?

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 14. November 2018 - 11:57

oder was glaubt man so wäre bei den Christen Deutschlands die Ökumene?
Luther wollte keine ganz neue Religion und bestimmt keinen dreißigjährigen Krieg.
ich halte die Evangelischen für keine ganz neue Religion sondern eine Entwicklung im Christentum.
Diese Toleranz wünsche ich dem Islam im 21. jahrhundert unserer Zeitrechnung.
Haben die Muslime unsere Zeitrechnung angenommen oder eine andere als wir?
Jedenfalls hat der Islam soviel Platz, dass auch Fraue Ates einmal ein halbes Stündchen abbekommen darf.

Christa Wallau | Mi., 14. November 2018 - 12:36

Bitte helfen Sie mir, liebe Mitkommentatoren: Wie ist es möglich, daß eine deutsche, anscheinend aufgeklärte Frau (M. Löhr) zum Islam übertritt, um dann - nach kurzer Zeit - alle Regeln dieser Religion zu übertreten und eine Art von total neuem Islam leben zu wollen.
Hat sie vorher nicht gewußt, zu welchem Gottesbild u. zu welchem Buch sie sich bekennt, wenn sie der Religionsgemeinschaft der Muslime beitritt?
Was fasziniert sie überhaupt am Islam? Einen Glauben an den einen Gott (Monotheismus) gibt es doch ebenso im Christen- und Judentum. Und selbst ohne Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft kann man an Gott glauben.

Frau Ates verstehe ich eher.
Sie ist in den Islam hineingeboren u. versucht
zu beweisen, daß man diese "Bindung" (religio =
Rückbindung) auch anders leben kann.
Allerdings ist dies naiv. Derartig radikale
Änderungen von heute auf morgen sind natürlich äußerst provokativ gegenüber den Orthodoxen u. von daher eher feuergefährlich als hilfreich.

das offenbar menschliche Grundbedürfnis nach Wahn (in seinen verschiedenen Ausprägungen) nicht verstehe. Doch im Fall von Frau Löhr lohnt es sich, die Doku hochaufmerksam zu verfolgen und die Zwischentöne nicht zu überhören. Frau Löhr scheint da zunächst ganz deutsch-naiv, wie schon so viel Frauen (und Männer - gerade erst eine Hochzeit im Bekanntenkreis mitbekommen) hineingeraten zu sein. Verführung, große Liebe, Blabla... Hochzeit nur unter Voraussetzung der Zwangskonvertierung(!). Nach der Hochzeit geht's bergab; "tägliches neu Aushandeln des Zusammenlebens", Ehegefängnis-Exit durch Trennung. Am Koran scheint sie dabei eben hängen geblieben zu sein. Und da sich heutzutage sowieso jeder seinen persönlichen Glauben strickt, ist es doch auch nur konsequent, sich Fr. Ates anzuschließen. Erkenntnis: "Die Religion passt, die Umsetzung ist kacke, will ich anders haben". Was sie genau fasziniert, müssten Sie Fr. Löhr fragen. Mich kümmert das auch nicht. Ich würde es sowieso nicht verstehen.

Wenn sie konvertiert. bekommt sie sofort eine positive, sehr herzliche, Anerkennung. Die Ausübung von regelmäßigen Ritualen vermittelt dem Menschen dazu häufig ein Gefühl, jetzt mache ich alles richtig.Das kann man natürlich auch alles im Christentum finden, aber nicht mit solcher anerkennden Aufmerksamkeit. Christliche Stundengebete finden eher im stillen Kämmerlein statt. Da könnten wir sicher noch etwas lernen.

Bernd Muhlack | Mi., 14. November 2018 - 13:02

Das ist ein Oxymoron!

Zitat: "„Das ist eine ganz neue Religion“, die da praktiziert werde."
Und das wird zu enormen Spannungen führen, obwohl hier bereits genug unnötiger Rabbatz gemacht wird. Und Seyran Ates erhält Polizeischutz, aha soso. Und Frau Asia Bibi aus Pakistan möchte angeblich nach Deutschland, sicherlich benötigt sie dann ebenfalls Polizeischutz.

Man mag das ja alles für ganz toll halten, jedoch muss man sich dann auch eingestehen, dass die Mehrzahl der hiesigen Muslime eben vollkommen konträr gepeilt ist; und das aus deren Sicht wohl zu Recht, nicht wahr?

Bernhard K. Kopp | Mi., 14. November 2018 - 13:50

Es ist eine neue, aufgeklärte Interpretation der islamischen Religionsausübung. Bei aller Sympathie für Frau Ates, und auch Sympathie für das Bedürfnis sie in höchsten Tönen zu loben, sie ist keine Päpstin, und es ist auch nicht 'wie eine Päpstin küren'. Ates ist ein Mückenstich in den Islam-Elefanten. Allein in D haben wir hunderte Moscheen in denen radikaler Salafismus propagiert wird. Es gibt ca. 1000 Erdogan-Beamte, die als Imame in islamischen Gemeinden nur in D wirken. Alle Wähler von links-grün haben über die letzten 30 Jahre stillschweigend und Schritt für Schritt erlaubt, dass es heute so ist wie es ist. Ich nenne das 'Spaltung der Gesellschaft' durch links-grün. Im Vergleich dazu ist die AfD ein Fliegenschiss.

Bernd Lehmann | Mi., 14. November 2018 - 16:01

Antwort auf von Bernhard K. Kopp

es gibt 100 Moscheen in Berlin, der Hauptstadt Deutschlands. Welches islamische Land läßt 100 christliche Kirchen in seiner Hauptstadt zu? Gucken wir mal . Ankara, null, Riad, null, Kairo, null, Islamabad , null, Kabul, null.
Muss an mir liegen...

Bernhard K. Kopp | Do., 15. November 2018 - 07:13

Antwort auf von Bernd Lehmann

Ihre Anmerkung ist natürlich richtig, aber wir haben die Situation, dass ein Bundespräsident und die Bundeskanzlerin, unter Applaus von Links-Grün, gesagt haben 'Der Islam gehört zu Deutschland'. Der Streit darüber, und über die Frage wieviel Raum wir der salafistisch/Saudi/türkischen Eroberungsideologie lassen, ist noch lange nicht ausgetragen. Unter dem Mantel von 'Religionsfreiheit' wird Politik gegen unsere Interessen propagiert und gemacht, die unseren inneren Frieden permanent beschädigt, und uns auch sehr viel Geld kostet. Wir müssen den Streit austragen. Wir sollten nicht aus Harmoniesucht immer nur nachgeben.

Christiane Bohm | Do., 15. November 2018 - 13:22

Antwort auf von Bernd Lehmann

In Kairo gibt es christliche Kirchen. Die ich aufgesucht habe, stand unter Polizeischutz

wie der Islam heute zu deuten und zu leben ist, wird aus Kairo von Sittenwächtern und "Religionsgelehrten" vorgegeben.
Die Ägypter haben eben auch ihre Erfahrungen mit der Muslim Bruderschaft, viele Deutsche die da Jahr für Jahr in Urlaub gefahren sind , haben nicht gewußt, das ein Drittel des Landes unter Ausnahmezustand steht.

Rolf Pohl | Mi., 14. November 2018 - 16:43

Erstens für Sie ganz persönlich, incl. körperlicher Unversehrtheit selbstverständlich. Zweitens mit Ihrem Projekt einer liberalen, muslimischen Gemeinde.

Henriette Schmitt | Mi., 14. November 2018 - 17:29

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Gemeine alles Durchhaltevermögen der Welt.

die Polizei heute abgezogen wird, ist es morgen mit dieser Gemeinde vorbei.
Die Religion des Friedens.

Fritz Gessler | Mi., 14. November 2018 - 22:01

frauen in deutschland/europa mit einer version ISLAM LIGHT (liberal und aufgeklärt) für eine durch&durch frauenfeinliche religion zu ködern, nicht auch noch glorifizieren.
der prophet empfahl für ungehorsame frauen stockhiebe. was empfhielt die liberale prophetin?

Christoph Rist | Mi., 14. November 2018 - 23:30

Artikel, dem ZDF-Fernsehbeitrag oder der Intention von Frau Ates zu tun. Auch über die Bewertung von Frau Hildebrandt wundere ich mich ein wenig. Sicher, über weite Strecke fehlt die kritische Distanz und es hätte der Reportage sehr gut getan bzw. den realen Kontrast viel besser herausgestellt, wenn sich die gefährlichen Musel-Fundamentalisten hätten öffentlich entblöden können! Der Päpstin-Vergleich hinkt natürlich auch. Leider! Ates hat nämlich noch keine "Islamische Weltkirche" begründet. Passender wäre daher der Vergleich mit einer selbsternannten katholische Pfarrerin, die vor Katholiken, Protestanten und Orthodoxen u. a. Splitterströmungen predigt sowie homosexuelle und gemischtreligiöse Paare verheiratet. Und DAS ist der Punkt! Diese Moschee ist so fortschrittlich, liberal und "religiös-inklusiv", dass alle christlichen Fundis hierzulande davon peinlich berührt sein müssten. Wenn irgendeine Islaminterpretation unkritisch betrachtet werden darf, dann bitte genau diese, nur diese!