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Olena Semenjaka

Streit um rechtsextreme Wissenschaftlerin - Die Stipendiatin mit der Hakenkreuzflagge

Das Wiener Institut für die Wissenschaften vom Menschen erkannte einer ukrainischen Wissenschaftlerin ihr Stipendium ab. Zum Verhängnis wurde ihr ihre Tätigkeit in der rechtsradikalen Szene. Doch ausgerechnet Rechtsextremismusforscher kritisieren die Entscheidung.

Autoreninfo

Thomas Dudek kam 1975 im polnischen Zabrze zur Welt, wuchs jedoch in Duisburg auf. Seit seinem Studium der Geschichts­­wissen­schaft, Politik und Slawistik und einer kurzen Tätigkeit am Deutschen Polen-Institut arbei­tet er als Journalist.

So erreichen Sie Thomas Dudek:

Wenn es um den wissenschaftlichen Dialog zwischen Ost- und Westeuropa geht, ist das unabhängige Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien eine Institution. Seit seiner Gründung im Jahre 1982 fördert es den geistigen Austausch zwischen Ost und West, zwischen Wissenschaft und Gesellschaft sowie zwischen einer Vielzahl von Disziplinen und Denkrichtungen.

Auf diese Weise hat sich das IWM zu einem Zentrum intellektuellen Lebens in Wien entwickelt“, rühmt sich das Institut auf seiner Internetseite. Jedes Jahr begrüßt das unter anderem vom österreichischen Bildungsministerium, seinem polnischen Pendant und dem tschechischen Außenministerium finanzierte Institut rund 100 Fellows und Gäste, die dort forschen. „Wissenschaftliche Fragestellungen auf der einen und praxisbezogene Projekte auf der anderen Seite sollen sich wechselseitig Impulse geben“, schreibt dazu das IWM.

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Tomas Poth | Do., 21. Januar 2021 - 17:20

Demokratie ist wenn jeder zu Wort kommen darf und nicht nur jene die gerade irgendeine Machtposition innehaben, um den Andersdenken zu Knebeln.
Eine Demokratie hält das auch aus und braucht keine Gesinnungsschnüffler und Diffamierer.
Wer Angst vor der anderen Meinung hat, erscheint mir als unsicher des eigenen Standpunktes und auch nicht demokratiefest zu sein.

Günter Johannsen | Do., 21. Januar 2021 - 18:52

Antwort auf von Tomas Poth

Das denke ich auch, Herr Poth. Man muss Andersdenkende nicht unbedingt lieben, aber als Menschen achten und sie ihrer Würde nicht berauben. Auch wenn diese Leute selbst weit davon entfernt sind, dasselbe mit Anderen zu praktizieren. Es wäre z.B. hier bei Cicero-Online ohne Menschen mit eigener/anderer Überzeugung für mich nicht nur langweilig und fade, sondern auch nicht produktiv. Weil - und davon bin ich 100 Prozent überzeugt - man in der Diskussion mit der anderen Meinung immer den eigenen Standpunkt neu formulieren muss und dadurch sein eigenes Profil schärft. Auch gehört es zur Demokratie, dass verschiedene Meinungen auf Augenhöhe nebeneinander stehen können. Auf Profilschärfung müssen die Immer-Rechthabenden verzichten und können deshalb nicht wachsen! Auch innere Reife kommt so nicht zustande.
"Ein Mensch - das trifft man gar nicht selten - der selbst nichts gilt, lässt auch nichts gelten." Eugen Roth.

Fritz Elvers | Do., 21. Januar 2021 - 22:45

Antwort auf von Tomas Poth

was macht man mit diesen geknebelten "Andersdenkenden"?

Vielleicht eine Doku über Babi Yar zeigen? Würde aber wohl auch nichts nützen, kennt die Dame sicherlich auch, um sich daran zu delektieren.

Ich habe keine Angst vor deren "Meinung", sondern verabscheue sie nur.

... es gibt viele Beispiele der Grausamkeiten die sich Menschen antun.
Um im Bereich der ehemaligen UdSSR zu bleiben, denken sie nur an die systematischen Verfolgungen mit Schauprozessen zu Zeiten Stalins. In der Zeit von 1936 bis 1938 mehr als 750.000 Todesopfer.
Also Hr. Elvers denken Sie an alle Opfer in allen Völkern auf allen Kontinenten. Selektive Auswahl nach politischer Präferenz hat das Geschmäckle daß die anderen Opfer nicht zählen.

Christa Wallau | Do., 21. Januar 2021 - 17:47

Genau d a s ist die richtige, grundlegende Frage.
Anders formuliert:
Ist es richtig, Menschen mit einer nicht-liberalen/ nicht-linken Einstellung automatisch von jeder Diskussion auszuschließen?
Führt das zu mehr Zufriedenheit in einem Staat?

Ich frage mich schon lange, wie es mit einer wirklich l i b e r a l e n Haltung vereinbar ist, daß die FDP sich gegenüber der AfD ablehnend (feindlich) verhält, anstatt sich mit ihr über gemeinsame Themen bzw. Standpunkte (wie z.B.
Anderung der Steuergesetzgebung in D) zu unterhalten.
Wenn man Menschen ausgrenzt, schneidet man das wichtigste ab, was es zwischen allen Menschen geben sollte: den Gesprächsfaden.
Glaubt man etwa, daß man damit eine Gesellschaft stabilisieren könne?
Eine solche Haltung drückt doch nur aus:
"W i r haben den einzig möglichen, weil richtigen
Standpunkt in dieser Welt, und wir reden nur mit unseresgleichen. Alle anderen betrachten wir als
Feinde, die es auszumerzen gilt."

Ist das wirklich liberal u. hilfreich?

"Was machen wir mit rechtsextremen Menschen?"

Was machen wir mit schimmligen Lebensmitteln,
alten Klamotten, Schuhen, Elektrogeräten?
Was machen wir mit WSD? = "Wir Schaffen Das!"

Olena Semenjaka?
Wer ist sie?
Ich kann sie eher nicht einschätzen. Wenn ich jedoch "Der Dritte Weg" lese, schrillen bei mir die Alarmglocken!
Natürlich gibt es eine rechtsextreme Basis in diesem unseren Lande!
"Basis" heißt auf arabisch übrigens al-Quaida!
(Ist das nicht bemerkenswert?)

Das BVerfG stufte vor einigen Jahren die NPD als "zu vernachlässigende marginale Randgruppe" ein, lehnte einen weiteren (untauglichen) Verbotsantrag ab; "die Infiltration, V-Männer".

Liberalität, Freiheit?!
Freiheit bedeutet immer die Freiheit des Anderen (m/w/d/x).
Jedoch ist "grenzenlose" Freiheit, Toleranz letztlich selbstzerstörend, nicht wahr?

Heute rautierte unsere Kanzlerin gewohnt selbstherrlich das "politische" Ende der Pandemie: 21.09.
Im Gegensatz zu Frau Wagenknecht durfte Kanzlerin Merkel in der DDR studieren

Ich fürchte, der Ausschluss begann als die AfD den rechten Rand als Wählergruppe für sich entdeckte. Zumindest war der Ausschluss seitdem nicht mehr umstritten. Als die AfD sich noch nur gegen die EU-Hilfen richtete, wurde sie zwar auch schon geschnitten, aber das war damals ausserhalb der Akteure noch unakzeptabel. Ich erinnere daran, dass bsw die Kritiker von Merkels EU-Rettungspolitik im Bundestag bei einer wichtigen Abstimmung kein Rederecht bekommen sollten, doch der Bundestagspräsident machte es möglich. PS: Ausgemerzt wurde und wird niemand in Deutschland. Den Job, Freunde und Familie kann es aber schon kosten. Freiheit ist halt nicht kostenlos.

sondern um deren Äußerungen.

Deshalb ist so verständlich wie logisch, dass die FDP mit der AfD nichts zu tun haben will.
Selbst durch Meuthens kleine Palastevolute hat sich nichts getan. Man muss sich nur anschauen, wie die rheinland-pfälzische AfD, ein angeblich überwiegend gemäßigter Landesverband, in den Landtagswahlkampf zieht.

Man kann nicht ständig mit Dreck werfen, um sich anschließend beleidigt in eine Ecke zu verziehen, weil keiner mehr mit ihm spielen will...

Was den Fall der ukrainischen Wissenschaftlerin angeht: In der Tat scheint es klug, unverdächtige (unpolitische), aber kluge Leistung von rechtem Blödsinn zu trennen.
Aber sicher ist es wichtig, immer auch den gesellschaftlichen Status der Betreffenden im Auge zu halten.
Das Wiener Institut wird sich durch die Auszeichnung einer bekennenden Rechtsextremistin eine ganz schöne Last aufladen.

Claudia Roth ist einmal hinter einem "falschen" Plakat hergelaufen. Das "Echo" kann man auch hier immer wieder mal hören.

teilweise widersprechen. In einer gerechten Gesellschaft (gerecht im Sinne des Kategorischen Imperativs) muss jeglicher Extremismus (gleich ob links, rechts, religiös etc.) bekämpft werden. Es ist weder gerecht noch liberal, Rechtsextremen zu gewähren, was man bei Linksextremen auch nicht sehen möchte. Wer den Hitlergruß zeigt, vor dem Hakenkreuz posiert, den 3. Weg als Verbündete versteht etc., hat den rechts-liberalen Raum verlassen. Niemand kann Toleranz verlangen, der nicht toleriert. Denn gerade die falsch verstandene Toleranz führt momentan dazu, dass linke, grüne und islamische Gruppen immer mehr unsere liberale Gesellschaftsordnung zersetzen. Wer sich für eine totalitäre Gesellschaftsordnung einsetzt, kann sich nicht auf angebliche Rechte und Unterstützung einer liberalen und gerechten Gesellschaftsordnung berufen, denn das wäre die Selbstzerstörung dieser freien Gesellschaft. Soviel Toleranz kann mit Sicherheit nicht verlangt werden, gleich aus welcher ideologischen Richtung.

Karl-Heinz Weiß | Do., 21. Januar 2021 - 19:01

Den Beitrag des Autors empfinde ich als sehr sachliche Schilderung des Sachverhalts.
Für Rechtsextreme über die Meinungsfreiheit hinaus noch zusätzlich staatliche Mittel zu gewähren-das ist völlig abwegig, unabhängig vom Thema. Stipendien für Studenten, die islamistisches Gedankengut verbreiten, wären dann folgerichtig.
Toleranz den Toleranten, keine Toleranz den Intoleranten.

Markus Michaelis | Do., 21. Januar 2021 - 20:32

"„Der Tag, an dem wir glauben, dass der Zugang zu akademischen Studien nur Liberalen vorbehalten ist, wird der Tag sein, an dem der Liberalismus stirbt“"

Genauso, wie man als Christ, als Europäer, etc. auf alle zugehen muss. Mir scheint das der Gedanke zu sein, dass das vertretene Prinzip als universell gedacht wird und daher sich am Ende ohnehin jeder Mensch anschließt oder dass man aus der Position der universellen Stärke heraus es zumindest jedem Menschen offen halten muss.

Ich halte das für falsch. Wir alle ringen um Prinzipien, wir alle suchen. Prinzipien haben auch immer eine starke Komponente, dass man sich zusammen mit anderen dafür entschieden hat - sie sind insofern auch immer fragil und verwundbar.

Aus meiner Sicht ist es, wie bei allen großen Fragen, eine nie endende Abwägung. Wahrscheinlich würde ich hier eher entscheiden immer auch mit Rechtsnationalen zu reden - sie aber nicht in den "Kern" aufzunehmen.

Christian van der Ploeg | Fr., 22. Januar 2021 - 06:43

Auch wenn ich finde, dass der immerwährende und völlig übertriebenen Kampf „gegen Rechts“ inzwischen völlig abstruse Dimensionen angenommen hat und das Verhalten gegenüber Deutschlands größter Oppositionspartei nur noch peinlich und kontraproduktiv ist, kann ich diese Entscheidung nachvollziehen. Jemand, der sich offen und aggressiv zu rechtsextremistischen Gedankengut bekennt (anders als die AFD), sollte nicht noch von EU Steuergeldern finanziert werden. Ich möchte auch nicht wissenschaftliche Arbeiten eines linksextremistischen Antifa von wissenschaftlichen Instituten finanziert sehen, das gleiche muss für rechtsextremische gelten.

Veronika Herbst | Fr., 22. Januar 2021 - 12:38

Antwort auf von Christian van …

"Ich möchte auch nicht [...] Arbeiten eines linksextremistischen Antifa von wissenschaftlichen Instituten finanziert sehen". Nun, dann müssen Sie sich jetzt wohl ganz fest beide Augen zuhalten, denn das ist der ganz reale Alltag. Die Unis und "Institute" in Deutschland, gerade im geisteswissenschaftlichen Bereich, sind übersät von Linksextremisten, die unermüdlich an der Durchsetzung ihrer ideologischen Ziele arbeiten. Selbstverständlich sitzen solche Leute lange schon auch an den Hebeln der finanziellen Förderung. Projekte mit einer Ausrichtung, die aus linker Sicht aus irgendwelchen Gründen inakzeptabel sind(und das geht ja bekanntlich schnell...), haben es schwer: Proteste, Ausgrenzungen, Attacken, Diskreditierung ganzer Studiengänge. Das beginnt mit einem "Der Asta der Uni xyz empört sich über ..."-Rundbrief und endet bei Exzessen wie Münkler-Watch. Wenn jeder Linksextremist im Uni-Kontext ein gleiches Echo auslösen würde wie die Frau im Artikel, hätten wir ein Dauerdröhnen...

Antonio Luci | Fr., 22. Januar 2021 - 18:35

Antwort auf von Christian van …

fördert auch in Palestina die PLO und die Hamas mit Millionen wenn das reicht.In Ulm wurde dem Cheffilmer von AlQuaida vom Wesrdeutschen Staat jahrelang ein Eigenheim bezahlt, einem Terroristen! Ich könnte hier Bücher schreiben was alles unterstützt wird und uns bekämpft. Wer hat eigentlich das große Messgerät für links und rechts? Wer in 15 Jahren Merkelsprüche zitiert wird wohl auch als rechts eingestuft und verliert alles!So wie die AFD aus alt CDU besteht.Trump wurd immer als rechts gestempelt, von Biden hab ich noch garnichts gehört, eine Eunuche der Politik wie Lindner?

Christoph Kuhlmann | Fr., 22. Januar 2021 - 14:38

Das gilt für Rechtsradikale ebenso wie für Liberale. Jede Seite blendet große Teile der Realität aus und selektiert diejenigen, die widersprechen. Das ist in den Geistes- und Sozialwissenschaften sehr gut zu beobachten. Bevor jetzt Stipendien für Rechtsradikale gefordert werden müsste man erst mal die Meinungsfreiheit für Menschen sicherstellen, die mit beiden Beinen auf dem Boden des Grundgesetzes stehen und durchaus politisch m ehrheitsfähige Ansichten haben, die oft hoch verdiente Professoren sind. Doch da funktioniert dieselbe Kommunikationsverweigerung durch Diffamierung und Ausgrenzung. Währen bei Minderheiten der abstruseste Ansatz goutiert wird. Insofern ist die Dame unter diesem Gesichtspunkt durchaus anschlussfähig.