Thomas Koch im Gespräch mit Daniel Gräber - Cicero Podcast Wirtschaft: „Sobald der Verbrenner verboten ist, wird gegen das Elektroauto gehetzt“

Die Europäische Union will ab 2035 Neuwagen mit Verbrennungsmotoren verbieten. Thomas Koch, Maschinenbauprofessor und Motorenspezialist aus Karlsruhe, sieht darin einen Irrweg. Er warnt: Einflussreiche Lobbyorganisationen kämpfen gegen das Auto an sich und damit gegen die Mobilität normalverdienender Menschen.

Daniel Gräber und Thomas Koch
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Daniel Gräber leitet das Ressort Kapital bei Cicero.

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Der Verbrennungsmotor wird noch lange gebraucht, ist sich Thomas Koch sicher. Das Elektroauto allein könne nicht die Lösung sein. Stattdessen sei ein Mix aus Batteriefahrzeugen und Verbrennern mit klimaneutralen Kraftstoffen der beste Weg, um die CO2-Belastung durch den Straßenverkehr zu senken. Der Leiter des Instituts für Kolbenmaschinen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) kritisiert daher das von der Europäischen Union geplante Neuzulassungsverbot für Verbrenner und fordert mehr Technologieoffenheit.

Einflussreiche Umweltschutzorganisationen hätten einseitiges Lobbying betrieben, um den Umstieg auf synthetische Kraftstoffe, sogenannte eFuels, zu verhindern. „Das ist nicht nur technologiefeindlich, es ist aktive Klimaschutzverhinderungspolitik“, sagt Koch im Cicero Podcast. „Es geht hier ganz offensichtlich nicht darum, einen optimalen CO2-minimierten Weg in die Zukunft zu beschreiten. Es geht hier ausschließlich darum, eine Technologie zu beschädigen, zu verhindern.“

Der Karlsruher Maschinenbauprofessor warnt davor, dass diese Lobbyorganisationen das Auto an sich abschaffen wollen. „An dem Tag, an dem der Verbrenner verboten ist, wird auch gegen das Elektroauto gehetzt werden. Denn wir haben nicht ansatzweise genügend Grünstrom. Das wird auch im Jahr 2035 noch so sein“, sagt Koch. Mit synthetischen und biologischen Kraftstoffen könne der Autoverkehr hingegen CO2-neutral werden.

Beim geplanten Verbrennerverbot wirft der Ingenieur den europäischen und deutschen Politikern vor, die Interessen von Normalverdienern nicht mehr im Blick zu haben. „Gegen eine Mehrheit der Menschen, gegen die Menschen mit einem moderaten, kleinen Einkommen, die das Land über Wasser halten, wird hier Politik gemacht“, sagt Koch. Der Altenpflegerin, dem Bandarbeiter werde die Möglichkeit genommen, ein Fahrzeug preiswert zu betreiben. „Das kritisiere ich ganz scharf und bin sehr traurig über diese Entwicklung.“

Das Gespräch wurde am 28. November 2022 aufgezeichnet. 


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