Corona hat uns fest im Griff. Selbst wenn es im Mai zu Lockerungen kommt, ist der wirtschaftliche Schaden tief und anhaltend. Die Hoffnung auf rasche Erholung könnte trügen. Zu groß der Schaden in Wertschöpfungsketten, zu groß die Verluste an Einkommen. Kein Wunder, dass Politiker schon von Konjunkturprogrammen und gar einem neuen Marshallplan für den „Wiederaufbau“ nach der Krise sprechen.
Das Problem dabei: Pandemien sind zwar furchtbar, aber nicht zu vergleichen mit Kriegen. Nach Kriegen gibt es eine nachhaltige Erholung der Wirtschaft. Zum einen, weil die Stimmung zumindest aufseiten der Sieger euphorisch ist, zum anderen, weil echte Zerstörungen beseitigt werden müssen. Geht es um den Wiederaufbau, ist es ein Leichtes, diesen mit Krediten zu befeuern. Bei Pandemien ist das anders, wie eine Studie der Außenstelle der US-Notenbank Fed in San Francisco durchrechnete. In allen zwölf untersuchten Fällen kam es zu einer nur langsamen wirtschaftlichen Erholung. Was hingegen anstieg, waren die Inflation und vor allem die Löhne. Nicht nur im Falle besonders dramatischer Ereignisse wie der Pest und der Spanischen Grippe war dies der Fall, sondern immer. Wiederholt sich dieses Muster, stehen wir vor einer verhaltenen Erholung, die eher inflationär abläuft und steigende Löhne mit sich bringt.
Notenbank und Politik rücken zusammen
So ein Szenario ist durchaus realistisch. Wir werden einen deutlichen Wandel der Wirtschaftsstruktur erleben. Eine Re-Regionalisierung von Wertschöpfungsketten, eine Abnahme an Globalisierung und anhaltenden Protektionismus. Dies dürfte zu tendenziell steigenden Preisen beitragen. Hinzu kommt der schon zuvor absehbare demografisch bedingte Rückgang der Erwerbsbevölkerung in Europa, der ebenfalls zu steigenden Löhnen und damit Inflationsraten beiträgt.
Da es nach einer Pandemie nicht so einfach ist, die Wirtschaft zu beleben wie nach einem Krieg, liegt es für Politiker nahe, sich andere Maßnahmen zur Belebung der Konjunktur zu überlegen. Naheliegend dürfte das Thema Klimawandel sein. Hier kann die Politik über Auflagen und Besteuerung vorhandene Vermögenswerte entwerten, man denke an die Ölheizung oder das Auto mit Verbrennungsmotor, und so zu Neuanschaffungen animieren, um nicht zu sagen zwingen. Wird dies mit staatlichen Mitteln gefördert, steigt die Nachfrage und trifft auf ein nicht ausreichend flexibles Angebot: Auch hier sind Preissteigerungen die Folge.
Wir stehen damit vor einer gänzlich anderen Phase: Notenbanken und Staaten werden noch stärker und offener kooperieren, um Staatsbankrotte abzuwenden und Programme zur Wirtschaftsankurbelung zu finanzieren. Die Diskussion beginnt bereits und die Öffentlichkeit wird in Interviews darauf vorbereitet. Damit ist aber auch klar, was uns Kapitalanleger erwartet: höhere Inflation, noch tiefere Realzinsen, weil die Notenbanken alles daransetzen werden, die Nominalzinsen tief zu halten, abnehmende Gewinnmargen, weil Unternehmen die Kostensteigerungen nicht in vollem Umfang werden weitergeben können, und eine Politik, die aus populistischen Erwägungen höhere Steuern für „Reiche“ durchsetzen wird. Ein Blick in die siebziger Jahre zeigt, dass es nur wenige Anlageformen gab, die da nach Inflation noch Spaß gemacht haben. Gold gehörte dazu. Bleibt mir nur, den Nobelpreisträger Milton Friedman zu zitieren: High living is the best tax shelter.
Dieser Text stammt aus der Mai-Ausgabe von Cicero, die Sie am Kiosk oder direkt bei uns portofrei kaufen können.
Jetzt Ausgabe kaufen