
- Das Märchen von den Hamsterkäufen
Die globalisierte Wirtschaft mit ihren weltweiten Warenströmen ist viel anfälliger, als wir im Alltag annehmen. Tatsächlich simulieren volle Produktregale nur eine Schein-Verfügbarkeit für Kunden. Die Lieferketten-Industrie ist problematisch – längst nicht nur im Falle der Coronavirus-Epidemie.
Wie zerbrechlich unser starkes Wirtschaftssystem ist, fördern in Zeiten von Corona ausgerechnet die Gesundheitsminister zu Tage. So saß der Gesundheitsminister von Nordrhein-Westfalen, Karl-Josef Laumann (CDU), vergangenen Sonntag in der ARD-Talkshow Anne Will und sagte, er müsse offen zugeben, dass es Probleme gebe. Denn für Krankenhäuser und Arztpraxen gebe es derzeit nicht genügend Schutzbekleidung. Das ist einigermaßen dramatisch, denn im Falle einer Virus-Epidemie sollte sich das medizinische Personal am allerwenigsten anstecken. Schließlich wäre die Folge der Zusammenbruch des Gesundheitssystems.
Und so fuhr Laumann fort: „Ich beschäftige mich als Gesundheitsministerium zurzeit mehr mit Beschaffungsfragen wie mit anderen Fragen.“ Als Staat, so seine Hoffnung, würde man „da vielleicht eher was kriegen“. Er treffe sich jetzt auch mit Textilherstellern, die noch in Deutschland produzieren würden, damit diese vielleicht die fehlende Schutzbekleidung herstellen. Und dann folgte ein Satz, der wie die Anstiftung zu einer kleinen ökonomischen Revolution klingt: „Eine Lehre aus dieser Geschichte muss auf jeden Fall sein: Wir können uns in dieser Sache nicht nur abhängig machen vom Ausland, auch was die Produktion angeht.“ Man müsse kritische Produkte in Deutschland oder zumindest in der EU herstellen. Den Produzenten müsse man dann Kontingente, sprich Subventionen zusichern, damit diese auch in Nicht-Krisen-Zeiten zu ihrem Geld kommen. Die Runde ging darüber hinweg, obwohl mit dem DIW-Chef Marcel Fratzscher ein ausgewiesener Wirtschaftsexperte saß.