Suzanna Randall - Eine Frau will nach oben

Suzanna Randall könnte die erste deutsche Astronautin sein, die ins Weltall fliegt. Ihre Ausbildung ist im Prinzip abgeschlossen – doch an der Finanzierung hapert es noch.

Anzeige

Autoreninfo

Ben Krischke ist Leiter Digitales bei Cicero, Mit-Herausgeber des Buches „Die Wokeness-Illusion“ und Mit-Autor des Buches „Der Selbstbetrug“ (Verlag Herder). Er lebt in München. 

So erreichen Sie Ben Krischke:

Anzeige

Die Wahrheit liegt, wie es in der Fernsehserie „Akte X“ immer hieß, irgendwo da draußen. Die Wahrheit darüber, wie das Universum entstanden ist und der Planet Erde und all die Lebewesen und Lebensformen, die auf ihm existieren. „Mindfuck“ nennt es Suzanna Randall, „dass wir, wenn wir in die Weiten des Universums blicken, auch automatisch in die Vergangenheit schauen“. Denn das Licht braucht seine Zeit, um die Milliarden Kilometer vom für uns noch sichtbaren Teil des Universums bis zur Erde zurückzulegen. 

Randall ist Astrophysikerin und forscht an der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Garching. Die ESO betreibt Teleskope in Chile und wertet Daten aus, die vom Ursprung von allem erzählen. Doch Randall forscht mittlerweile weniger als noch vor Jahren. Sie braucht nämlich Zeit. Zeit für weitere liebgewonnene Projekte: Wissenschaftskommunikation zum Beispiel, mit der sie insbesondere junge Frauen für MINT-Themen begeistern will. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Das macht sie etwa als Moderatorin für den Youtube-Kanal „Terra X Lesch & Co“ des ZDF und als Buchautorin (u. a. „Wellenreiten im Weltall“). Und sie braucht Zeit für ein weiteres Projekt: Sie will als erste deutsche Astronautin ins Weltall fliegen. 

Vorhaben ist rund 50 Millionen Euro teuer

Randall wird 1979 in Köln geboren; ihr Nachname kommt vom Vater, einem gebürtigen Briten. Schon als Dreijährige, sagen ihre Eltern, habe Suzanna fasziniert zu den Sternen geblickt. Spätestens als Neunjährige, sagt Randall, habe sie gewusst, dass sie ihr beruflicher Weg eines Tages zu eben diesen Sternen führen wird. Erst theoretisch, als Astronomin, die ihre Masterarbeit über „blau pulsierende Unterzwergsterne“ geschrieben hat, später als Astrophysikerin mit ihrer Dissertation „Asteroseismological Studies of Long- and Short-Period Variable Subdwarf B Stars“. 

Zu verdanken hätte sie den geplanten Ausflug zu den Sternen Claudia Kessler. Die deutsche Ingenieurin für Luft- und Raumfahrttechnik ist Gründerin der privaten Stiftung „Die Astronautin“, die endlich eine Deutsche ins All schicken will. Das ist bisher nämlich nicht geschehen. Stattdessen waren elf deutsche Männer irgendwo in den Weiten des Weltalls. 400 Bewerberinnen gab es für das Programm. Randall und ihre Kollegin Insa Thiele-Eich haben sich durchgesetzt. Doch das Vorhaben ist rund 50 Millionen Euro teuer. Deshalb brauchen sie Sponsoren für diese Reise, die sie mithilfe von Elon Musks Raumfahrtprogramm Space X antreten würden. Der Plan ist, zehn Tage auf der Raumstation ISS zu verbringen.

 

Das könnte Sie auch interessieren: 

 

In der Schwerelosigkeit immerhin, die durch Parabelflüge für einige Sekunden erzeugt werden kann, war Randall bereits. Dabei fliegt der Pilot das Flugzeug erst steil nach oben, lenkt an- schließend die Nase des Flugzeugs wie- der steil nach unten. Klingt nach Übelkeitsgarantie. Für Randall aber war dieser Flug, diese Schwerelosigkeit „ein irres Gefühl“, erzählt sie und lacht. Denn wer als Mensch erstmals Schwerelosigkeit erlebt, versucht meist automatisch, sich kraulend wie im Wasser fortzubewegen; was nicht funktioniert. „Das sieht dann aus wie ein Käfer auf dem Rücken“, sagt Randall. Eine Flugprüfung fehlt ihr noch. Doch dann wäre die heute 43-Jährige endgültig bereit für den Weltraum. 

In den vergangenen Jahren hat sich einiges getan, was die Grundvoraussetzungen für angehende Astronauten angeht. Die Zeiten, in denen nur testosterongeladene Alphatiere ins Weltall kamen, sind vorbei. Wer heute an einer Raumfahrtmission teilnehmen möchte, braucht gute soziale Fähigkeiten. Schließlich will niemand, dass sich eine Handvoll Abenteurer auf kleinstem Raum die Köpfe einschlägt.

 Kleine Frau mit der großen Vision

Wer mit der kleinen Frau mit der großen Vision spricht, geht später beschwingt aus dem Gespräch heraus. Randall lacht gerne und viel, lässt sich ein auf alle Fragen. Was bringt es überhaupt, zu den Sternen zu fliegen? Ist es heute eigentlich sexy, Nerd zu sein? Gibt es Außerirdische? Randall glaubt: ja. Die Frage sei jedoch, sagt sie, wo diese leben und wie sie kommunizieren: „Wenn eine Ameise kleine Kurven läuft, weil sie uns etwas sagen möchte, würden wir es auch nicht verstehen.“ Heißt: Vielleicht sprechen Außerirdische längst mit uns, doch wir bekommen es nicht mit – oder andersherum. 

Suzanna Randall will ins All, schon des „großen Abenteuers“ wegen, wie sie sagt. Angst? Ja, auch die habe sie, sollte es dann eines Tages tatsächlich so weit sein. „Ich würde schon gerne zurückkehren zur Erde“, sagt Randall. Kurze Stille im Raum. Die Oktobersonne scheint freundlich durchs Fenster, während die Blätter an den Garchinger Bäumen vom Frühherbst erzählen. Randall sagt: „Auch hier ist es schön.“ 

 

Die November-Ausgabe von Cicero können Sie jetzt am Kiosk oder direkt bei uns kaufen.

 

 

 

Jetzt Ausgabe kaufen

Anzeige