Literaturen im Januar - Algorithmen, Altern, Ankunft

Hannes Bajohr experimentiert mit Künstlicher Intelligenz, Paul Auster schreibt feinfühlig über das Altern, Simone Falk taucht in deutsch-polnische Begegnungen ein, und Navid Kermani und Natan Sznaider korrespondieren über den Nahostkonflikt.

Literaturen im Januar / picture alliance
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Digitales Dada-Gedaddel

ChatGPT hat die These vom Tod des Autors neu belebt. Aber stimmt die Annahme überhaupt? Hannes Bajohr und andere Schriftsteller können aktuell eine düstere Prophetie widerlegen – noch.

Tja, hätte man nur vorher gewusst, was im Nachwort steht, wären einem 230 ziemlich zähe Seiten erspart geblieben. Darin erklärt nämlich Hannes Bajohr, warum wir beim Lesen des Romans „(Berlin, Miami)“ so oft ins Stolpern geraten. Wo wir uns allzu gern an einem Plot festhalten, konfrontiert er uns mit Sprüngen und reichlich losem Erzählmaterial. Warum? 

Weil die „Oberflächenerzählung“ mithilfe einer KI entstanden ist. Konkret nutzte der Autor dazu die offen zugänglichen Programme GPT-J und GPT-NeoX und speiste ihnen vier zeitgenössische Romane (Berit Glanz: Pixeltänzer; Joshua Groß: Flexen in Miami; Julia Zange: Realitätsgewitter; Juan Guse: Miami Punk) ein, die allesamt die Folgen der digitalen Revolution zum Thema haben. Sein experimentelles Vorgehen damit: Beginne ein Wort und einen Satz und nutze die Eingabevervollständigung, wie wir sie etwa von unseren Smartphones kennen. Da die Gedächtnisleistung der Softwares jedoch begrenzt ausfällt, beschränkte sich Bajohr, der mit zahlreichen KI-gestützten Lyrik- und Prosabänden zu den Pionieren auf diesem technologisch-literarischen Gebiet zählt, zunächst auf kleine Kapitel. 

Zusammengefügt und eingedampft, kamen dann Fetzen einer abstrusen Story heraus. Einige Protagonisten versuchen gegen die Weltherrschaft von „Lebensviren“ sowie der „Ãää-Partei“ anzukämpfen. Dazwischen tollen magische, gänzlich von der KI erfundene Gegenstände, seid gegrüßt: „Kieferling“ und „Teichenkopf“, herum. Während Ersterer „in der Kraft verwurzelt“ scheint, ist Letzterer „durch eine äußerst schlanke Basis gefestigt, die den Kiefer in demselben Moment, als die Beine sich schüttelten, aus dem Kieferling herauszog“. 

Mehr Dada, an dessen historischen Ursprung auch Bajohr anknüpft, geht nicht. Man mag dieses Buch mit all seinen Abbrüchen und Inkohärenzen für eine wahre Ausgeburt von Schwachsinn halten, und doch sollte man seine Relevanz für die brisante Diskussion um Chancen und Risiken der KI, gerade für die Kunstproduktion, nicht unterschätzen. Schließlich stellt es die bis heute wirksame Vorstellung vom Autor als schöpferischem Genie massiv infrage. 

Gehören also die romantischen Konzepte von Originalität und Einzigartigkeit auf den Müll? Nun, ganz so weit mag man noch nicht gehen, zumal die Gegenwartsliteratur ihre Metaposition längst nicht aufgegeben hat. Im vermeintlich alten Medium Buch reflektiert sie kulturkritisch die Entwicklung von Maschinen zu eigenständigen Akteuren. 

Nur einige Beispiele: In Sibylle Bergs zynischer Dystopie „GRM Brainfuck“ steht eine KI als Präsident an der Spitze einer gesellschaftlichen Ausbeutungspyramide. Derweil lässt Joshua Groß in seinem bereits erwähnten Roman „Flexen in Miami“ nicht nur einen schlauen Kühlschrank mit Tipps zum richtigen Dating zu Wort kommen, weitaus beklemmen der muten die autonomen Überwachungsdrohnen über der gesamten Stadt an.

Dass die Maschinen in Form einer raffinierten Spielesoftware namens AlphaGo ohnehin gänzlich über den Menschen triumphieren werden, davon kündet etwa Benjamín Labatuts Werk „Maniac“, das die Erfindungen des Informatik-Mitbegründers John von Neumann als den Beginn allen Übels auszumachen sucht. Gewiss reihen sich all diese Entwürfe in eine düster-prophetische Linie der modernen Literatur ein. Seit Mary Shelleys „Frankenstein“ (1818) oder E.T.A. Hoffmanns Automatenfigur Olimpia erscheinen souveräne Roboter und Humanoide in der Literatur als bedrohliche Wesen. In letzter Zeit wich allein Ulla Hahns Vision einer friedlichen Mensch-Tier-Gesellschaft, „Vitopia“, von diesem finsteren Paradigma ab. Damit zukünftige Generationen gar nicht erst auf die Idee kommen, Kriege zu führen, soll ihren Vertretern dem Text nach schon vor der Geburt ein „Paxgenom“, eine uns zur Gewaltfreiheit beeinflussende Software, eingesetzt werden.

Nun, das eine ist das sinnierende Schreiben über die KI, das andere das Schreiben durch die KI. Vermag sie wirklich schon unsere Kreativität zu ersetzen und zu imitieren? Zu wie viel Schöpfertum ist sie fähig? Daniel Kehlmann hat diesbezüglich mit einem Textgenerator, dokumentiert in dem Büchlein „Mein Algorithmus und Ich“, die Probe aufs Exempel gemacht. Aus seiner Sicht können ChatGPT und ähnliche Anwendungen keine eigenständigen Storys produzieren. Zumindest nicht über eine Seite hinaus. 

Und auch Hannes Bajohrs Großexperiment gibt nichts anderes als das Scheitern der KI als gewitztem Erzählmedium zu erkennen. Zum einen, weil sich nahezu alle narrativen Fäden im Nichts verlieren, zum anderen aufgrund der unzähligen sprachlichen Schnitzer und Bildbrüche. Man muss sich nur solche Sätze mal zu Gemüte führen: „Lint war immer geschockt, wie die Modelle sich zu ihrer Verletzlichkeit kondensieren und darüber hinaus ihre unendlichen Möglichkeiten schlossen, weil sie sich ihren Weg der Wahrheit verschlossen.“ Danach muss man dann alles noch hoch und durch eine Lasche ziehen und wieder aus einer Öse hinausbugsieren, oder nicht? 

Aber ganz ohne Quatsch, „(Berlin, Miami)“ kann man als Lektüre niemandem empfehlen. Und doch kommt ihm als mutige Versuchsanordnung ein Wert an sich zu, insofern es durch seine radikale Praxis den Status quo der KI zweifelsfrei veranschaulicht. Sie kann (noch) nicht erzählen, weder einen geschlossenen Plot mit diversen aufeinander aufbauenden Wendungen noch plausible Charaktere kreieren. 

Das können nur wir, dürften nun viele aufatmend sagen. Dahinter setzt Bajohr in seinem Nachwort allerdings zu Recht ein Aber. Denn „niemand schreibt je allein, weder ein Mensch noch eine KI“. Will heißen: Ebenso humane Autoren greifen auf Geschichten zu. Niemand schafft Texte im luftleeren Raum. Jedem Werk wohnen eben mehr als nur die Gedanken seines Verfassers inne. Die Frage, was Maschinen können, wirft uns somit ebenfalls auf uns selbst zurück. Somit verstehen sich KI-gestützte Texte und insbesondere Bajohrs ambivalent zu betrachtender Neuling auch als Bestimmungsversuche des Humanen selbst.  Björn Hayer

Hannes Bajohr: (Berlin, Miami). Rohstoff, Berlin 2023. 273 Seiten, 12 Euro

 

Gemeinsam, dann einsam

Paul Auster hat einen berührenden Altersroman über Liebe und Abschied geschrieben.

Seit einem Jahr ist bekannt, dass der 76-jährige amerikanische Starautor Paul Auster schwer an Krebs erkrankt ist. Dennoch ist jetzt ein neuer Roman von ihm erschienen. Nein – er handelt nicht von einem krebskranken Schriftsteller. Baumgartner heißt der Titelheld – und er ist im medizinischen Sinne eigentlich so kerngesund, wie ein Mann in seinen Siebzigern nur sein kann. Todgeweiht ist Baumgartner nicht, aber todunglücklich. Er leidet unter Phantomschmerzen, weil er die Liebe seines Lebens, seine Ehefrau Anna, vor zehn Jahren bei einem läppischen Badeunfall verloren hat. 

S.T. Baumgartner ist Philosophieprofessor, seit Jahrzehnten „beliebtes Mitglied der Princeton-Familie“ und Autor diverser Bücher. Sein „einzig wahres Leben“ begann, als er Anna zu Beginn der 1970er Jahre kennenlernte. Nahezu ihr ganzes Leben als Erwachsene verbringen sie zusammen: sie, die Lektorin, Übersetzerin und heimliche Lyrikerin, er, der Philosoph und Universitätslehrer. Eine symbiotische Beziehung, in der außer dem gemeinsamen Kinderwunsch eigentlich kein Ziel, das ein Paar haben kann, unerfüllt blieb. Als sie ertrank, wurde er buchstäblich amputiert. Seither hört er ihr abgemeldetes Telefon läuten und ihre Schreibmaschine klappern. 

Doch Baumgartner bemüht sich, nicht im Selbstmitleid zu versinken. Er hat noch Gefühle, „er lebt noch, er begehrt noch“. Der Witwer hatte zwischendurch sogar eine erstaunlich heitere Affäre mit einer 16 Jahre jüngeren Frau. Als er den Fehler begeht, ihr einen Heiratsantrag zu machen, sucht sie das Weite und nimmt sich einen gleichaltrigen Mann. Eigentlich hätte er es doch ahnen können, dass sie keine Lust haben würde, bald „neben einem achtzig oder neunzig Jahre alten Mann zu schlafen“, begreift er leider zu spät. 

„Baumgartner“ ist vor allem ein Buch über das Altern, nicht nur melancholisch, sondern auch selbstironisch erzählt: Einmal blickt der Herr Professor an sich hinab und bemerkt, dass er wieder vergessen hat, den Reißverschluss seines Hosenstalls zu schließen, und resümiert: „die offen stehende Hose ist der Anfang vom Ende“. In der deutschsprachigen Literatur fällt einem Max Frisch ein, der ähnlich lakonisch über das Altern schreiben konnte. 

Autobiografische Einsprengsel aus dem Paul-Auster-Kosmos gibt es zuhauf: die ostjüdischen Wurzeln der Hauptperson; die ärmliche Kindheit; Studienaufenthalte in Paris; die Angst, zum Einsatz nach Vietnam eingezogen zu werden. Hinzu kommt natürlich Austers Hauptmotiv, die geballte Macht des schieren Zufalls. Nie zuvor hat er jedoch so sensibel über eine glückliche Ehe geschrieben, was ja bekanntlich hundertmal schwieriger ist, als eine unglückliche zu beschreiben. Schon häufiger hat sich Paul Auster literarisch vor seiner Ehefrau, der Schriftstellerin Siri Hustvedt, verneigt. Nie jedoch war es so anrührend wie in diesem schmalen Roman. 

„Baumgartner“ ist ein Buch des Verlusts. Nicht nur Mitmenschen kann man verlieren, auch sich selbst verliert man im Alter. Bleibt zu hoffen, dass es kein Buch des Abschieds ist.  Ulrich Berls

Paul Auster: Baumgartner. Rowohlt, Hamburg 2023. 208 Seiten, 22 Euro

 

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Im Netz des Lebens

Fünf Menschen, 500 Kilometer Schienenstrang und eine Beziehungsgeschichte

Sechsmal täglich kann man vom Berliner Hauptbahnhof aus direkt mit dem Zug in die polnische Hauptstadt Warschau fahren. Der Berlin-Warszawa-Express braucht gut fünfeinhalb Stunden für die etwas mehr als 500 Kilometer zwischen den beiden Metropolen. Wer um kurz vor 6 Uhr morgens in Berlin in den von der deutschen und polnischen Bahn gemeinsam betriebenen Zug mit seinem legendären Bordrestaurant steigt, erreicht Warschau noch vor dem Mittag. Doch obwohl Polen wenigstens für eine Hälfte der Bundesrepublik geografisch so nahe liegt, verharrt es auf der mentalen Landkarte der Deutschen seltsam fern – trotz der täglichen Bahnverbindungen. 

Dass es dabei nicht bleiben muss, beweist der Debütroman von Simone Falk, der in einem dieser Züge des Berlin-Warszawa-Expresses beginnt. In einem Waggonabteil treffen fünf Menschen zusammen, deren Wege sich nach der Ankunft in Warschau immer wieder kreuzen werden. Dies sind: der deutsche Geschäftsmann, der sich mit der polnischen Mentalität schwertun wird; der polnische Handwerker, eigentlich ein Schöngeist, inzwischen dem Alkohol verfallen, der desillusioniert aus Deutschland zurückkehrt; ein deutscher Busfahrer aus Bremen, der zu seiner polnischen Frau und der gemeinsamen Tochter umzieht und nach einem anstrengenden Sprachkurs bald auch einen Bus durch die polnische Hauptstadt lenken wird; der polnische Rentner, der sich vor Einsamkeit einen treuen Hund als Begleiter imaginiert; und die angehende junge Deutschlehrerin Christina, die sich in Warschau auf die Suche nach der polnischen Zweitfamilie ihres Vaters macht. 

Die Handlung scheint um das Jahr 2015 angesiedelt, denn Flucht und Migration spielen als leitende Handlungsmotive und Hintergrundfolien eine dominante Rolle. Doch die Berliner Autorin Falk, die selbst polnische Wurzeln hat, als Übersetzerin arbeitet und immer wieder längere Zeit in Warschau verbringt, vermag es gekonnt, ihrer deutsch-polnischen „Beziehungsgeschichte“ noch viel mehr Facetten abzugewinnen – jenseits der üblichen Klischees. Ab und an verlässt Falk dabei ihre auktoriale Erzählerinnenrolle und kommuniziert mit den Protagonisten ihres Romans und bezieht ihre Leser mit einem großen „Wir“ in die Ereignisfolge mit ein, was dem Roman eine interessante zweite Ebene und zusätzliche Perspektive verleiht: „Wir drehen uns um – und schon haben wir Christina verloren. Hat sie uns absichtlich abgelenkt, oder sogar hereingelegt?“ 

Simone Falk gelingt mit ihrer fulminant und rasant erzählten Geschichte von fünf Menschen, auf die sie im Verlauf von gut 240 Seiten ein virtuos gewebtes, immer dichter werdendes Beziehungsnetz wirft, ein vielsprechendes Debut, das mit vielen Reminiszenzen an die polnische Literaturgeschichte – und hier insbesondere auf deren Enfant terrible Witold Gombrowicz (1904–1969) – einer Liebeserklärung an die polnische Sprache und an die polnische Küche gleicht. Eines der Nationalgerichte, die Mehlsuppe Zurek, taucht sogar in dem poetischen Romantitel auf. Vor allem aber ist der Roman eine reizvolle Einladung in die polnische Hauptstadt, der man so bald wie möglich mit einer Fahrt im Berlin-Warszawa-Express nachkommen sollte.  René Schlott

Simone Falk: Und dann essen wir Zurek und fallen vom Himmel: Klak, Berlin 2023. 242 Seiten, 19,90 Euro

 

Die kurze Mail zum langen Abschied

Navid Kermani und Natan Sznaider lesen die Gegenwart in alten E-Mails.

Nach dem Hamas-Pogrom vom 7. Oktober erinnerten sich der deutsch-israelische Soziologe Natan Sznaider und der deutsch-iranische Schriftsteller Navid Kermani an einen Mailwechsel, den sie vor mehr als 20 Jahren, genauer: zwischen Februar und Mai 2002, geführt haben. Das war während der Zweiten Intifada, als Israel von zahlreichen Terroranschlägen erschüttert wurde und Ariel Scharon Ministerpräsident war. Sznaider und Kermani hatten sich kurz zuvor in Haifa kennengelernt und angefreundet. Nun haben sie sich entschieden, ihre damalige Korrespondenz, die seinerzeit bereits in gekürzter Form in der Zeitschrift Lettre International erschienen war, vollständig in einem schmalen Bändchen zu veröffentlichen. 

Liest man die Korrespondenz, wird deutlich, wie viel an der seinerzeitigen Debatte der heutigen ähnelt. Erklärt Kermani den palästinensischen Terror, den er nicht rechtfertigen will, mit der Wut und der Verzweiflung der Palästinenser über die israelische Besatzung und das Fehlen eines eigenen Staates, glaubt Sznaider nicht, dass das Ende der Besatzung das Ende des Terrors bedeutet, weil „die andere Seite uns unabhängig von aller Politik hier einfach nicht haben will“. Und er versteht auch nicht, wie die Erklärung des Terrors mit der „Verzweiflung“ der Palästinenser anders denn als Rechtfertigung gelesen werden soll. Das Ende der Besatzung bedeutet kein Ende des Terrors: Die Geschichte scheint Sznaider da bestätigt zu haben. 2005 zog sich Israel unter der Regierung Scharon aus dem Gazastreifen zurück und löste die dortigen jüdischen Siedlungen auf; dies verhinderte nicht das schlimmste antijüdische Massaker seit 1945. 

Bei der Lektüre zeigt sich, dass die beiden Autoren bei allem gegenseitigen Respekt und bei aller freundschaftlichen Sympathie nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommen, häufig aneinander vorbeireden. Da ist auf der einen Seite der außenstehende, vermeintlich objektive Beobachter mit tendenzieller Sympathie für die palästinensische Seite, auf der anderen der von Terror und Intifada persönlich Bedrohte, der es als Zumutung empfindet, Verständnis für Menschen aufbringen zu sollen, die ihn und die Seinen umbringen wollen. „,Israel begeht ein fundamentales Unrecht an den Palästinensern‘, sagen Sie. Ein klassisches moralisches Argument“, schreibt Sznaider an Kermani. „Aber es ist kein politisches Argument… Denn Recht und Unrecht kennt nur Opfer und Täter, aber es kennt keine Feinde. Wenn ich hier ständig mit der Gewissheit leben muss, dass es Feinde gibt, die am liebsten meine Tochter und mich in die Luft jagen wollen, dann muss man einfach nüchtern sein.“ 

Es ist wohl vor allem der gegenseitigen Wertschätzung zu verdanken, dass der Streit nicht wesentlich heftiger ausgefallen ist, zumal sich die Autoren, wie sie in ihrem Vorwort schreiben, „politisch über die Jahre eher noch weiter voneinander entfernt“ haben, weil sie „die Gründe für die Eskalation anders gewichten“. Immerhin zeigt der Mailwechsel aber eines: dass zwei Menschen bei allen inhaltlichen Differenzen „einander zuhören und miteinander streiten konnten, ohne je an der Integrität des anderen zu zweifeln“.  Ingo Way

Navid Kermani, Natan Sznaider: Israel. Eine Korrespondenz. Hanser, München 2023. 64 Seiten, 10 Euro

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