Im Pretiosensaal des Grünen Gewölbes steigern Spiegel den Glanz der Schätze / Hans Christian Krass

Grünes Gewölbe - Pannen, Pech und ein Prozess

Sicherheitsmängel haben den Einbruch ins Grüne Gewölbe in Dresden und damit den höchsten Schaden eines Kunstdiebstahls in der deutschen Nachkriegsgeschichte möglich gemacht. Der Jahrhundertdiebstahl ist eine Herausforderung für alle Museen.

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Autoreninfo

Dr. Butz Peters ist Publizist und Rechtsanwalt in Dresden. Er ist einer der führenden deutschen Experten zur Geschichte der RAF und hat mehrere Bestseller zum Thema Innere Sicherheit geschrieben.

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Keine vier Minuten, nachdem die beiden Einbrecher damit begonnen haben, die Glasvitrinen im Historischen Grünen Gewölbe im Dresdner Residenzschloss mit Äxten aufzuhacken, scheppert die Beute in einem Audi A6 Avant auf der Augustusbrücke über die Elbe: Mit Tempo 50 braust er über den Fuß- und Radweg. Für Kraftfahrzeuge ist die Brücke gesperrt. Sie ist Baustelle, wird komplett saniert. Nur durch einen beherzten Sprung zur Seite schafft es eine Radfahrerin, einem Zusammenstoß zu entgehen. In dem silberfarbenen Kombi schaffen die Täter die Beute aus dem Jahrhundertdiebstahl weg – über drei Jahre ist das her. 25. November 2019, 5.03 Uhr. 21 Schmuckstücke. Besetzt mit über 4316 Diamanten und Brillanten. Die meisten gehörten einst Sachsens Sonnenkönig August dem Starken (1670–1733).

Der höchste Schaden eines Kunstdiebstahls in der deutschen Nachkriegsgeschichte. 113,8 Millionen Euro – mit diesem Betrag bezifferte später die Dresdner Staatsanwaltschaft den Wert der Beute. Er resultiert aus Versicherungswerten. Tatsächlichen und geschätzten. Für historischen Schmuck wie aus dem Juwelenzimmer des Grünen Gewölbes gibt es weder einen Marktpreis noch einen Wiederbeschaffungswert. Anders als bei historischen Briefmarken oder altem Meißner Porzellan. Nicht zu beziffern ist der kulturhistorische Schaden. Er ist immens. Betroffen sind die „Kronjuwelen Sachsens“, sagt Dirk Syndram, seinerzeit Direktor des Grünen Gewölbes – „das ist das, was beispielsweise England im Tower hat“. 

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Ernst-Günther Konrad | Do., 9. Februar 2023 - 09:16

Was funktioniert dort überhaupt? Ich glaube, da reicht eine Hand aus zum Aufzählen aus, bei denen drei Finger fehlen. Die unzähligen Dinge verschiedener Autoren, die sich mit Berlin beschäftigen haben uns in den letzten Jahren diese "Weltstadt" mehr als deutlich näher gebracht und als unlängst die Frage eines Autors gestellt wurde, ob Berlin ein Failed State wäre, habe ich schnörkellos geantwortet mit ja. Und wieder mal Berlin könnte man sagen. Nun, die Hinweise auf andere Tatorte, auch in Bayern zeigen mir aber, das zumindest auf dem Gebiet des Schutzes unserer Ausstellungsstücke in Museen scheinbar überall Sorglosigkeit und Schlamperei vorherrscht. Wenn ich mir in der Kinowelt die unzähligen Filme über Kunstraub in Erinnerung rufe, hatten es die Gangster in den Filmen ungleich schwerer. Mal sehen, wann diese Peinlichkeit ihren Start in deutschen Kinos hat. Ich könnte mir vorstellen, die schaffen es bis zur Berlinale. Und die Berliner Justiz bekommt den Award oder gar den Oscar.

Alexander Brand | Do., 9. Februar 2023 - 09:18

steht sinnbildlich für den Zustand dieses Landes.

Ein Staat der nicht Willens ist, die/daß zu schützen zu deren/dessen Schutz er verpflichtet ist.

Ein Staat der Unsummen an Steuermitteln aufs gröbste veruntreut und so seine eigentlichen Aufgaben nicht mehr wahrnehmen kann weil ihm die Mittel fehlen.

Ein Staat der seine Bürger zu Gunsten Fremder schröpft, diskriminiert, betrügt und entrechtet.

Ein Staat der die Ehrlichen/Anständigen kriminalisiert, stigmatisiert, diskreditiert und Schmarotzer, Kriminelle etc. schützt, hofiert, unterstützt, ihre Taten bagatellisiert.

Ein Staat der polemisiert, hetzt, spaltet, ausgrenzt, diktiert.

Ein Staat der Recht und Ordnung nicht mehr umsetzt sondern das Rechtssystem pervertiert, der Menschen wegen Banalitäten hart bestraft und Straftäter schont.

Eine absolute Schande!

Diesen von Ihnen beschriebenen, schändlichen Zustand des Staates, in dem wir leben müssen und keineswegs mehr g e r n leben, habe ich seit vielen Jahren kommen sehen und eindringlich davor gewarnt.
Da ich dies auch in der Öffentlichkeit getan habe, wurde ich heftig angefeindet, wie Sie sich denken können. Aber das war mir egal. Ich kann noch in den Spiegel schauen, ohne mich vor mir selbst zu schämen und brauche mir nicht vorzuwerfen, nicht alles mir Mögliche unternommen zu haben, um den elenden und völlig selbstverschuldeten Absturz Deutschlands in die Drittklassigkeit zu verhindern. Das ist der einzige Trost, der mir in dieser miesen Lage meines Heimatlandes bleibt.
Ansonsten gilt auch für mich als Deutsche ohne Migrationshintergrund:
"Mitgefangen - mitgehangen!"

"Wer nicht hören will, muß fühlen."

... Sie könnten wieder einmal recht haben, und zwar wieder gegen meine Willen.

Leider scheint es wahr zu sein: Deutschland will sich tatsächlich abschaffen, obwohl ich das im Interesse meiner Enkel immer noch nicht akzeptieren kann.

Welche Träume haben wir geträumt:

"Einigkeit und Recht und Freiheit
sind des Glückes Unterpfand -
blüh im Glanze dieses Glückes,
blühe, deutsches Vaterland!"

"Laßt uns pflügen, laßt uns bauen
Lernt und schafft wie nie zuvor
Und der eignen Kraft vertrauend
Steigt ein frei Geschlecht empor
Deutsche Jugend, bestes Streben
Unsres Volks in Dir vereint
Wirst du Deutschlands neues Leben -

Und die Sonne, schön wie nie
Über Deutschland scheint."

Nur Träume?

Ich kann sehr gut verstehen, daß Sie weiter an eine gute Zukunft unseres Landes glauben wollen ("Alles wird gut werden!"), allein schon wegen ihrer Kinder und Enkel, aber ich bin in diesem Punkte wahrscheinlich u. leider Gottes näher an der Realität als Sie.
In diesem Zusammenhang möchte ich Sie an die gutgläubigen Juden erinnern, die es nicht für möglich hielten, daß ihnen im Nazi-Deutschland tatsächlich der Tod drohte und die es deshalb versäumten, rechtzeitig ins Ausland zu fliehen. Während ihre - meist reicheren - Glaubensgenossen sich
frühzeitig absetzten, landeten sie, die an Deutschlands Werte geglaubt hatten, in den Konzentrationslagern u. wurden gnadenlos umgebracht.

Deutschland ist eifrig dabei, sich abzuschaffen. Es hat schon eine ansehnliche Strecke auf diesem Weg zurückgelegt. Nirgends ist erkennbar, daß eine Umkehr von der Regierung auch nur in den Blick genommen würde.

Und wieder schauen die meisten Deutschen - propagandistisch gleichgeschaltet - einfach nur zu...

Ingo frank | Do., 9. Februar 2023 - 15:00

die eine Seite, die vergleichsweise milden Strafen eine andere…. hinzukommt im Buntland mit od. ohne den besagten Hintergrund wie in diesem Fall. Und dann noch mit der Justiz oder den Versicherungen gekungelt, ist das Risiko für die Täter fast „0“.
Eine ganz einfache Kosten Nutzenrechnung für die Verbrecher, die zu ihren Gunsten ausfällt. Und so lange dies weiter so praktiziert wird ( ich kann mit dem Finanzamt od. d Ordnungsamt bei Parkzeitüberschreitung auch nicht kungeln) ändert sich nichts. Aber wie gesagt, wenn 2 das Gleiche tun, ist’s dennoch nicht das Selbe.
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

Heidemarie Heim | Do., 9. Februar 2023 - 17:57

Übersetzt mehr "Sicherheitslücken" als bekömmlich. Und nicht nur was die Hüter unserer Kulturgüter betrifft. Was sind das denn bitte schön für Sicherheitssysteme, die jeder Nachtwächter wegen einem durch ein Eichhörnchen ausgelösten Fehlalarm oder aus ähnlichen Gründen mal kurz für ein paar Stunden ohne Nachfrage oder Sondergenehmigung manuell außer Betrieb nehmen kann? Batterie raus aus der Alarmanlage und dann hat`s sich? Tote Winkel bleiben halt tot. "War sicher nur wieder die elende Katze vom Nachbarn." Und das es inzwischen akkubetriebenes Einbruchswerkzeug gibt ist sicher nur wieder so eine Werbemaßnahme um die Leute in den Baumarkt zu locken. "Ich such` einen Hacker." "Holzabteilung 2. Regal." Und den stellt man dann mit seinem Lap bewaffnet wie gestern gesehen unters nächste Windrad oder positioniert ihn neben der Solaranlage und in null Komma nichts beginnt er erfolgreich zu hacken und den Energiefluss zu stoppen, umzuleiten u. obendrauf gibt`s noch eine feine Malware;) MfG