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Klaus Wowereit im Interview - „Berlin wird gezielt schlechtgeredet“

as reizt ihn an Berlin? Und was will er überhaupt noch in seinem Amt nach dem Flughafendesaster? Klaus Wowereit über Pannen und Partys, Geld und Sexyness, über den Dorfteich von Lichtenrade, das Berghain und den Boom seiner Stadt

Autoreninfo

Georg Löwisch war bis 2015 Textchef bei Cicero. Am liebsten schreibt er Reportagen und Porträts. Zu Cicero kam er von der taz, wo er das Wochenendmagazin sonntaz gründete. Dort kehrte er im Herbst 2015 als Chefredakteur zurück.

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Klaus Wowereit kommt zur Tür seines Amtszimmers im Roten Rathaus. Der Raum ist ein kleines Museum. In Schränken werden hinter Glas Vasen verwahrt, Figürchen und ein signiertes Bild der Queen. In der Mitte des Zimmers steht rechter Hand die geschwungene Skulptur „Mitternacht“ aus Messing und Zinn und links ein Karussellpferd in Originalgröße, das hat er vom Schaustellerverband. Hinterm Schreibtisch auf einem Regal sind elf kleine Berlin-Bären aufgereiht, daneben zwei Teddybären. An der Wand leuchtet ein Gemälde, Leim auf Leinwand, Rainer Fetting: „Drummer und Gitarrist“. Viele Dinge, über die ein Regierender Bürgermeister mit Besuchern plaudern kann, und welche, mit denen er vielleicht etwas über sich erzählen will. Aber draußen wummert und hämmert es, vor dem Fenster schwingt ein Kran hin und her, und da ist Wowereit schon wieder beim Thema Baustelle gelandet, auch wenn hier bloß ein neuer U-Bahnhof gebaut werden soll und kein Flughafen.

Bei Ihnen vor dem Fenster ist es ja ganz schön laut.
Das wird nächste Woche noch lauter, wenn hier eine 22 Meter hohe Wand errichtet wird. Es wird im Zuge des U‑Bahn-Baus Betonarbeiten geben, und damit die Rathausfassade nicht beschädigt wird, bauen sie eine Spritz-Schutzwand.

Vor dem Fenster?
Vor allen Fenstern, für die gesamte Fassade.

Dann ist es zwei Jahre dunkel?
Die Plane soll licht- und luftdurchlässig sein, so jedenfalls die Ankündigung. Und sie soll für zwei Monate vor dem Haus stehen.

Wowereit nimmt auf dem Sofa vor dem Fenster Platz und lehnt sich zurück.

Herr Wowereit, 2011 haben Sie die Wahl mit dem Slogan „Berlin verstehen“ gewonnen. Verstehen Sie Berlin noch?
Ich lebe seit meiner Geburt hier. Natürlich ist die Stadt im Wandel. Täglich verändert sich etwas, da muss man sich auf dem Laufenden halten. Aber Berlin und ich, wir verstehen uns noch.

In den vergangenen Monaten hat Ihr Ansehen gelitten. Nach einer Meinungsumfrage halten Sie nur noch 47 Prozent der Bürger dieser Stadt für kompetent.
Im Moment wird meine Arbeit natürlich stark mit der Entwicklung beim Flughafen identifiziert. Der ist fast schon ein Jahr lang das zentrale Thema – die berühmte F-Frage. Sie hat Themen wie Wirtschaft, Arbeit, Integration und Bildung in der Wahrnehmung zurückgedrängt. Da wundert es mich nicht, dass viele Menschen unzufrieden sind. Mit dem, was auf dem Flughafen passiert, bin ich ja selber nicht zufrieden.

Sie halten sich selbst auch nur zu 47 Prozent für kompetent?
Ach, das sind Wortspiele. Es ist ja gar nicht die Frage, wie ich es empfinde. Sondern, dass ich für alles verantwortlich gemacht werde, was am Flughafen passiert.

Sie fühlen sich ungerecht behandelt?
Sagen wir es mal so: Als es gut lief, ist das nicht mir zugeschrieben worden. Die großen Erfolge zum Beispiel in der Akquise von Airlines, die vom BER starten, waren selbstverständlich. Das hat sich total geändert. Aber wenn man an der Spitze des Aufsichtsrats gestanden hat, muss man die Kritik aushalten. Dass sich andere vom Acker gemacht haben und nicht zu ihrer Verantwortung standen, als es schieflief, fand ich allerdings schon seltsam.

Dass die F-Frage immer nur Ihnen gestellt wird und beispielsweise nicht Peter Ramsauer, dem Bundesverkehrsminister?
Der Bund hat zwar etwas weniger Anteile an der Flughafengesellschaft als Berlin und Brandenburg, aber gegen ihn können keine Entscheidungen fallen. Deshalb hat auch er die volle Verantwortung. Vor der geplanten Eröffnung vor einem Jahr gab es doch schon das Gerangel, wie die Bundeskanzlerin platziert wird und wo Herr Ramsauer sitzt, das Vorausprotokoll des Bundeskanzleramts war auch schon da. Ganz wichtig auch, dass alle gut in die „Tagesschau“ kommen. Als die Eröffnung dann abgesagt werden musste, waren plötzlich alle weit weg.

Dann drehen wir die F-Frage mal um: Wofür sind Sie denn nicht verantwortlich?
Für das konkrete Bauen. Das müssen die Ingenieure machen. Und schrauben müssen die Handwerker. Wir haben die Bauaufträge ja auch nicht an No-Names vergeben, sondern an renommierte Firmen. Dazu waren Heerscharen von Planungsbüros, Controllern und Beratern unterwegs. Dass trotzdem derartige technische Probleme auftauchen, kann man doch nicht einfach bei der Politik abladen.

Aber die muss jemand führen. Und der Aufsichtsrat ist dafür da, die Geschäftsführung zu berufen. Warum haben Sie den Chef der Flughafengesellschaft nicht schon entlassen, nachdem Sie vor einem Jahr, im Mai 2012, den Eröffnungstermin erstmals verschieben mussten?
Der Geschäftsführer, den Sie meinen – Herr Schwarz –, war nur Sprecher der Geschäftsführung. Seine Zuständigkeit lag insbesondere auf dem kaufmännischen Gebiet und beim Betrieb der bisherigen Flughäfen. Die Verantwortung fürs Bauen trug nach dem damaligen Konstrukt ein anderer Geschäftsführer, Herr Körtgen. Den haben wir sofort entlassen. Alle Pferde gleichzeitig auszutauschen, wäre falsch gewesen.

Das heißt: Sie sind als Aufsichtsratsvorsitzender gar nicht wegen dieses atemberaubenden Desasters, sondern nur aus taktischen Gründen zurückgetreten?
Nein. Nach der erneuten Verschiebung Anfang Januar dieses Jahres, als der vom neu geholten Geschäftsführer Amann festgelegte Eröffnungstermin vom selben Herrn Amann schon wieder gestrichen wurde, war es notwendig zu zeigen: Es gibt drei Gesellschafter, die gemeinsam in der Verantwortung stehen. Deshalb hat Matthias Platzeck den Vorsitz des Aufsichtsrats übernommen.

Haben Sie überhaupt ernsthaft überlegt, nicht bloß den Aufsichtsratsvorsitz abzugeben, sondern als Regierender Bürgermeister zurückzutreten?
Ich habe überlegt, welche Konsequenzen ich ziehe – auch persönlich.

Was hat Sie bewogen, am Amt festzuhalten?
Verantwortung. Ich bin gewählt für diese Legislaturperiode.

Sie haben sich angeblich 48 Stunden zurückgezogen, bevor Sie gesagt haben, dass Sie weitermachen. Was lief da? Mussten Ihre Parteifreunde Sie in Krisenberatungen zum Weitermachen überreden?
Das habe ich mit mir selber beraten. Und bin dann zu der Entscheidung gekommen, im Amt zu bleiben.

Wie läuft so eine Selbstberatung ab?
Es gibt keine Live-Übertragung meines Privatlebens, und dabei bleibt es.

Werden Sie denn zur Eröffnung des Flughafens gehen, falls dieser Termin je stattfindet?
Der Flughafen wird eröffnet werden, und ich werde dabei sein – als Regierender Bürgermeister.

Ein blöder Termin für Sie. Matthias Platz­eck, der Aufsichtsratschef, und Hartmut Mehdorn, der Chef der Flughafengesellschaft, werden sich als diejenigen präsentieren können, die rausgerissen haben, was Klaus Wowereit fast verbockt hätte.
Das ist genau diese falsche Art der Betrachtung, die weder angemessen noch fair ist. Erstens geht es nicht um Eitelkeiten. Zweitens tragen alle drei Gesellschafter gemeinsam die Verantwortung – egal, wer den Aufsichtsratsvorsitzenden stellt.

Teilen Sie den Eindruck, dass die F-Frage vielen Berlinern peinlich ist?
Mein Eindruck ist, dass Berlins Ruf auch sehr gezielt schlechtgeredet wird. Aber das sind nicht die Bürgerinnen und Bürger, sondern andere.

Nennen Sie mal diese anderen!
Da geht es nicht zuletzt um die Interessen anderer Regionen. Mein Eindruck bei Auslandsreisen, oder wenn ich Besucher hier habe, ist: Da steht mitnichten das Wort mit dem F im Zentrum. Das ist wahrlich kein Glanzstück gewesen, aber die Attraktivität der Stadt hat unter den Problemen mit dem BER nicht gelitten. Berlin ist so attraktiv wie nie – das sehen Sie sowohl an den Tourismuszahlen als auch an der Bevölkerungsentwicklung. Und inzwischen auch an den Wirtschaftsdaten, beim Wachstum und bei der Zahl der Jobs.

Nicht-Berliner finden die Stadt interessant und spotten trotzdem gern, dass hier nichts klappt: Faszinierend, aber chaotisch, das ist doch die Berlin-Ambivalenz. Da passt die F-Katastrophe gut rein.
In Hamburg wird bei der Elbphilharmonie eine gigantische Kostensteigerung verursacht. Hören Sie dort solche Debatten wie in Berlin? Ich glaube nicht. Die Hamburger haben da ein stabileres Selbstbewusstsein.

Dabei ist Berlin doch Hauptstadt.
Aber Berlin muss mit Ressentiments leben, die über Jahrzehnte gepflegt worden sind. In der DDR ging es gegen die Hauptstadt, die immer Vorrang hatte, und im Westen gegen die Subventionsmentalität. Dagegen muss man auch heute noch kräftig arbeiten. Die Berlinerinnen und Berliner sollten da selbstbewusster sein, aber ohne chauvinistisch zu werden.

Sie haben ein heute berühmtes Zitat in die Welt gesetzt: „Berlin ist arm, aber sexy.“ Würden Sie das heute noch sagen?
Warum nicht? Als ich den Satz vor einem Jahrzehnt in London gesagt habe, hat ihn in Berlin erst mal keiner zur Kenntnis genommen. Ich habe damals versucht, eine Stadt zu beschreiben, die nicht vom Reichtum geprägt ist, aber trotzdem eine starke Anziehungskraft ausübt. Erst später hat in Berlin dann die Opposition versucht, ihn gegen mich zu verwenden.

In Süddeutschland steht der Satz häufig dafür: Berlin hat selbst kein Geld, sondern gibt unseres aus und prahlt dann auch noch, wie sexy es ist.
Wer bösartig ist, kann jeden Satz verdrehen. Sexy hat nichts mit Geldausgeben zu tun. Es ist eine Haltung, ein Lebensgefühl.

Führt Berlin ein lustiges Lotterleben auf Kosten reicher Länder wie Bayern und Hessen, die vor dem Bundesverfassungsgericht gegen den Länderfinanzausgleich klagen?
Dann fallen Sie aber bitte mal nicht auf die Wahlkampfaktionen der Union in Bayern und Hessen rein. Es ist ein falsches Klischee, dass Berlin nicht hart daran arbeitet, seine wirtschaftliche Situation zu verbessern. Eine eiserne Haushaltsdisziplin hat dazu geführt, dass wir im Ländervergleich seit einem Jahrzehnt den geringsten Ausgabenzuwachs haben. Hessen und Bayern liegen beim Geldausgeben an der Spitze. Unsere öffentlich Beschäftigten haben die niedrigste Einkommensentwicklung, da wurden nun wirklich harte Nachteile in Kauf genommen. Berlin will 2015 ohne neue Schulden auskommen.

Und der F?
Den Landesanteil an den Mehrkosten tragen wir aus eigener Kraft.

Worin besteht Berlins Sexyness?
In der Offenheit. In der Möglichkeit, sich hier zu entfalten. Die ständigen Veränderungen in der Stadt gehören dazu.

In vielen Gegenden Berlins stößt die Veränderung auf Protest. Bürger rufen: Gentrifizierung! Stört Sie das?
Wenn es zum Mantra wird, stört mich das. Berlin darf keine Stadt unter einer Käseglocke sein, unter der sich nichts verändert. Das hatten wir schon mal mit der Mauer, und daran ist Berlin fast erstickt. Die Stadt muss sich umgestalten. Wir haben hart an Quartieren gearbeitet, die eine einseitige Sozialstruktur hatten und gekippt waren. Wer das jetzt als Gentrifizierung diffamiert, hat nicht verstanden, wie eine Stadt sich entwickeln muss. Trotzdem bringt natürlich Wachstum auch neue Probleme. Beispielsweise, wenn Wohnungen unbezahlbar und dadurch Mieter vertrieben werden. Da müssen wir gegensteuern, zum Beispiel mit öffentlichem Wohneigentum.

In den vergangenen zwei Jahren sind 80 000 Menschen nach Berlin gezogen.
Und das freut uns. Die Perspektive ist, dass das Wachstum anhält. Aber Berlin hatte schon mal über 4,5 Millionen Einwohner vor dem Zweiten Weltkrieg. Diese Stadt ist für mehr angelegt. Die Herausforderung muss bewältigt werden. Vor nicht allzu langer Zeit hatten wir 150 000 leer stehende Wohnungen. Heute brauchen wir Wohnungsbau, mehr Kitas, mehr Schulen.

Stellen Sie sich vor, Sie könnten einem Besucher drei Orte zeigen, die ihm helfen, Berlin zu verstehen. Welche wären das?
Ich würde erst mal das Schuhwerk kontrollieren und dann mit den Leuten in die Quartiere hineingehen. Kreuzberg, Nord-Neukölln. Dort kann man viel lernen. Dann würde ich den Besucher mit rausnehmen nach Buch, wo die alten Kliniken stehen.

Buch? Das war doch das frühere Regierungskrankenhaus, wo die hohen SED-Funktionäre ihren Haferschleim löffelten?
Aber dort sind auch die Hufeland-Kliniken, architektonisch wunderbar. Man denkt, man wäre auf einem Universitätscampus in Großbritannien.

Dritter Ort?
Das wäre die Gedenkstätte am Grenzstreifen an der Bernauer Straße oder Hohenschönhausen, das Gelände des ehemaligen Stasi-Gefängnisses.

Sie sind in Lichtenrade aufgewachsen. In einem eben erschienenen Berlin-Buch heißt es über diesen Stadtteil: „Der Lichtenrader sieht einen. Hinter Vorhängen und unter gestickten Tischdecken beobachtet er argwöhnisch jeden Eindringling, gegen den sich sein Frust richten kann.“ Aus was für einer Gegend stammen Sie?
Diese Beschreibung kann ich nicht nachvollziehen. Und wie Lichtenrade ist? Der Stadtteil hat sich radikal verändert. Von einem ländlich geprägten Ort mit Bauern und Dorfteich, Dorfkrug und Dorfkirche mit Einfamilienhäusern hin zu den Wohnungsbauprojekten der sechziger und siebziger Jahre. Das hat die Atmosphäre verändert. Es gab den Reiterverein, den Karnevalsverein, den Männerchor, den gemischten Chor, die Freiwillige Feuerwehr.

Was kam hinter Lichtenrade?
Die Mauer. Lichtenrade war sogar umgeben von ihr. Für mich war da Schluss. Deswegen ist man immer gerne gereist. Man wollte raus.

Trotzdem haben Sie bisher Ihr ganzes Leben nur in Berlin verbracht.
Was heißt nur?

Das sollte doch gar nicht abwertend klingen. Aber wollten Sie nie richtig weg?
Nein. Wenn man den idealen Ort hat, muss man nicht weg.

Warum ist er ideal?
Berlin ist die einzige echte Metropole in Deutschland. Eine pulsierende Stadt.

Was genau mögen Sie an Berlin?
Die Atmosphäre ist offen. Wir sind nicht verkrustet. Wir haben – das ist ein Vorteil und ein Nachteil – keine starren bürgerlichen Strukturen. Wir haben keine Kaufmannschaft wie in Hamburg, die seit Jahrzehnten die Stadt geprägt hat, und das ist manchmal auch ein Problem. Aber in Berlin muss man nicht geboren sein. Man muss nicht in einem bestimmten Golfclub oder Tennisclub sein, um dazuzugehören. Diese Stadt nimmt Leute nach drei Monaten auf. Die innere Liberalität Berlins lässt mir Luft zum Atmen.

Viele verbinden ja mit Berlin eine Dauerparty. Sie haben das Image des Partybürgermeisters. Wieso hängt Ihnen das so an?
Das fragen mich die Leute, die es schreiben.

Wir haben das noch nie geschrieben.
Nie geschrieben, nur gefragt. Aber diese Zeit ist ja nun schon längst vorbei. Dabei gehe ich heute eigentlich zu genauso vielen Veranstaltungen, die andere Party nennen. Obwohl das ein völlig dusseliger Begriff ist. Ich verstehe unter Party etwas anderes. Wenn ich zur Echo-Verleihung gehe, gibt es den anschließenden Empfang. Für manche Leute ist das Party, für mich ist das Arbeit. Das hat mit Spaß wenig zu tun.

Warum ist das Arbeit?
Weil einen jeder anquatscht und man permanent unter Beobachtung steht. Wenn ich tanze, dann lauern 20 Kameras. Das ist keine Party, wenn du nirgendwo privat bist.

Wollen Sie hier allen Ernstes behaupten, dass Ihre Prominenz Sie stört?
Ständig öffentlich zu sein, kann nerven. Es ist aber der Preis, den man zahlt.

Waren Sie schon im Berghain, dem Club, der für die coole Zügellosigkeit Berlins steht?
Ich war auch schon im Berghain.

Wie hat es Ihnen gefallen? Können Sie den Club empfehlen?
In Ihrem Alter nicht mehr.

Wie alt waren Sie denn, als Sie da waren?
Das braucht hier keine Rolle zu spielen.

Weil Sie nicht privat da waren?
Ich war auch schon privat da.

Wenn Sie immer beobachtet und gefilmt werden, wäre es nicht angenehmer, einmal aus Berlin wegzuziehen?
Wollen Sie mich loswerden?

Wir haben allein in Ihrem Interesse gedacht. Vielleicht in 20 Jahren, wenn Sie nicht mehr Bürgermeister sind?
Dann kann ich auch schon wieder privat sein.

Wie viele Einwohner wird Berlin dann haben?
In den nächsten Jahren rechnen wir mit etwa 30 000 Plus pro Jahr. Dann wird Berlin in 20 Jahren schon an die vier Millionen haben.

2005 waren Sie auf dem Titel des Magazins „Time“ abgebildet. Der Berlin-Botschafter, weltbekannt. Sie wurden als Kanzlerkandidat der SPD gehandelt. Ist es für Sie nicht bitter, jetzt als Pannen-Wowi verspottet zu werden?
So viel hat sich nicht geändert. Der Regierende Bürgermeister wird mit allem identifiziert, was in Berlin passiert.

Sie eröffnen morgen die neue Non-Stop-Verbindung Berlin-Chicago von Air Berlin. Da kommt dann wieder die F-Frage.
Mit einer Panne muss man leben. Jeder erfahrene Bürgermeister weiß, dass das nicht ursächlich mit Berlin zu tun hat.

Reagieren die Menschen anders auf Sie als früher, wenn Sie die Straße entlanggehen?
Nein, die Menschen reagieren nicht anders.

Das heißt, Sie sind glücklich in Ihrem Amt?
Sonst würde ich das nicht machen. 

Das Gespräch führten Georg Löwisch und Alexander Marguier.

 

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