Andrew Ullmann im Gespräch mit Alexander Marguier - Cicero Podcast Politik: „Das darf sich nicht wiederholen“

Als Andrew Ullmann im Jahr 2017 erstmals in den Bundestag gewählt wurde, ahnte er nicht, dass sein erlernter Beruf ihn schon bald in dramatischer Weise einholen würde. Denn Ullmann ist Professor für Infektiologie und hat sich schon früh in seiner wissenschaftlichen Karriere mit ansteckenden Krankheiten befasst. Anfang 2020 kam dann das Corona-Virus in Deutschland an – und der FDP-Abgeordnete war einer der ganz wenigen Politiker mit echter Expertise. Doch auch er wurde von der Pandemie kalt erwischt, weil damals einfach noch zu wenig über den Erreger bekannt war. Inzwischen ist Ullmann nicht nur Corona-Experte, sondern hat auch enorm viel über den politischen Umgang mit einer Epidemie gelernt.

Andrew Ullmann (rechts im Bild) / Foto Brian Rauschert
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Mittlerweile hat Deutschland mehrere Corona-Wellen hinter sich gebracht, viele Schutzmaßnahmen wurden gerade abgeschafft – obwohl die Inzidenz so hoch ist wie selten zuvor. Wo befinden wir uns also heute? Es sei „eine Herausforderung“, so Ullmann, „die Phase einer Pandemie genau zu definieren – deswegen „bin ich vorsichtig zu sagen, wo wir stehen“. Die Bevölkerung habe einen gewissen Grad an Immunisierung erreicht, doch das müsse noch besser werden. Andrew Ullmann plädiert deshalb für eine Impfpflicht ab dem Alter von 50 Jahren sowie für verpflichtende Beratungsgespräche zum Thema Corona-Schutzimpfung für alle Erwachsenen. Und das, obwohl er ursprünglich gegen eine Impfpflicht war. Aber „das hat sich dieser Sekunde geändert, als ich die Bilder aus Thüringen, Sachsen, Oberbayern und Niederbayern gesehen habe im Dezember“ – als nämlich an Covid Erkrankte wegen überfüllter Krankenhäuser in andere Bundesländer verlegt werden mussten.

Andrew Ullmann ist schon deswegen eine Ausnahmeerscheinung im Deutschen Bundestag, weil er ein politisch Spätberufener ist. Sein Interesse an der Politik wurde ganz praktisch dadurch geweckt, dass es ihn störte, wie manche Dinge an der Schule seiner Tochter abliefen. Also suchte er den Kontakt zum Ortsbürgermeister, um Verbesserungen durchzusetzen. Und mit einem Mal nahm die Sache Fahrt auf. Jetzt, als Bundestagsabgeordneter, hat er sich nicht mehr und nicht weniger vorgenommen, als das deutsche Gesundheitssystem zu reformieren. Denn auch und gerade Corona habe gezeigt, dass es auf diesem Gebiet schwere Defizite gibt: „Ich erinnere nur daran, wie wir Daten erfasst haben!“ Für ein Industrieland wie die Bundesrepublik sei das peinlich – „und das darf sich nicht wiederholen“.

 

 

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