Ron DeSantis - „Freiheit statt Faucismus“

Ron DeSantis steht als Gouverneur von Florida auf Kriegsfuß mit Joe Bidens Corona-Politik. In dem Bundesstaat gibt es so gut wie keine Pandemie-Auflagen, an eine Impfpflicht ist dort gar nicht zu denken. Nicht nur deshalb gilt der Republikaner als Aspirant für die US-Präsidentschaft.

Noch bestreitet Floridas Gouverneur Ron DeSantis Ambitionen, US-Präsident zu werden / Barbara Spurll
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Gregor Baszak ist freier Journalist und lebt in Chicago. Er publizierte unter anderem in The American Conservative, Makroskop und UnHerd.

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Die Corona-Lockdowns seien „der größte Fehler in der Geschichte der öffentlichen Gesundheitspolitik“ gewesen. So lautet das fatale Urteil des Stanford-Medizinprofessors Jay Bhattacharya. Als Gegengewicht initiierte er zusammen mit seinen Kollegen Sunetra Gupta und Martin Kulldorff die „Great-Barrington-Erklärung“, die für das Ende der Lockdowns eintrat und stattdessen gezielten Schutz für besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen forderte.

Auf viel Liebe unter politischen Entscheidungsträgern traf das Trio damit nicht  – außer bei Ron DeSantis, dem seit 2018 amtierenden republikanischen Gouverneur des US-Bundesstaats Florida. DeSantis hatte so wie vielerorts im März 2020 einen vorübergehenden Lockdown angeordnet. Doch schnell nahm er diesen Schritt unter nur beschränkten Abstandsregeln zurück – was auch hieß, dass der in Orlando, Florida, gelegene Disney-Freizeitpark bereits im Juli 2020 für das Publikum wieder offen stand. Bald darauf fielen auch die letzten Schranken.

Zahlen im Kontext sehen

Mittlerweile gibt es im gesamten Staat praktisch keine Corona-Auflagen mehr. In linksliberalen Kreisen hat diese zurückhaltende Politik dem 43-jährigen DeSantis viel Verachtung eingebracht, während Bhattacharya ins Schwärmen kommt, wenn er auf den Südstaatengouverneur angesprochen wird. „Ich habe so einen Politiker wie ihn noch nie getroffen“, erklärte er kürzlich in einem Podcast-Interview. Als er das erste Mal mit DeSantis sprach, sagt Bhattacharya, habe der Gouverneur beachtliches Faktenwissen an den Tag gelegt und relevante Daten aus dem Gedächtnis heruntergerattert.

Die Zahlen geben ein zwiespältiges Bild ab: Die Covid-Todesrate Floridas gehört im nationalen Vergleich mit zu den höchsten, aber nur in absoluten Zahlen. Das tropische Klima Floridas zieht jedes Jahr sehr viele Rentner an, also eine besonders von Covid betroffene Bevölkerungsgruppe. Altersbereinigt befindet sich Florida im Mittelfeld, so oder so hinter dem Bundesstaat New York, dessen ehemaliger Gouverneur Andrew Cuomo von den amerikanischen Medien als Heilsbringer gefeiert wurde – bis herauskam, dass er Tausende Todesfälle in New Yorker Pflegeheimen verheimlicht hatte, und er schließlich aufgrund von Vorwürfen sexueller Belästigung zurücktrat.

Keine Ambitionen?

Von den US-Medien angefeindet zu werden, hat seine Vorteile. Nur noch 29 Prozent aller Amerikaner vertrauen den Nachrichtenmedien. Darum sonnt sich DeSantis auch im Image des von den nationalen Medien geächteten Politikers, was ihn wiederum schnurstracks ins Weiße Haus katapultieren könnte. Etwaige Ambitionen werden ihm schon längst nachgesagt. Der größte Stolperstein auf dem Weg dahin wäre auch nicht etwa seine Corona-Politik, sondern käme aus ganz anderer Ecke: Sollte Donald Trump bei den nächsten republikanischen Vorwahlen noch einmal für das Präsidentenamt kandidieren, würde er laut Umfragen komfortabel siegen.

Auf dem abgeschlagenen zweiten Platz: Ron DeSantis. Das Bild ändert sich allerdings radikal, sollte Trump nicht antreten. Dann nämlich führt DeSantis das Bewerberfeld an, aktuell mit Trumps Ex-Vizepräsidenten Mike Pence als engstem Verfolger. Noch leugnet DeSantis jegliches Streben nach dem höchsten Amt. Er sei ganz darauf konzentriert, bei den Gouverneurswahlen im nächsten Herbst eine zweite Amtszeit zu erringen. Die Chancen dafür stehen gut. DeSantis erhält in den Umfragen hohen Zuspruch unter Floridianern.

Der Slogan steht

Und DeSantis inszeniert sich gern medienwirksam als Verteidiger der von den Amerikanern hochgeschätzten Freiheit gegenüber der aufdringlichen Hand Washingtons. Nachdem Präsident Joe Biden eine nationale Impfpflicht verkündet hatte, sprach sich DeSantis als einer der ersten prominenten Politiker dagegen aus. Es ist ein politischer Drahtseilakt, denn die Mehrheit der Amerikaner unterstützt Bidens Maßnahme. Anders als viele von Republikanern regierte Staaten kann sich Florida sogar mit einer relativ hohen Impfrate brüsten; die Impfkampagne ging dort schnell und gut organisiert über die Bühne.

DeSantis’ Widerstand gegen die Impfpflicht wäre politisches Gold in einem eventuellen republikanischen Vorwahlkampf, während die hohe Impfquote wiederum im nationalen Wahlkampf aufgeführt werden könnte. Auch das im Hinblick auf die Corona-Politik liberale Klima Floridas könnte weit über den Staat hinaus zünden. Während andernorts die Regeln nur langsam gelockert wurden, trat DeSantis im Juni dieses Jahres zu tosendem Applaus auf der Bühne des vollgepackten Musikfestivals Gulf Coast Jam auf. Dort knöpfte sich der leger gekleidete Gouverneur Joe Bidens mächtigen Gesundheitsberater Anthony Fauci vor und formulierte einen simplen Slogan für seine politische Philosophie: „In Florida“, so DeSantis, „wählen wir Freiheit statt Faucismus.“

 

Dieser Text stammt aus der Dezember-Ausgabe des Cicero, die Sie jetzt am Kiosk oder direkt bei uns kaufen können.

 

 

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