Lachlan Murdoch - Das neue Oberhaupt des Medienimperiums

Lachlan Murdoch tritt die Nachfolge seines Vaters an und übernimmt dessen milliardenschweres Verlagsimperium. Doch was er damit in den kommenden Jahren plant und welche politische Ausrichtung er vertritt, bleibt noch ein Rätsel.

Lachlan Murdoch: Welche Pläne verfolgt er mit dem unternehmerischen Erbe seines Vaters? / Foto: Mike Cohen/The New York Times/Redux/Laif
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Autoreninfo

Lisa Davidson ist Journalistin, freie Autorin und Podcast-Host. Sie lebt in Virginia, USA. 

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Zum Interview für die Dokumentation „Dynasties: The Murdochs“ von ABC Australia erscheint Lachlan Murdoch in einem maßgeschneiderten Anzug. Im Hintergrund sind Zeitungen und Magazine zu sehen, die die Basis des murdochschen Medienimperiums bilden. Lachlan Murdoch ist ein sympathischer Gesprächspartner: selbstbewusst, eloquent, easy-going. Zugleich umhüllt ihn eine Aura, die nur die Einflussreichsten besitzen. 

Im Gespräch erzählt er vom Heranwachsen in der Dynastie seines Vaters, Rupert Murdoch. Er sagt, die Murdochs liebten es, sich in Debatten zu stürzen: „Manchmal, wenn bei Familientreffen nicht viel geredet wird und keine Debatte stattfindet, fangen wir an, Positionen gegenüberzustellen, die wir eigentlich nicht vertreten. Nur um für Aufregung zu sorgen.“ Mit Aufregung kennt man sich bei den Murdochs aus. Schließlich gehört das Verlagsimperium zu den streitbarsten der Welt. Die Dokumentation ist gut 30 Jahre alt, hat an Relevanz aber nicht verloren. Auch deshalb, weil Lachlan Murdoch nun in die Fußstapfen seines Vaters treten wird. 

Lachlan Murdoch, 1971 in London geboren, widmete sich an der renommierten Princeton University zunächst der Philosophie. In seiner Bachelorarbeit „Eine Studie über Freiheit und Moral in Kants praktischer Philosophie“ beschäftigte er sich mit tiefgründigen Themen; auch mit dem Buddhismus. Doch schon damals war für Murdoch klar, dass er irgendwann an der Spitze des Imperiums stehen will. Nach dem Studium stieg er deshalb ins Geschäft der Familie ein. 

Medienimperium ist 25 Milliarden Dollar schwer

Um die Dynamik innerhalb der Murdoch-Dynastie zu verstehen, muss man Rupert Murdochs Geschichte kennen. Bereits dessen Vater, Lachlans Großvater, war erfolgreicher Verleger in Australien. Als er früh starb, erbte Rupert Murdoch aber nur eine kleine Lokalzeitung. Dem Gefühl folgend, seines Geburtsrechts beraubt worden zu sein, machte er es sich zur Lebensaufgabe, noch einflussreicher zu werden als sein Vater; sich zu holen, was seiner Meinung nach für ihn bestimmt ist. 

In den 1950er Jahren erwarb Rupert Murdoch eine Reihe kleinerer Zeitungen, in den 1960er Jahren folgten die britische News of the World und The Sun. Aus Letzterer, einer ehemaligen Gewerkschaftszeitung, machte er das größte Boulevardblatt Großbritanniens. Doch der Höhepunkt war die Gründung des konservativen Fernsehsenders Fox News im Jahr 1996, der die US-Politik in den darauffolgenden Jahren stark beeinflusste; etwa als Haus- und Hofsender Donald Trumps. 

Das Modeimperium der Murdochs erstreckt sich heute über drei Kontinente und ist 25 Milliarden Dollar schwer. Neben namhaften Zeitungen und TV-Sendern gehört dazu der Verlag HarperCollins. Dieses Imperium soll der 52-jährige Lachlan Murdoch nun als Vorsitzender der Fox-Gruppe und des Verlags News Corp. übernehmen. 

Lachlan Murdoch schweigt noch zu seinen Geschäftsplänen

Dass das irgendwann geschehen würde, war nicht in Stein gemeißelt. Meinungsverschiedenheiten zwischen Lachlan und der Fox-Führungsetage hat es in der Vergangenheit bereits gegeben. Zudem weiß die US-Medienwelt von der ewigen Rivalität um das väterliche Erbe zwischen Lachlan und seinem Bruder James.

Erst als News of the World 2011 in einem Abhörskandal versank – James Murdoch war damals ihr CEO –, schien das Duell entschieden. Die Zeitung wurde dichtgemacht. Im Jahr 2014, davor einige Jahre in Australien weilend, kehrte Lachlan als Co-Vorsitzender zu News Corp. zurück, brachte frischen Wind ins Unternehmen und dieses zurück in die Erfolgsspur. 

 

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Obwohl Lachlan Murdoch nun von seinem Vater auserkoren wurde, die murdochsche Erfolgsgeschichte weiterzuschreiben, bleibt seine politische Ausrichtung ein Rätsel. Einerseits heißt es, er pflege enge Verbindungen zu einigen der konservativsten Figuren der amerikanischen Medienlandschaft; auch zum rechten Lautsprecher Tucker Carlson, den Fox vor einiger Zeit entlassen hat. Andererseits heißt es, Lachlan sei „super woke“ (Daily Beast), weshalb bei einigen „Make America Great“-Medien bereits die Alarmglocken schrillen. 

Unklar ist auch, ob Lachlan Murdoch über genügend Geschäftssinn für diese Aufgabe verfügt. Schließlich hat Rupert Murdochs Erfolg maßgeblich mit dessen Gespür zu tun, die richtigen Deals zur richtigen Zeit abzuschließen; wie etwa den Verkauf von 21st Century Fox an Disney im Jahr 2019 – für die horrende Summe von 71 Milliarden Dollar. Oder geht es Lachlan Murdoch nur oberflächlich ums Geschäft, während er im Stillen auf das Ableben seines Vaters wartet, um sein Erbe zu vergolden? Auch darüber wird längst spekuliert. Er selbst schweigt derzeit noch zu seinen Geschäftsplänen.

 

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