Kalr Lauterbach lässt den Kopf hängen
Karl Lauterbach / dpa

Neue Vorwürfe gegen Karl Lauterbach - Das potemkinsche Institut

Recherchen von „Cicero“ legen nahe, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach in seiner Bewerbung an die Universität Tübingen 1995 ein weiteres Mal falsche Angaben zu seinem Lebenslauf gemacht hat. Demnach erklärte er damals, ein Institut an der Universität zu Köln zu leiten, das es zum Zeitpunkt der Bewerbung noch gar nicht gab.

Autoreninfo

Thomas Kubo (*1992) ist Autor und Verleger aus Münster. 

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Die These, die in diesem Beitrag belegt werden soll, ist unglaublich im wahrsten Wortsinne: Karl Lauterbach gab in einer Bewerbung an, ein Institut kommissarisch geleitet zu haben, das zu jenem Zeitpunkt noch nicht existierte. Ferner gab er an, dafür ein Gehalt der professoralen Vergütungsstufe C3 zu kassieren.

Lauterbach bietet umfangreiches Material dafür, Wissenschaftsinszenierung zu studieren. Dies zeigt sich bei den Institutionen, mit denen er verbunden ist. Die Betrachtung der Gründungsgeschichte der beiden „Lauterbach-Institute“ an der Universität Köln in Verbindung mit seinen gesichteten Bewerbungsunterlagen an die Universität Tübingen demonstriert, dass dem heutigen Gesundheitsminister möglicherweise ein verhängnisvoller Fehler unterlaufen ist. Wieder einmal. Jüngst haben nämlich auch schon Recherchen der Welt am Sonntag gezeigt, dass es in Lauterbachs Lebenslauf falsche Angaben gibt.

Oberflächlich und nach außen hin ist es auch diesmal wie immer: Formal ist alles in Ordnung. Sucht man den Wissenschaftler Univ.-Prof. Dr. med. Dr. Sc. Karl Wilhelm Lauterbach offiziell, informiert das Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie an der Uniklinik Köln, dass er dort seit seinem Einzug in den Deutschen Bundestag beurlaubt ist. Der Einzug erfolgte im Jahre 2005. Dieser Lesart schließt sich Lauterbach auf seiner Website an.

Drei nach außen platzierbare akademische Titel in Verbindung mit zwei Institutsleitungen suggerieren eine perfekte wissenschaftsinterne Qualitätssicherung. Wer wagt, diese Darstellung in einzelnen Punkten zu hinterfragen, wird durch zahlreiche Faktenchecks (1) eines vermeintlich Besseren belehrt werden.

Eine verhängnisvolle Bewerbung

Lauterbachs Bewerbungsschreiben an die Universität Tübingen vom 10. Dezember 1995 konnte der Verfasser in der Berufungsakte sichten. In seinem Anschreiben steht:

„Zum 1. Dezember 1995 habe ich die zunächst kommissarische Leitung des neu gegründeten Instituts für Gesundheitsökonomie an der medizinischen Fakultät der Universität zu Köln (Vergütungsstufe C3) übernommen.“

Und etwas später:

„Jetztige [sic!] Positionen: Kommissarischer Leiter des Instituts für Gesundheitsökonomie, Medizin und Gesellschaft an der Universität zu Köln (Gemeinschaftsinstitut der medizinischen und der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät: Vergütungsstufe C3, Beginn 1. Dezember 1995).“

Und wieder etwas später unter dem Punkt „Symposienorganisation“:

„In Vorbereitung: ‚Kölner Krankenhaussymposium: Das Krankenhaus im Wandel‘. Veranstalter: Institut für Gesundheitsökonomie, Mensch und Gesellschaft an der Universität zu Köln und die urologische Klinik der Universität zu Köln (Köln, März 1996)“

Haben Sie die drei unterschiedlichen Bezeichnungen für die Wirkungsstätte des Bewerbers nicht bemerkt? Dann befinden Sie sich in der Gesellschaft des Verfassers wie auch der gesamten Berufungskommission in Tübingen, die es beim ersten Mal ebenfalls nicht bemerkt hat. Letztere hatte offenbar im Berufungszeitraum keinen Anlass, ein zweites Mal draufzuschauen. Ob sie die Gelegenheit im Jahre 2023 nutzen wird, ist fraglich.

Der Tagungsband

Zunächst zum Symposium: Die geplante Veranstaltung fand vom 1. bis zum 2. März 1996 tatsächlich statt. Der Tagungsband wurde zügig erstellt und noch im selben Jahr veröffentlicht.

Diese Angabe enthält einen eklatanten Fehler: Lauterbachs Institut war den Cicero vorliegenden Dokumenten nach kein Veranstalter. Weder das Titelbild noch der Umschlag des Sammelbandes weisen es auf (2). Der Umschlag nennt die drei Herausgeber und als Institution: „Klinik für Urologie der Universität zu Köln“. Die Titelseite nennt die Langfassung: „Klinik und Poliklinik für Urologie der Universität zu Köln“. Lauterbach taucht im Referentenverzeichnis mit zwei Doktortiteln, aber ohne Professorentitel auf. Affiliation: „Institut für Gesundheitsökonomie“. Zum Zeitpunkt (März 1996) war Lauterbach noch gar nicht berufen. Den Professorentitel hätte ihm niemand geglaubt. Aber das Institut? Auf Nachfrage von Cicero lässt Lauterbach lediglich mitteilen, dass es sich seiner Kenntnis entziehe, wie der Eintrag im Tagungsband entstanden sei.

Der Tagungsband
Der Tagungsband „Das Krankenhaus im Wandel“

Ist der Grund eine Lüge? Tatsache ist: Das Institut existiert zu diesem Zeitpunkt nicht. Eine kommissarische Leitung eines Instituts, das es (noch) nicht gibt, wird dadurch ebenfalls chronologisch verunmöglicht.

Die notwendigen Quellen, um dieser Frage nachzugehen, sind verstreut, sollen aber hier zusammengeführt werden.

Zunächst die Universität Köln. Diese veröffentlichte eine Pressemitteilung aus Anlass eines fragwürdigen TED-Talks von Karl Lauterbach aus dem Jahre 2014, womöglich aber durch immer kritischere Berichterstattung und einem lauteren Geraune in der Bevölkerung angetrieben. Dort steht unter der Frage „Wie kommt es zu einer neuen Professur beziehungsweise einem neuen Fach?“:

„Die Einrichtung innovativer Fächer kann sowohl aus der Universität heraus als auch von außen angestoßen werden. In Köln hat unter anderem die Gesellschaft zur Förderung der Gesundheitsökonomik Köln e.V., vertreten durch den Vorstand, die Einrichtung vorgeschlagen. Herr Lauterbach war dort Geschäftsführer und Lehrbeauftragter an der Universität. Am 21.02.1997 fand die Eröffnung statt. Professor Lauterbach war zunächst als Professurvertreter tätig, bevor er dann auf die Professur berufen wurde. Die Anerkennung als An-Institut erfolgte nach dem damaligen Universitätsgesetz durch das zuständige Ministerium auf Antrag des Senats der Universität. Der Antrag bedarf also einer breiten inneruniversitären Akzeptanz. Später wurde das Institut zu einem In-Institut[,] also zu einer inneruniversitären wissenschaftlichen Einrichtung.“

Eine Eröffnung am 21. Februar 1997 ist für ein Institut, das im oder vor dem Dezember 1995 neu gegründet worden sein soll, nun ja, etwas spät.

Die damalige Berichterstattung

Im Deutschen Ärzteblatt dokumentierte Harald Clade am 11. April 1997 die Neugründung:

„Als erstes interdisziplinäres Institut ist Ende Februar 1997 an der Universität zu Köln das Institut für Gesundheitsökonomie, Medizin und Gesellschaft (IGMG) aus der Taufe gehoben worden. Das ‚An-Institut‘ wird zur Zeit durch die Universität zu Köln zusammen mit der gemeinnützigen Gesellschaft zur Förderung der Gesundheitsökonomik e.V. eingerichtet.“

Die Angabe „Februar 1997“ deckt sich mit der Pressemitteilung der Universität. Man kann sich sicherlich darüber streiten, zu welchem Zeitpunkt man eine Taufe oder eine Einrichtung abschließen kann und soll. Jedoch sagt Harald Clade dann:

„Seit Dezember 1996 ist mit der Leitung des Instituts der neu berufene Professor Dr. med. Dr. sc. Karl Wilhelm Lauterbach (34) beauftragt worden.“

Wir erfahren dann noch etwas über den bereits in der Pressemitteilung zitierten Verein:

„Die Initiatoren des neu gegründeten Instituts für Gesundheitsökonomie, Medizin und Gesellschaft (IGMG) an der Universität zu Köln und die Ende 1995 gegründete Gesellschaft zur Förderung der Gesundheitsökonomik Köln e.V. setzten von Anfang an auf Interdisziplinarität und fakultätenübergreifende Zusammenarbeit.“

Behalten wir diesen Verein zunächst in Erinnerung. Die Universität Köln veröffentlichte bereits am 25. Februar 1997 eine Pressemitteilung mit dem Titel „Neues Institut für Gesundheitsökonomie, Medizin und Gesellschaft“, bei der diese Darstellung bestätigt wird:

„An der Universitaet zu Koeln ist eine neue interdisziplinaere Einrichtung, das Institut fuer Gesundheitsoekonomie, Medizin und Gesellschaft (IGMG) entstanden. Traeger des Instituts ist die gemeinnuetzige Gesellschaft zur Foerderung der Gesundheitsoekonomik Koeln e.V., in der sich Mitglieder der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen und der Medizinischen Fakultaet der Universitaet zu Koeln sowie Vertreter verschiedener Organisationen des Gesundheitswesens zusammengeschlossen haben.“

 

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Veronika Hackenbroch schrieb im Jahr 2004 einen viel zitierten Beitrag mit dem Titel „Der Einflüsterer“ im Spiegel. Lauterbach wird dort direkt zitiert:

„Als Lauterbach 1995 von Harvard nach Deutschland zurückkehrte, lehrte er zwei Jahre lang als Privatdozent an der Universität zu Köln. ‚Während dieser Zeit‘, sagt er, ‚habe ich der Universität den Gedanken an ein Institut für Gesundheitsökonomie nahe gebracht.‘ 1997 wurde es gegründet, Lauterbach gewann die Ausschreibung der Direktorenstelle.“

Dass Lauterbach Privatdozent war, ist nicht richtig, und es ist ebenfalls fraglich, wie viel er in der Zeit gelehrt hat. Die Haupterkenntnis aus diesem kurzen Absatz ist jedoch eine andere: Wunsch und Realität klaffen manchmal auseinander. Im Jahre 2004 profitierte Lauterbach bereits von einem Wunsch, der Realität geworden war. Das Institut existierte 2004. Problematisch ist allerdings, wenn ein Wunsch, der noch nicht Realität geworden ist, schriftlich in der offiziellen Bewerbung auf eine Professur im Jahr 1995 so dargestellt wird, als wäre er bereits realisiert worden. Und genau das gibt Lauterbach hier zu. Möglicherweise lesen wir in seiner Bewerbung nach Tübingen lediglich denselben Wunsch in drei unterschiedlichen Variationen?

Gab es zwei Institute parallel?

Der Tagesspiegel-Journalist Thomas Trappe hat sich für den akademischen Lebenslauf von Karl Lauterbach interessiert. Ihm ist es zu verdanken, Aussagen aus Lauterbachs Instituten, Nicht-Aussagen aus dem Bundesgesundheitsministerium sowie Angaben von Lauterbach selbst dokumentiert zu haben. Der Verfasser ist daran gescheitert. Trappe schreibt, dass Lauterbach zu bestimmten Zeiten „zwei Institute parallel“ geleitet hat. Weiter:

„Genau genommen waren es zwei Institute, an denen Lauterbach seinerzeit tätig war. So wurde nach Angaben von Lauterbachs Institut, also dem IGKE, 1996 zunächst das Institut für Gesundheitsökonomie, Medizin und Gesellschaft (IGMG) gegründet – vom IGMG war auch die Rede in der Pressemitteilung von 1997. Später dann, erklärt das Bundesgesundheitsministerium, sei zusätzlich das IGKE als interdisziplinäres Institut der Uni Köln gegründet worden.“

Weiter Trappe:

„An beiden Instituten sei Lauterbach zwischen 1997 und 2003 parallel tätig gewesen, dann sei das von ihm geleitete IGMG eingestellt worden. ‚Das gemeinnützige IGMG hat in der Zeit noch laufende Projekte beendet, aber keine neuen mehr begonnen‘, erklärt das Ministerium. Auf Nachfragen, wie genau sich beide Institute in ihrer Arbeit voneinander abgrenzten und warum es überhaupt zwei gab, verweist Lauterbachs IGKE auf die Pressestelle seines Ministerium – das die Frage nicht beantwortet.“

So wie die Außendarstellung der Universität Köln und Lauterbachs übereinstimmen, so gleicht sich das Kommunikationsverhalten in Bezug auf unangenehme Presseanfragen. Beim Tagesspiegel sieht das so aus: „Lauterbach will diese Darstellungen auf Anfrage nicht kommentieren.“

Die Auskunft der Universität

Der Verfasser hat die Universität Köln zu unterschiedlichen Zeitpunkten befragt, was es damit auf sich hat, und gebeten, die Widersprüche aufzulösen. Es ging einerseits darum, einen Widerspruch in der hauseigenen Pressemitteilung aufzuklären. Diese enthielt den folgenden Satz: „Später wurde das Institut [das IGMG] zu einem In-Institut[,] also zu einer inneruniversitären wissenschaftlichen Einrichtung.“ Die Antwort:

„[D]as An-Institut und das In-Institut haben wohl noch nebeneinander bestanden. Wie lang genau geht aus den Unterlagen nicht hervor, ebensowenig wie die Gründe, die rein formeller Natur sein können.“

Etwas früher erhielt ich von der Pressestelle diese Nachricht:

„Professor Lauterbach wurde 1996 zunächst Professurvertreter. 1997 wurde er auf die C3-Professur Gesundheitsökonomie berufen. 1998 erfolgte im Zuge von Bleibeverhandlungen eine Berufung nach C4.“

Die Vergütung von Karl Lauterbach als Professurvertreter im Jahre 1996 entsprach gemäß Pressestelle ebenfalls einer C3-Professur. Aber gibt es im Jahre 1995 die Vergütungsstufe C3 für die kommissarische Leitung eines Instituts, das es (noch) nicht gibt?

Ein im Jahre 1995 gegründetes Institut müsste im Vorlesungsverzeichnis für das Sommersemester 1996 erscheinen; im Wintersemester 1996/97 erst recht. Im Sommersemester 1996 erscheint Lauterbach im Vorlesungsverzeichnis dieses Semesters allerdings überhaupt nicht, ebensowenig wie das Institut! Lauterbach hat im WS 1996/97 keine Lehrveranstaltung im Vorlesungsverzeichnis; allerdings taucht ab diesem Semester sein Institut auf. Er selbst wird geführt – als „Komm. Leiter“! (3) 

Der Verein zur Förderung der Gesundheitsökonomik

Das Vorlesungsverzeichnis
Das Vorlesungsverzeichnis der Universität 

Der Träger und Geldgeber ist, wie damals aus dem Vorlesungsverzeichnis bereits ersichtlich ist, ein Verein zur Förderung der Gesundheitsökonomik e. V. Köln.

Dieser Verein, der in diversen Quellen immer wieder genannt wurde, existiert nicht mehr. Er fungierte als Drittmittel-Sammelstelle und Finanzierer in der Anfangsphase; Lauterbach war dort, wie wir mehrfach gesehen haben, Geschäftsführer. Das Vereinsregister nennt eine Satzung vom 21. Juni 1995, die ein Mal am 10. November 1995 geändert wurde. Die Eintragung ins Vereinsregister erfolgte am 25. Oktober 1995, was sich mit der Darstellung des Ärzteblatts deckt. Am 22. Oktober 2003 war Schluss: „Infolge Wegfalls aller Vereinsmitglieder ist der Verein erloschen.“ Um diesen Zeitpunkt herum war der Verein nicht mehr nötig: Das Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie war etabliert – und Lauterbach als C4-Professor im Sattel.

Über die Drittmittelgeber gäbe es viel zu sagen: Die eingeworbenen Gelder und Geldflüsse gäben Aufschluss über die Interessenten am Institut (4). Uns interessieren hier allerdings allein die Chronik und die folgende Frage: Wie kann ein Verein, der erst am 25. Oktober 1995 im Vereinsregister eingetragen wird, innerhalb von einem Monat ein An-Institut in einer Universität initiieren, bei dem Lauterbach dann am 1. Dezember 1995 seinen Dienst antritt? Oder ist die plausiblere Version die, dass Lauterbach in seiner Bewerbung gelogen hat? Darauf die Universität Köln, zwar in Bezug auf das Video des TED-Talks, aber dennoch allgemeingültig:

„Der Eindruck, dass jemand kurzerhand die Gründung eines universitären Instituts veranlassen kann, den das verkürzte Video erzeugen könnte, ist falsch.“

Fazit

Die einzige Quelle, die belegt, dass Karl Lauterbach seinen Dienst am Institut für Gesundheitsökonomie, Medizin und Gesellschaft (IGMG) am 1. Dezember 1995 als kommissarischer Leiter angetreten und dafür ein C3-Gehalt kassiert hätte, ist – Karl Lauterbach. Die Professurvertretung im Jahre 1996 und die Vergütungshöhe C3 ist von der Pressestelle der Universität Köln bestätigt worden. Letzteres ist aber kein formaler Ruf, und Ersteres belegt nicht die Tätigkeit am 1. Dezember 1995.

Die einzige Quelle, die belegt, dass das Institut für Gesundheitsökonomie, Medizin und Gesellschaft überhaupt am 1. Dezember 1995 bereits existierte, ist – Karl Lauterbach. Von Cicero um eine Stellungnahme zu den aktuellen Recherchen gebeten, lässt der jedoch lediglich ausrichten, dass er zunächst die Kommissarische Leitung eines An-Instituts übernommen habe. Auf welchen Zeitraum sich dieses „Zunächst“ bezieht, sagt er interessanterweise nicht.

Die Gegenevidenz besteht neben zahlreichen Zeugnissen aus jener Zeit, den Vorlesungsverzeichnissen und der Pressestelle der Universität Köln sowie den Nachforschungen anderer Journalisten aus – Karl Lauterbach, und zwar im Jahre 2004 gegenüber dem Spiegel.

„Bevor es zu spät ist“

Karl Lauterbach setzt die Wissenschaftsinszenierung unbeirrt fort. Im institutionellen Bereich der (vorerst?) letzte Akt: In seinem Buch „Bevor es zu spät ist“ aus dem Jahr 2022 schreibt er auf Seite 61 über sich selbst:

„Als Direktor des Instituts für Gesundheitsökonomie und Epidemiologie (IGKE) konnte ich genau das erforschen, was ich immer wollte. Als Beamter mit C4-Profesur war ich abgesichert bis über das Rentenalter hinaus. Dazu habe ich eine Gastprofessur an der Harvard University, die ich bis heute innehabe.“

Fällt es Ihnen sofort auf? Durch die Streichung des Wortes „klinische“ ist eine lästige, einschränkende Spezifikation (5) fortgefallen, mithin die Metamorphose zum vollwertigen, „richtigen“ Epidemiologen bald abgeschlossen: Es fehlt noch ein Buchstabe. Dieser bleibt nurmehr im Akronym „IGKE“ erhalten. Der Urheber für die so konstruierte „doppelte Legitimation“ ist, wie eigentlich immer – Lauterbach selbst.

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(1) Vgl. etwa https://www.mdr.de/wissen/faktencheck/faktencheck-lauterbach-102.html. Neben der Tatsache, dass diese Faktenchecks bisweilen neue Falschnachrichten in die Welt setzen – so nennt der MDR mit Verweis auf mimikama.at einen „Lehrstuhl in Health Epidemiologie und Gesundheitsökonomie“ – ist interessant, die Zirkelschluss-Struktur dieser Faktenchecks zu studieren. Im zitierten Faktencheck ist eine Quelle die Universität zu Köln – die es ja zu überprüfen gälte!

(2) Kein Bild bei https://d-nb.info/948126345; der Eintrag enthält auch einige fehlerhafte Angaben. Die Bilder stammen aus einem eigenen Exemplar.

(3) Vgl. die Vorlesungsverzeichnisse der Universität Köln, die jeweils auch als Digitalisat vorhanden sind: https://www.ub.uni-koeln.de/cdm/search/collection/vorlesverz/display/200/order/title/ad/asc. Die Fundstellen aus den Vorlesungsverzeichnissen: Im Wintersemester 1995/96 und im Sommersemester 1996 wird Lauterbach gar nicht genannt (vgl. für das WS 1995/96 den Index auf S. 717; für das SS 1996 die Institutsübersicht der medizinischen Fakultät auf S. 182 und den Index auf S. 718). Im Wintersemester 1996/97 wird er als „Komm. Leiter“ des IGMG aufgeführt (S. 179), aber ohne Veranstaltungen (vgl. Index auf S. 706).

(4) Harald Clade vom Deutschen Ärzteblatt schreibt hierzu ebenfalls: „Die Gesellschaft hat die Anschubfinanzierung übernommen. Gründungsmitglieder der Gesellschaft waren namhafte Unternehmen der pharmazeutischen Industrie, der Versicherungswirtschaft, der Verbände der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung, Verbände und Stiftungen der Ärzteschaft sowie der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft.“ Vgl. https://www.aerzteblatt.de/archiv/5882/Gesundheitsoekonomie-Interdisziplinaerer-Ansatz.

(5) Eine Spezifikation, die durchaus wichtig ist: Ein Epidemiologe interessiert sich für Fragen, die keinen direkten klinischen, also auf die Behandlung des Menschen gerichteten Bezug haben müssen, bei einem klinischen Epidemiologen steht der Patient im Mittelpunkt der Forschung und Arbeit. In den Worten der Schulich School of Medicine & Dentistry: „Classical epidemiology is generally focused on the distribution and determinants of disease (population level), while clinical epidemiology is the application of the principles and methods of epidemiology to conduct, appraise, or apply clinical research for the purpose of improving prevention, diagnosis, prognosis, and treatment of diseases in patients.“ Deutsch: Die klassische Epidemiologie befasst sich im Allgemeinen mit der Verteilung und den Determinanten von Krankheiten (Bevölkerungsebene), während die klinische Epidemiologie die Anwendung der Grundsätze und Methoden der Epidemiologie zur Durchführung, Bewertung oder Anwendung klinischer Forschung mit dem Ziel der Verbesserung von Prävention, Diagnose, Prognose und Behandlung von Krankheiten bei Patienten ist.
Vgl. https://www.schulich.uwo.ca/epibio/research/research_clusters/metholological_approaches_and_disciplines/clinical_epi.html

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Ingo frank | Mo., 20. März 2023 - 18:11

noch einer aus der Kaste der Berufspolitiker der vorgibt etwas zu sein, was er nicht ist bzw. war,
Das ist doch wahrlich im buntesten aller bunten Länder Grundvoraussetzung zu lügen zu betrügen zumindest nicht die Wahrheit gesagt zu haben, um in ein hohes Ministeramt zu kommen oder gar BK zu werden. Anders gesagt: Im Westen nichts Neues.
Aber da heut’ der Frühling vom Hügele naht, wird’s auch dafür eine „logische“ Erklärung, grün rot eingefärbt, geben.
Dessen bin ich vollkommen sicher!
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

Gerhard Lenz | Di., 21. März 2023 - 14:41

Antwort auf von Ingo frank

ist Lauterbach also jetzt DEFINITIV nicht? Auch der Autor, ein engagierter Lauterbach-Gegner, serviert keinen endgültigen Beweis. Hier ein paar Ungenauigkeiten, dort Auffälligkeiten, bedeutet was genau?

Wenn Herr Lauterbach sich durch Lügen irgendeinen Vorteil erschlichen hat, muss er dafür geradestehen. Da beißt die Maus keinen Faden ab.

Aber darum geht es den meisten Foristen doch gar nicht. Lauterbach ist DAS Politikergesicht der Pandemiebekämpfung. Und die, so hoffte u.a. die Foren-AfD lautstark, sollte doch das Volk auf die Straße bringen - das dann dort einen kleinen Volksaufstand anzetteln würde. Ganz Kühne sahen in den Querdenker-Demos schon eine Wende 2.0, andere, offensichtlich ordentlich in Stimmung gebracht, riefen nach einer "sofortigen Revolte".
Der übliche Quatsch halt, das muss man nicht ernstnehmen. Aus dem Volksaufstand, der die AfD in Amt und Würden bringen sollte, wurde auch nichts.

Was Lauterbach angeht: Beweise bitte. Wut alleine reicht nicht.

Enka Hein | Di., 21. März 2023 - 14:59

Antwort auf von Ingo frank

...werter Herr Frank.
Die einen werfen ihre Pässe weg und kommen alle aus Syrien, Afghanistan und mit Hilfe linksgrüner Moralisten und Weltverbessernan die deutsche Kohle und Vollversorgung. Die anderen werfen ihren echten und anscheinend wertlosen Lebensläufe weg und kommen damit auch an unsere Kohle und Vollversorgung.
Beide in einen Sack und Knüppel aus dem selbigen.
Auffallend im Politikbetrieb das die Laubenlaufbetrüger immer wieder aus der linksgrünen Ecke kommen.
Anscheinend...nein offensichtlich ist der Bildungsstand (bei den Grünen sowieso) dermaßen miserabel, das man nachhelfen muss.
Ich sag es nochmal. 90% der linksgrünen hätten selbst bei Zeitarbeitsfirmen keine Chance.
Und Lauterbach. Selbst in der Pathologie nicht zu gebrauchen. Das wäre dann schon Leichenschändung.

Enka Hein | Di., 21. März 2023 - 15:03

Antwort auf von Ingo frank

...zu Berge angeht, werden Sie in jedem Falle Recht haben.
Aber deren ideologisch gefärbten Einseitigkeit en lese ich schon lange nicht. Dann könnte ich auch wieder Tagesschau und heute schauen.
Und das mache ich seit 2015 konsequent nicht mehr.
Die sollen andere verblöden.

Christa Wallau | Mo., 20. März 2023 - 19:19

namens Karl Lauterbach noch ein einziges Wort glaubt bzw. ihn ernst nimmt, ist selber schuld.
Der Mann ist genau so, wie er aussieht: Egozentrisch, wirr im Kopf und extrem geld- und machtgierig,
100% von sich und seiner Sendung überzeugt,
Mit Logik und Fakten nicht zu beeindrucken bzw.
aus der Fassung zu bringen.
Als solcher paßt er wunderbar in die Riege der unfähigen, aber felsenfest von ihrer Kompetenz überzeugten Ideologen bzw. hartgesottenen Berufspolitiker, welche die derzeitige Regierung Deutschlands bilden.
Ein einziges GRUSELKABINETT.
Nie hätte ich mir träumen lassen, im Alter so etwas noch erleben zu müssen.

Gerhard Lenz | Mo., 20. März 2023 - 19:43

Die Tatsache, dass Lauterbach drei mal unterschiedliche Bezeichnungen für das gleiche Institut nutzt, dessen Existenz der Autor zu einem bestimmten Zeitpunkt bestreitet, sagt erst mal gar nichts aus.
Der Autor kann nämlich auch nicht beweisen, dass Lauterbach gelogen hat. Er bleibt überwiegend im Ungefähren, dem allerdings unschwer anzumerken ist, dass sich der Autor vorgenommen hat, Lauterbach zu entlarven - als was auch immer.

Andernorts hat der Autor eine mehrteilige Serie über Herrn Lauterbach veröffentlicht. Über diesen anderen "Ort" ließe sich Einiges sagen, aber das gehört nicht hierher.

Aber offensichtlich lässt der Cicero hier einen selbsternannten "Lauterbach-Jäger" ran.

Warum so mancher wie besessen daran arbeitet, Lauterbachs CV als mit Lügen gespickt zu entziffern, ist mir allerdings ein Rätsel. Ich vermute mal, damit soll impliziert werden, dass bei den Corona-Maßnahmen nicht alles mit rechten Dingen zuging. Wer davon überzeugt ist, sollte doch vor Gericht ziehen...

... seine "Jäger" auf die Jagd schickt, einen grün uniformierten Oberförster gibt, der exzellent vernetzt ist und entschlossen dafür sorgen kann, dass nur die richtigen und nicht die falschen Böcke im grünen Walde gejagt werden!

Ich persönlich halte Lauterbach für einen Gesinnungstäter. Was die geschilderten Zustände an den Universitäten angeht: ich fürchte, das ist heute eher die Regel als die Ausnahme. Wer dort arbeiten will, muss heute wohl mit vielen ideologischen, politischen und modischen Wölfen heulen und viel, viel Mimikry betreiben.

Peter Sommerhalder | Mo., 20. März 2023 - 19:59

wenn ich schon meinen Lebenslauf aufpoliere, dann würde ich wenigstens darauf achten, dass es diese Stellen auch tatsächlich gibt, bei welchen ich war...

Sabine Jung | Mo., 20. März 2023 - 20:07

eines Herrn Dr.Dr.Lauterbach ist irgendwie so vorhersehbar, wie alles hier. Es macht schon fast keinen Unterschied, ob er nun oder ob er nicht. Eines steht fest, er wie alle in der Regierung haben noch nie gearbeitet. Er hätte doch Gesundheitsökonom gewesen sein, im realen Leben und nicht nur als gefakter "Professor". Man kann viel theoretisch predigen, die Praxis muss es beweisen, ob er überhaupt was drauf hat. So wie es aussieht wohl eher nicht.
Wenn ein angeblich intelligenter Mensch zu Talkshows wie bei Lanz neue Gesetze verbreitet, dann frage ich mich wirklich..........
Mein Wunsch an die Regierung der Zukunft, nehmt bitte Leute, die in diesen Bereich, wo man Minister sein will, auch schon jahrelang gearbeitet und geleitet haben, bitte!

Tomas Poth | Mo., 20. März 2023 - 21:26

Herrschaftszeiten, was haben wir da nur für Geltungs-Neurotiker, Studienabbrecher, Amnesie gestörte, ideologisch verblendete und sonstige Mischpoke in unserer Bundesregierung. Und das auch noch so hoch bezahlt und bis in die Ewigkeit abgesichert. Otto und Elfriede Normalverbraucher dürfen dafür im Hamsterkäfig laufen, dem Wusch dieser Mischpoke nach bis zum 70zigsten.

Wolfgang Tröbner | Di., 21. März 2023 - 09:17

Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, dass der Gesundheitsminister möglicherweise nur ein Hochstapler ist, der sich mit Federn schmückt, die ihm nicht ansatzweise zustehen. Falls dem so ist, gibt es in der Ampelregierung also mindestens 2 Minister, die ihre berufliche bzw. akademische Laufbahn so ausgeschmückt haben könnten, dass im Vergleich dazu Baron Münchhausen wie Waisenknabe dasteht. Was sagt das insgesamt über diese Regierung aus? Was sagt das über die von ihnen betriebene Politik aus? Jeder möge seine eigenen Schlüsse ziehen. Wie kann es sein, dass sich ein eigentlich gebildetes Volk ohne Widerstand so vorführen lässt?

Albert Schultheis | Di., 21. März 2023 - 09:53

Wenn traditionelle Messlatten, Anstand und Qualitätsstandards in Deutschland auch nur noch einen Rest an Bedeutung hätten, müsste Scholz sein Narrenschiff komplett versenken, während er auf der Brücke salutierend mit in den Wellen absäuft.

BHZentner | Di., 21. März 2023 - 20:53

...ich verwies in einem Kommentar zur Installierung dieser Blendgranate auf eine homestory von 2004 im Spiegel; mich wundert daher nicht, daß Ungereimtheiten thematisiert werden-jedoch, warum gerade/erst jetzt.Alle springen jetzt über dieses Stöckchen(ein Ablenkungsmanöver?).Wo bleibt das Nachfassen bzgl. seines (w)irren Interviews im ZDF:da faselt er von 1:10.000 ,,Impfungen" ,die zu z.Tl. schwersten Langzeitschäden führen;er sei davon schon früh ausgegangen,habe nie Impfnebenwirkungen ausgeschlossen.Diese Type darf nicht so billig wegen ,,Ungenauigkeiten"im,,Lebenslauf"-haben da noch ganz andere Kaliber in Cum-Ex Scholzens Gruselkabinet-davonkommen;es wird ihm -gedeckt durch seine,,Netzwerke"-nicht viel nachzuweisen sein;ist mMn. auch irrelevant-hoffentl. tritt er nicht ausgerechnet weg. sowas zurück ;-)). Er u. seine Mittäter (Volksverhetzer, GG-Bieger u. -brecher,Paniklügner)müssen verantwortlich gemacht werden.Deren Phrasen z.Impfschäden wirken wie abgesprochen-die selben frames