Jörg-Uwe Albig im Gespräch mit Ulrike Moser - Cicero Podcast Literaturen: „Moral ist eine Überforderung“

Sie hat die Welt vorangebracht, sie ziviler und friedlicher gemacht. Und doch hat es die Moral gerade schwer. Sie wird als Moralismus geschmäht, von der Moralkeule ist die Rede, gar von Moraldiktatur, von Moralpredigern und sogenannten Gutmenschen. Warum das so ist und warum Moralkritik in der Geschichte nichts Neues ist, darüber spricht der Schriftsteller Jörg-Uwe Albig, dessen Buch „Moralophobia. Wie die Wut auf das Gute in die Welt kam“ gerade erschienen ist, im Cicero Podcast Literaturen.

Jörg-Uwe Albig und Ulrike Moser
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Autoreninfo

Ulrike Moser ist Historikerin und leitet das Ressort Salon bei Cicero.

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Bekannt geworden ist Jörg-Uwe Albig als belletristischer Schriftsteller. Zuletzt erschienen etwa die Romane „Das Stockholm-Syndrom und der sadomasochistische Geist des Kapitalismus“ und „Zornfried“, der von Reporterreisen in die Ritterburg eines rechtsextremen Intellektuellen handelt. Nun hat er erstmals ein Sachbuch geschrieben und sich in die Gedankenwelt der Moralkritiker begeben.

Denn tatsächlich ist die Moral ja eine starke Kraft. Sie hat dafür gesorgt, dass nicht mehr jeder Konflikt mit Waffen gelöst wird, sie hat zur Abschaffung der Sklaverei, der Folter und der Todesstrafe geführt. Was kann man überhaupt gegen Moral haben?

„Es gibt, die ganze Geschichte hindurch, natürlich Leute, die sich von diesen Entwicklungen überfordert, überrollt, überwältigt fühlen“, sagt Albig im Gespräch mit Ulrike Moser, Ressortleiterin Salon bei Cicero. In seinen Buch porträtiert er zahlreiche prominente Moralkritiker, den Raubritter Götz von Berlichingen etwa, Machiavelli, den berüchtigten Marquis de Sade, Nietzsche oder Trump. „Machiavelli hatte ja überhaupt keinen Einfluss mehr auf die Welt. Und in dieser Situation schreibt er dieses Buch über den Fürsten. Der Fürst darf morden, darf grausam sein, solange es seinen Zwecken nutzt. Und damit setzt er sich ganz radikal gegen dieses Gutmenschentum der Humanisten ab“, sagt Albig.

Und aktuell? All diese Anwürfe gegen Klima- und Seenotretter, gegen das Gendern und die Flugscham. „Ich glaube schon, dass das Rückzugsgefechte sind“, erklärt Albig. Er jedenfalls glaubt fest an die fortschrittsweisende Kraft der Moral. Auch wenn es anstrengend ist, ihren Anforderungen gerecht zu werden. Denn, so Albig: „Moral ist eine Überforderung.“

Das Gespräch wurde am 11. Juli 2022 aufgezeichnet.

 

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