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Das ABC zum Finale - We are the Krautz

Ich bin Bayern-Fan und deshalb steht das Thema für die Kolumne fest. Es scheint schon alles geschrieben, aber für die, die in den vergangenen zwei Wochen keine Zeit hatten, gibt es hier noch mal ein leicht durch die rote Vereinsbrille gefärbtes ABC zur Vorbereitung auf den heutigen Abend. 

Autoreninfo

Til Knipper leitet das Cicero-Ressort Kapital. Vorher arbeitete er als Finanzredakteur beim Handelsblatt.

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Angst, Substantiv.

Angst habe ich natürlich davor, dass diese bisher fantastische Saison durch eine Niederlage gegen Dortmund in Wembley komplett entwertet wird. Aber was spricht für einen Sieg der Dortmunder? Eigentlich nichts. Da müssen sich die Dortmund-Fans schon in irgendwelche logikfreien Zahlenspielchen stürzen, bei denen die 1997 eine wichtige Rolle spielt. Ja, ich weiß es inzwischen auch, 1997 gewann der BVB zuletzt die Champions League und wer wurde in dem Jahr Meister? Bayern. Und Pokalsieger? Der VfB Stuttgart. Was bedeutet das für dieses Jahr? Nichts. Wem solche Spielchen gefallen, kann sich aber noch mit weiteren Fakten dieser Art auf ntv.de versorgen.

Bela Rethy, Nervensäge, maskulin.

In einem Interview ließ der ZDF-Kommentator des Finales verlauten: "Es ist doch über beide Mannschaften alles bekannt. Die Zuschauer und Fans wissen alles, ich weiß alles - das Einzige, was offen ist, ist das Endergebnis." Eine Frage, Herr Rethy, könnten Sie dann heute Abend einfach den Mund halten? Liebes ZDF, da Ihr ihn immer noch für den Besten haltet, glaubt man Euerm Twitter-Account, lasst Euch doch bitte hier (http://bestofbelarethy.tumblr.com/) eines Besseren belehren. Wer jetzt sagt, man könne die Partie doch auch auf Sky verfolgen, den muss ich sofort unterbrechen. Dort hat Bayernhasser Marcel Reif das Wort. Wenn Rethy die Pest ist, ist Reif Cholera. Siehe dazu auch hier.

Chelsea, Titelverteidiger.

Die Londoner haben ihr Finale dahoam gar nicht erst erreicht, nachdem sie schon unverschämt genug waren, im vergangenen Jahr in München in der Allianz Arena zu triumphieren. Sie mussten sich mit dem Gewinn des "Cups der Verlierer" trösten, wie Franz Beckenbauer den Uefa-Pokal einst so treffend genannt hat, dass die Uefa dem Wettbewerb kurze Zeit später den neuen sinnentstellten Namen Europa League geben musste. Wie ehrgeizig man aber an der Stamford Bridge in Chelsea am Projekt arbeitet, zeigt das wohl niedlichste Fußballvideo des Jahres, mit Josh Turnbull, dem geschätzt etwa drei Jahre alten Sohn des Ersatztorwarts der Blues, in der Hauptrolle. Schon mehr als sieben Millionen Clicks auf Youtube, wobei ca. 100 von mir kommen.      

Deutschland, Staat in Europa.

Es ist unsere Woche, da kann man sich auch als Deutscher mal zwanglos freuen, erst wählen uns die anderen zum beliebtesten Land der Welt und dann das erste deutsch-deutsche Endspiel in der Champions League. Dass uns inzwischen auch die Engländer mögen, lesen Sie bitte auf der Seite Drei der Süddeutschen Zeitung von heute nach, unter der Überschrift: Ze Krauts are allright. Nicht zu vergessen, wir dürfen bald schon wieder ein CL-Finale in Deutschland austragen, 2015 in Berlin. Voraussichtliche Paarung: Chelsea - Manchester United. Trainer Chelsea: Thomas Schaaf, Trainer Manchester: Jürgen Klopp.

England, Staat in Europa.

Dass wir, dabei hervorragend vertreten von Didi Hamann, inzwischen auch die Engländer lieben, lesen Sie bitte auch noch auf der Seite Drei der Süddeutschen Zeitung von heute nach, unter der Überschrift: Ze Krauts are allright.

Fan, Substantiv, immer noch vorwiegend maskulin.

Dortmunds Fans sind nicht schlecht, ihre Choreographien beeindruckend. Aber leider atmet das auch immer diesen Charme von: "Wir haben halt nicht anderes als den Verein." Aber auch als Bayernfan hat man es nicht leicht: Ich muss mich als Hamburger ständig dafür rechtfertigen, warum ich nicht für den HSV bin? Was für eine Frage?! Sollten sich nicht zunächst alle HSV-Fans dafür rechtfertigen, warum ihr Herz an diesem Verein hängt. Jetzt kommen Sie mir bitte nicht mit diesem Schwachsinnsspruch: "Seinen Verein kann man sich nicht aussuchen, der Verein sucht Dich aus." Doch kann man. Wissen Sie, was auch noch geht? Neben Bayern auch noch gewisse Sympathien für St. Pauli zu empfinden.

Guardiola, Pep, Trainer der Bayern ab der kommenden Saison, maskulin, auch wenn der Ex-Cicero-Kollege Wolfram Eilenberger daran seine Zweifel hat.

Guardiola wird Nachfolger des besten Trainers der Welt, -> Heynckes, Jupp, -> Verlierer. Was soll er nach dem Gewinn des Triples 2013 noch verbessern? Dieser Frage hat sich der Kollege Dirk Gieselmann im Tagesspiegel schon in einem lesenswerten Essay gewidmet. Kurzzusammenfassung, damit Sie den Anpfiff nicht verpassen: Wird schwierig für Pep, zu verbessern gibt es gerade nichts.

Heynckes, Jupp, maskulin. Zurzeit bester Trainer der Welt.

Wird immer in seiner Karriere gefeuert, wenn er die Champions League gewinnt. So passiert bei seinem einjährigen Engagement bei dem noch vor Dortmund unsympathischsten Club der Welt, Real Madrid, in der Saison 1997/1998. So wird es auch in diesem Jahr kommen oder gibt es außer Karl-Heinz Rummenigge jemanden, der die Verpflichtung von Pep Guardiola, -> Verlierer, nicht als Rausschmiss von Heynckes verstanden hat. Meine Anregung an den DFB wäre in diesem Zusammenhang folgende: Heynckes nach dem Sieg des Triples zum Bundestrainer machen, damit Deutschland wenigstens eine kleine Chance hat, im kommenden Jahr in Brasilien Weltmeister zu werden, -> Löw, Jogi.

Irrweg, Substantiv, maskulin.

Die Verpflichtung von Mario Götze durch Bayern für den Fantasiepreis von 35 Millionen Euro, -> Verlierer.

Javi Martinez, Bayernspieler, maskulin.

Die beste Investition des FC Bayern seit langem, abgesehen von Dante. Dessen Einkauf war noch besser, weil er etwas billiger war als Martinez, aber genauso gut ist.

Kanzlerin. feminin.

Angela Merkel wird, anders als die -> Queen heute im Stadion erwartet. Für wen sie die Daumen drückt? „Ich bin die Bundeskanzlerin. Ich sage Deutschland. Damit bin ich ganz auf der sicheren Seite.“ Das ist ihr bekannter Regierungsstil, abwarten und nichts entscheiden. Das ist aber auch nur die halbe Wahrheit, hat doch die FAZ schon vor längerer Zeit überzeugend nachgewiesen, dass das Herz der Kanzlerin für den FC Bayern München schlägt.

Löw, Jogi, Bundestrainer, maskulin.

Hat zum wichtigsten Fußballspiel des Jahres gesagt: "Beide Mannschaften sind in der Lage das Finale zu gewinnen." Das unterscheidet sie von der von ihm trainierten Mannschaft, die noch nie ein wichtiges Spiel gewonnen hat, -> Verlierer.

Musik.

So stimmt sich der Dortmund-Fan mit K. Großkreutz auf den Saisonhöhepunkt ein, so der Bayern-Anhänger. Besser kann man den Unterschied zwischen den beiden Vereinen nicht beschreiben. Gerade noch frisch reingekommen: Ein kleiner musikalischer Gruß von Motörhead-Drummer und Bayernfan Mikkey Dee an Bastian Schweinsteiger.

Nicola Rizzoli, Schiedsrichter, maskulin.

Er gilt laut Spiegel Online als Bayern-Schreck. Sollte also irgendeine der hier gemachten Prophezeiungen nicht eintreten, ist im Zweifel Rizzoli schuld.

Opposition, Substantiv, feminin.

Auch der Rest der Politik, nicht nur die ->Kanzlerin, muss in Deutschland natürlich ihre Meinung dazu abgeben, wer in Wembley gewinnen soll. Fangen wir also mit der SPD und ihrem Kanzlerkandidaten an: "Das ist das einzige Mal, dass ich für Schwarz-Gelb bin." Ein echter Steinbrück, vorhersehbare Pointe, gewohnt populistisch, aber wie immer auf der falschen Seite. Ich könnte jetzt noch weitere Kommentare anführen, aber sie gehen alle in dieselbe Richtung.

Pöhler, Merchandisingidee des BVB.

Siehe hier.

Queen, Regentin, weiblich.

Wird nicht im Stadion sein, um den Henkelpott zu übergeben. Das kann ich als Fußballfan nicht verstehen, schließe mich aber der Einschätzung des besten Trainers der Welt an, was die Pokalübergabe angeht:  "Da habe ich keine Präferenzen, natürlich respektiere ich die Queen", sagte Jupp Heynckes.

Robben, Arjen, Bayernspieler, maskulin.

Wird keine große Rolle spielen heute abend, -> Tipp.

Soziale Netzwerke, Phänomen, neutrum. 

Wer zwischen Bayern und Dortmund bei Twitter und Facebook die Nase vorne hat? Da steht es wohl noch unentschieden, wie diese Grafik zeigt:

Tipp:

Bayern gewinn 5:1, Tore Mandzukic, Müller, zweimal Ribery und Shaqiri, für Dortmund trifft Lewandowski in seinem letzten Spiel für den Verein in der Nachspielzeit.

Unentschieden, Substantiv, neutrum.

Das ist jetzt ein Eintrag für diejenigen, die nur bei WM, EM oder rein deutschen Endspielen in der Champions-League Fußball gucken. Ein Unentschieden kann es im Wembley-Stadion zu London heute nicht geben, weil es sich um ein Finale handelt. Fragen Sie also bitte nicht ihren angespannten Sitznachbarn in der 75. Minute, was passiert, wenn es nach 90 Minuten 0:0 steht. Ihr Sitznachbar wird andererseits nicht angespannt sein, weil es in der 75. Minute bereits 4:0 für Bayern steht durch Tore von Mandzukic, Müller und Ribery, -> Tipp. Fragen Sie ihn aber auch bitte nicht nach 90 Minuten, wieviel Tore Dortmund jetzt im Rückspiel schiessen muss?

Verlierer, Substantiv, maskulin.

Mario Götze, der übrigens in der Winterpause an den HSV ausgeliehen wird und in zwei Jahren zurück nach Dortmund geht, um dort auf der Bank zu sitzen, Toni Kroos, dessen Verletzung den Bayern noch mal einen Qualitätsschub gegeben hat, Holger Badstuber, der BVB, Pep Guardiola, Jürgen Klopp.

Wettquote.

Bayern ist bei den Buchmachern Favorit. Wer 10 Euro auf die Münchner setzt, bekommt bei einem Sieg der Roten nur 14 Euro wieder. Bei einem Sieg der Schwarz-Gelben gäbe es immerhin 28 Euro. (Quelle: bwin, Stand: 25. Mai 2013)

Xherdan Shaqiri, Edeljoker, maskulin.

Kommt heute rein, wenn Franck Ribery in der 85. Minute beim Stande von 4:0 den Platz verlässt, macht dann noch sein Jokertor und strahlt mit allen anderen Münchnern um die Wette.

Y, Buchstabe.

Beim gerade in -> England recht beliebten Gesellschaftsspiel Scrabble gibt es in der englischen Fassung zweimal den Buchstaben Y, der vier Punkte wert ist. Im deutschen Scrabble gibt es das Y nur einmal, dafür erhält der Spieler für dessen Verwendung 10 Punkte.

Zur Einstimmung.

Bitte den 11Freunde-Trailer angucken, wahnsinnig lustig, unparteiisch und mit ausreichend dramatischer Musik unterlegt. Knapp 1 Million Clicks auf Youtube, etwa 100 von mir. Macht sehr viel Lust aufs Spiel und falls Sie Pech haben sollten, auf einer Hochzeit von rücksichtslosen Menschen sitzen oder aus irgendwelchen anderen Gründen das Spiel nicht gucken kann, empfehle ich Ihnen den 11Freunde-Live-Ticker.

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