Silvester-Randale in Berlin - Ein Feuerwehrmann berichtet von der Silvesternacht

Im Inforadio des rbb erzählt ein Berliner Feuerwehrmann, wie er seinen Einsatz in der Silvesternacht erlebte. Er berichtet von massiver Aggression gegen die Einsatzkräfte, der Hilflosigkeit der Polizei, der Angst, die er in seinem Beruf so noch nie erlebt hat - und er bestätigt: Die Täter waren vor allem junge Leute mit Migrationshintergrund.

In Berlin-Charlottenburg versucht die Feuerwehr, brennende Fahrzeuge zu löschen / dpa
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In der Silvesternacht kam es – vor allem in Berlin, aber auch in Hamburg, Frankfurt und anderen Städten – zu massiver Gewalt; Autos und Mülltonnen wurden angezündet, Polizisten und Feuerwehrleute angegriffen, hunderte Einsatzkräfte wurden verletzt. Der stellvertretende Unionsvorsitzende Jens Spahn sprach aus, was die meisten Regierungspolitiker lieber verschweigen: „Da geht es eher um ungeregelte Migration, gescheiterte Integration und fehlenden Respekt vor dem Staat statt um Feuerwerk.“ Das rbb24 Inforadio ließ einen Berliner Feuerwehrmann zu Wort kommen, der bestätigt: „Das waren Jugendliche – ich würde sagen – im Alter zwischen 16 und vielleicht 25, größtenteils mit Migrationshintergrund.“ Er habe zum ersten Mal in seinem Job richtig Angst gehabt, erzählt der Feuerwehrmann im rbb-Interview – „eine Angst, wie ich sie selber so noch nicht kannte“. Hier bringen wir einige Auszüge aus dem Bericht:

„Wir haben den Einsatz über Funk bekommen und sind losgefahren: Aber auf der Braunschweiger Ecke Schudomastraße in Neukölln wurden irgendwelche Barrikaden errichtet, also da, wo wir eigentlich gerade lang fahren wollten. Irgendwelche Müllcontainer, E-Scooter und ein Riesenhaufen Schutt brannten. … Wohlgemerkt: Es ging dort um Menschenleben. … Als wir aber das Fahrzeug verlassen hatten, kamen Hunderte Jugendliche aus allen Richtungen. Und sie haben Steine auf uns geschmissen: Flaschen, Pyrotechnik, Kopfsteinpflastersteine, also nicht nur so kleine Dinger. … Die Jugendlichen sind auf uns zugerannt gekommen, um uns wirklich gezielt ins Gesicht zu schießen.

Ich hatte zum ersten Mal richtig Angst – eine Angst, wie ich sie selber so noch nicht kannte in meinem Job. … Wir haben gar keine Chance gehabt, da irgendwas weiterzumachen. Es war das erste Mal, dass wir als Feuerwehr einen Brand nicht gelöscht haben und weitergefahren sind. … Die Türen sind zugeflogen am Löschfahrzeug, und als wir drin waren, kam dann aus allen Richtungen Pyrotechnik, die da auf uns geschossen wurde. … Ich hatte mir einen jungen Mann beiseite genommen an dieser Einsatzstelle und habe gefragt, was das soll, habe ihn zur Rede gestellt. Außer brutalen verbalen Beleidigungen war da gar nichts möglich. …

Diesmal also war es anders. Weil es wirklich an die Substanz ging, gegen uns als Personen. Ich bin Vater von drei Kindern, Feuerwehrmann. Was habe ich diesen Leuten getan? Ich stehe da, mach einfach nur meinen Job. Und die gehen mich persönlich an. …

Da ist gar keine Hemmschwelle mehr

Früher war man der Coole im Ort, wenn man irgendwo eine Zaunlatte abgerissen hat. Jetzt ist man der Tolle, wenn man hier einen E-Scooter in ein Löschfahrzeug schmeißt oder einen Feuerlöscher in ein Müllfahrzeug. Das ist eine andere Liga. Da ist gar keine Hemmschwelle mehr.

Auch ein prägnantes Beispiel: Bei diesem Bus, der dort gebrannt hat, haben wir gelöscht, haben da Leute [aus dem nahen Seniorenzentrum] gerettet. Aber da waren auch hunderte Polizisten, die auf uns acht geben mussten, dass wir unsere Arbeit überhaupt verrichten können. Und während dieser Einsatz lief mit hunderten Polizisten um uns herum, haben andere Jugendliche nebenbei irgendwo an einem Ladengeschäft eine Scheibe eingeschlagen, Raketen reingeschmissen und das Ding in Brand gesteckt, vor den Augen der Polizei. Diese total skrupellose Brutalität - das ist etwas, was komplett neu war.
Das waren Jugendliche – ich würde sagen – im Alter zwischen 16 und vielleicht 25, größtenteils mit Migrationshintergrund. Und ich sage Ihnen das als selber einer mit einem Migrationshintergrund. Ich bin türkischer Herkunft. Meine Eltern sind beide türkisch. Ich spreche Türkisch. Auch ich fange an zu stigmatisieren. …

Also erstmal ist mir wichtig: Man muss den Kontakt zu diesen jungen Leuten suchen. Man muss präventiv rangehen. Man muss aufklären. Man muss sie dazu bewegen, dass sie ihr eigenes Handeln hinterfragen. Ich weiß nicht, ob Knallverbotszonen da irgendetwas ändern werden – da verlagert sich diese ganze Sache nur.

Ich bin für mehr Videoüberwachung auch in der Öffentlichkeit. An gewissen Hotspots, da müssen Kameras hängen. Wir haben jetzt seit kurzem diese Bodycams im Rettungsdienst. Die gehören auch auf Löschfahrzeuge, die gehören auch an unsere Einsatzuniform. Ich wünsche mir eine bessere Überwachung und noch mehr Polizeipräsenz.“

Den vollständigen Erlebnisbericht des Berliner Feuerwehrmannes können Sie hier nachhören- und lesen.

 

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