
- „Über die Aggressivität und Gewaltbereitschaft geschockt“
In Berlin kam es in der Silvesternacht zu brutalen Ausschreitungen: Attacken mit Sprengstoff auf Polizisten, brennende Straßenbarrikaden, Übergriffe auf die Feuerwehr. Die Politik zeigt sich entsetzt, doch sie hat diese Verhältnisse selbst mit herbeigeführt. Deswegen werden die Ursachen der Gewalt lieber gar nicht erst benannt.
Wenn in Berlin Silvester „gefeiert“ wird, dann weiß die Polizei schon im Voraus, dass die Feierlichkeiten die Anmutung eines Bürgerkriegs annehmen könnten – zumindest in einigen Stadtteilen. Was natürlich nichts mit der jeweiligen Bewohnerschaft zu tun hat, weil die Rituale zum Jahreswechsel offenbar seit Jahrhunderten fest in die Traditionen der unterschiedlichen Bezirke eingeschrieben sind: Während in Niederschönhausen das Bleigießen oder der Heringssalat dazu gehören mögen, ist es in Neukölln eben der gepflegte Beschuss von Einsatzkräften der Feuerwehr mit allerlei Pyrotechnik.
Die Welt ist bunt, Berlin zumal, und sollte es hier oder dort etwas bunter zugehen als anderswo, dann ist das alles zunächst einmal Ausdruck einer gewachsenen Diversität – und insofern begrüßenswert aus Sicht einer Politik, die existierende Probleme beschweigt, um gleichzeitig die Polizei dazu zu vergattern, Täterbeschreibungen möglichst unspezifisch zu formulieren, weil bestimmte äußere Eigenschaften ohnehin nur soziale Konstrukte seien.