Mediziner und Corona - Ärzte, die Verschwörungstheorien verbreiten, schaden den Patienten

Jeder kann sich irren. Wer aber heute immer noch die Gefährlichkeit von Corona leugnet, irrt nicht, sondern ignoriert die Fakten. Erschreckenderweise sind auch Ärzte im „Widerstand“ gegen die Corona-Maßnahmen. Warum dieses Verhalten langfristig schädlich ist.

Ärzte, die die Maskenpflicht ignorieren, handeln unverantwortlich / dpa
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Autoreninfo

Matthias Soyka ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, für Physikalische und Rehabilitative Medizin und für Spezielle Schmerztherapie. Er lebt in Hamburg. Er betreibt einen YouTube Kanal für „Hilfe zur Selbsthilfe“ und ist Autor des Buches „Dein Rückenretter bist du selbst“ bei Ellert & Richter, Hamburg. Seine Kolumnen erscheinen regelmäßig beim Ärzte-Nachrichtendienst. 

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Innerhalb der Ärzteschaft gibt es viele Kollegen, die mit der Bewältigung der Covid-19 Pandemie nicht einverstanden sind und Diskussionsbedarf anmelden. Es wäre verwunderlich, wenn es nicht so wäre. Denn schließlich stehen die Ärzte an vorderster Front und sind deshalb von Fehlern der Politik zum Beispiel bei der Bestellung von Schutzausrüstung und Impfstoffen unmittelbar betroffen.

Doch darüberhinaus gibt es selbst unter den Ärzten einige Leute, die in Frage stellen, dass es überhaupt eine Pandemie gibt und die man als Coronaskeptiker oder Coronaleugner bezeichnen kann. Ich bin wie viele andere Ärzte über diese Corona leugnenden Kollegen nicht glücklich. Und zunehmend frage ich mich, ob diese Kollegen selbst noch immer glücklich mit ihrem Standpunkt sind.

„Mit“, aber nicht „an“ Corona gestorben

Denn man kann nicht sagen, dass die Realität ihnen in ihren Prognosen recht gegeben hat und die Fakten für sie sprechen. Im Gegenteil: So meldete am Jahresende das Robert-Koch-Institut, dass an einem Tag 1.129 Menschen an SARS CoV2 gestorben sind. Es gibt Kritiker, die behaupten, diese Menschen seien „mit“, aber nicht „an“ Corona verstorben. Dieser Ausspruch ging zurück auf erste Obduktionen am Institut für Rechtsmedizin des Universitätskrankenhaus Eppendorf in Hamburg unter der Leitung von Professor Klaus Püschel.

Hier wurden bei den ersten Coronatoten in Hamburg weniger direkte Zeichen der Viruspneumonie gefunden als zunächst erwartet. Stattdessen stellte sich heraus, dass viele Corona-Patienten an Thrombosen und Embolien starben. Diese Untersuchung erbrachte wichtige neue Erkenntnisse über den Charakter der Krankheit und hatte enorme Konsequenzen für die Behandlung.

Die Zahl der Toten spricht eine klare Sprache 

Inzwischen haben die Hamburger Rechtsmediziner 371 der ersten 373 Todesfälle begutachtet. Dabei stellte sich heraus, dass in gut 90 Prozent der Fälle die Menschen nicht nur mit, sondern auch an Covid-19 gestorben sind. Wenn man so rechnet, wären es also „nur“ 1.000 Tote. Aber so rechnet man bei der Grippe, mit der die Coronaskeptiker gerne argumentieren und vergleichen, ja auch nicht. Und egal wie man rechnet: Die Zahl bleibt erschreckend hoch. 

Wären diese hohen Zahlen nicht ein Anlass für diejenigen, die die Existenz der Pandemie bislang bestritten haben, am Jahresende einmal innezuhalten und darüber nachzudenken, ob sie sich nicht verrannt haben? Und wäre das nicht vor allem für diejenigen unter den Coronaskeptikern angebracht, die selbst Ärzte sind und irgendwann einmal auch die Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens gelernt haben?

Es ist keine Schande, einen Irrtum zu gestehen

Vielleicht war es Anfang des Jahres ja wirklich noch nicht genau zu erkennen, was sich da in China entwickelt hatte. Vielleicht  war eine Debatte über das Ausmaß der Krankheit, die uns überrollen würde, da noch wirklich sinnvoll, weil das Ergebnis noch nicht klar und absehbar war. Als jemand, der sich der Wissenschaft und Wahrheit verpflichtet fühlt, könnte man sich jetzt aber in einer ruhigen Stunde einmal überlegen, wo man recht hatte und wo nicht.

Es ist keine Schande, sich zu irren. Aber es wäre eine Schande, einen Irrtum nicht einzugestehen, selbst wenn die Fakten diesen Irrtum eindeutig belegen. Christian Drosten, der große Widerpart der Coronaskeptiker, hat sich bei der Prognose der Schweinegrippe im Jahre 2009 ziemlich vertan. Er hat diesen Irrtum längst eingestanden, hat Erklärungen dafür vorgetragen, wie es zu diesem Irrtum kam und was er und andere Wissenschaftler daraus gelernt haben. Man kann diesen Erklärungen zustimmen oder nicht, aber dass Drosten seinen Irrtum verleugnet, kann man ihm nicht zum Vorwurf machen.

Wie sieht es hingegen mit den Kollegen aus, die die Existenz oder das Ausmaß der Pandemie in Frage stellen?

Irrtümer eingestehen

Der prominenteste dieser Kollegen ist sicherlich Professor Sucharit Bhakdi. Er legte sich Mitte des Jahres fest und behauptete, dass es eine zweite Welle nicht geben könne, weil eine Kreuzimmunität zu anderen Coronaviren die Krankheitswelle in Kürze zum Stillstand bringen würde. Wäre es jetzt nicht an der Zeit, dass Bhakdi und seine Anhänger einmal kritisch überprüfen würden, was aus dieser Vorhersage geworden ist?

Und kann man bei dieser Prüfung wirklich noch die Augen vor den Fakten verschließen und ignorieren, dass die zweite Welle rollt und dass sie auch nicht durch die Maßnahmen der Regierung hinreichend gebremst wird? Die oben zitierten Todesfallzahlen sprechen eine klare Sprache.

Streitpunkt: Übersterblichkeit 

Auch die Grundlage eines der Standardargumente, mit dem am Anfang die Existenz der Pandemie in Abrede gestellt wurde, hat sich anders entwickelt, als es Bhakdi und seine Mitstreiter vermutet haben. Sie zweifelten an der Existenz der Pandemie, weil es keine Übersterblichkeit in Deutschland gäbe. 

Doch im November betrug die Übersterblichkeit in Deutschland trotz der Gegenmaßnahmen 14 Prozent, in Sachsen lag sie bei 55 Prozent, wie das Statistische Bundesamt berechnete. Im Ausland sieht es vielfach noch schlimmer aus – und zwar überall dort, wo die Regierungen so handelten, wie Bhakdi es empfahl.

Corona kostete Trump das Amt 

Das im Sommer so gepriesene Vorbild Schweden hat seine Pandemiemaßnahmen geändert und ist auf einen Weg eingeschwenkt, der dem deutschen sehr ähnlich ist. Der schwedische König und der Ministerpräsident stimmen überein in der Aussage: „Wir haben in der Pandemie versagt“.

Währenddessen gibt die russische Regierung bekannt, dass es dort dreimal so viele Opfer der Pandemie gibt als bisher berechnet. Die Schätzungen reichen bis zu 186.000 Toten. In den USA eskalieren die Infektionszahlen und Todesfallzahlen. Der größte POTUS aller Zeiten verliert seine Präsidentschaft, weil er SARS-CoV 2 für eine Lappalie hielt. Wäre das Alles nicht Grund genug, dass Bhakti seinen Irrtum zugibt, so wie Drosten damals den seinen? Das würde unglaublich viel Entlastung bringen in einer aus dem Ruder gelaufenen Debatte, die durch seinen Irrtum wesentlich mit befeuert wurde. 

Christian Drosten als Vorbild 

Wenn Professor Bhakdi jetzt seinen Irrtum einräumen würde, wäre das die Übernahme echter wissenschaftlicher und ärztlicher Verantwortung. Zudem würde er sich damit auch selbst einen großen Dienst erweisen.

Denn Christian Drosten ist Vielen aus dem „Mainstream“, und ich schließe mich da ausdrücklich mit ein, so sympathisch, weil er die eigene Fehlbarkeit und die Unsicherheit von Aussagen offen anspricht und reflektiert. Prof. Bhakdi könnte durch das Eingeständnis, sich in seiner Prognose geirrt zu haben, ihm in dieser Hinsicht folgen.

Wieder wissenschaftlich arbeiten

Auch die Kollegen, die sich 2020 daran gewöhnt haben, Links von Videos und Aufsätzen aus obskuren Quellen zu nutzen und zu verbreiten, könnten doch wieder, wie es guter wissenschaftlicher Standard war und ist, in wissenschaftlichen Zeitschriften mit einem Peer-Review Verfahren lesen und vor allem publizieren.

In der wissenschaftlichen Datenbank Medline findet sich kein einziger Artikel von Prof. Bhakdi in 2019 und 2020. Wie wäre es, wenn er seine Erkenntnisse einem Review-Verfahren in einer anerkannten Fachzeitschrift stellen würde? Die Hinwendung zu anerkannten wissenschaftlichen Zeitschriften und die Abwendung von den Websites der Verschwörungstheoretiker könnte dazu beitragen, dass FakeNews es schwerer haben – wie zum Beispiel die von Verschwörungstheoretikern immer wieder verbreitete Nachricht über ein 13 jähriges Mädchen, das angeblich durch die Benutzung von Masken gestorben sei.

Sicherheitsstandards gelten auch für Ärzte 

Die Nutzung obskurer Quellen und die Verbreitung von Verschwörungstheorien verhindert Aufklärung und schadet so unseren Patienten. Wie haben wir Ärzte uns früher darüber geärgert, wenn im Fernsehen und später im Internet zu irgendwelchen medizinischen Themen medizinische Laien oder Halblaien („ich als Zahnarztfrau empfehle…“) mehr oder weniger abseitige Ansichten vertraten oder Ratschläge gaben. Jetzt füllen einige Kollegen anderen die Mailboxen mit Links zu spinnerten Auftritten von D-Prominenten. Vielleicht war es früher in dieser Hinsicht doch besser.

Niemand von uns Ärzten will seine Ansichten über die richtige Therapie und die richtige Prävention zentral steuern lassen. Das ist gut so, denn nur so kann es Fortschritte und Korrekturen von Fehlern geben. Trotzdem gibt es Standards, die jeder von uns Ärzten beachten muss, ob er sie für richtig hält oder nicht. Zum Beispiel gehört es sich, bei Injektionen in ein Gelenk Handschuhe und Mundschutz zu tragen. Das war früher anders, und viele ältere Ärzte waren anfangs mit dieser Hygienevorschrift nicht einverstanden. Trotzdem kommt heute niemand auf die Idee, von diesem Standard abzuweichen.

Bei der Zahnärztin mit Corona angesteckt  

Es ist nicht die Entscheidung des einzelnen Arztes, ob er bei der Gelenkinjektion einen Mundschutz trägt oder nicht. Ein Verstoß dagegen hätte im Haftpflichtfall Konsequenzen. Genauso verhält es sich, wenn jetzt behördliche Anordnungen ergehen, wegen der Covid-19 Pandemie eine Atemschutzmaske in der Praxis zu tragen. Dies ist ebenfalls nichts, was der einzelne Arzt nach eigenem Gutdünken ändern sollte.

Wenn, wie ich vor kurzem erfuhr, sich eine ganze Familie mit Corona ansteckt, weil eine infizierte Zahnärztin keinen Mund-Nasenschutz trug, empfehle ich meinen Patienten, sich rechtlich dagegen zu wehren und Schadenersatz zu fordern. Wäre es nicht an der Zeit, dass diejenigen, die ihre Praxis dazu gebrauchen, „Widerstand zu üben“, sich wieder darauf besinnen, dass es ärztliche Standards gibt, auf die man sich als Patient verlassen können muss? Das Einhalten der Hygienevorschriften gehört dazu. Das Gleiche gilt für das Ausstellen von Attesten.

LKA ermittelt gegen Ärzte wegen falscher Atteste 

In Berlin ermittelt das LKA gegen Dutzende Ärzte aus der ganzen Republik, die ganz offensichtlich falsche Atteste zur Befreiung von der Maskenpflicht ausgestellt hatten. Anscheinend wurden in vielen Fällen die Atteste ausgestellt, ohne dass die Patienten von den Ärzten überhaupt gesehen wurden. 

Aber auch mit Patientenkontakt spricht schon die schiere Menge der ausgestellten Atteste gegen eine vorschriftsmäßig durchgeführte Begutachtung. Denn bei erwachsenen, nicht dementen Patienten dürfte es nur in extremen Ausnahmefällen medizinische Gründe dafür geben, keine Maske tragen zu können. Unter den Angeschuldigten ist anscheinend auch einer der bekanntesten Wortführer der Coronaleugner, der HNO-Arzt Dr. Bodo Schiffmann. Wie man verschiedenen Presseberichten entnehmen kann, steht er gerade vor den Trümmern seiner Existenz. 

Ein corona-leugnender Arzt als Märtyrer 

Denn die Staatsanwaltschaft führt auch gegen ihn Ermittlungen. Für seine Anhänger wird er vermutlich dadurch zu einer Art Märtyrer. Jedoch handelt es sich bei den Ermittlungen nicht um die Einschränkung der Meinungsfreiheit, sondern um den Vorwurf, Gefälligkeitsatteste zur Befreiung von der Maskenpflicht ausgestellt zu haben.

Dr. Schiffmann droht der Verlust seiner Approbation, ohne die er nicht weiterarbeiten kann. Und obwohl ich mich oft über ihn geärgert habe, empfinde ich so etwas wie Mitleid mit ihm. Er war ein engagierter Arzt, und ich kann mir nicht vorstellen, dass er dies alles von Anfang an geplant und durchdacht hat.

Die Maske beeinträchtigt nur gering 

Wenn ich an seiner Stelle wäre, gäbe diese Situation für mich dringenden Anlass zur kritischen Reflexion meines Handelns. Ich würde mich fragen, ob die Sache das wirklich wert war. Und wenn ich es nicht tun würde, würde spätestens meine Frau darauf drängen. Hätte es nicht ausgereicht, einfach nur seine Meinung laut zu äußern? Ist es wirklich zu viel verlangt, auf die Korrektur staatlichen Handelns durch gefälschte Atteste zu verzichten, auch wenn man denkt, die Maskenpflicht sei ein Fehler?

Man kann doch nicht allen Ernstes glauben, dass das Tragen einer Maske eine so starke Beeinträchtigung der Person ist, dass man die Konsequenzen eines strafbaren Verhaltens bis hin zum Entzug der Approbation auf sich zieht, um wildfremde Leute vor dem Tragen eines harmlosen Mund-Nasenschutz zu bewahren. 

Vertrauen in Atteste nicht ruinieren 

Ich lese und höre von ärztlichen Kollegen, die den Attest-Fälschern nahe stehen, dass sie sich darüber empören, wenn Behörden die Gültigkeit ihrer Atteste in Zweifel ziehen. Sie können sich zum Beispiel sehr darüber ereifern, dass Polizisten die Atteste nicht akzeptieren, wenn darauf keine Diagnose vermerkt ist. 

„Wo kämen wir hin, wenn ärztliche Atteste infrage gestellt werden“, ist die überhebliche Weltsicht dahinter. Diese Kollegen argumentieren damit, dass ärztlichen Attesten grundsätzlich vertraut werden sollte. Ich gebe Ihnen in einer Hinsicht recht: Auf ein ärztliches Attest sollte man sich verlassen können. 

Wer sind die „Ärzte für Aufklärung“? 

Das setzt aber voraus, dass mit dem Ausstellen von Attesten kein Schindluder getrieben wird, wie es im Falle der massenhaften Maskenbefreiungsatteste geschehen ist. Die Kollegen, die sich darüber ereifern, dass die falschen Atteste überprüft werden, müssen sich daher den Vorwurf der Heuchelei gefallen lassen. Sie erwarten, dass ärztlichen Attesten fraglos vertraut wird, während sie gleichzeitig die Grundlage dieses Vertrauens ruinieren.

Das Ausstellen von Gefälligkeitsattesten ist dabei ganz offensichtlich ein ziemlich verbreitetes Problem. So wurden laut NDR staatsanwaltschaftliche Ermittlungen auch gegen den Internisten Walter Weber eingeleitet. Sein Name steht im Impressum einer Gruppierung, die sich „Ärzte für Aufklärung“ nennt und angibt, 2.000 Unterstützer zu haben. Es sollen auch Ärzte dabei mitmachen. Weber wird – so der NDR – vorgeworfen, Gefälligkeitsatteste ausgestellt zu haben, die zum Beispiel Schüler von der Maskenpflicht befreien können. 

Attest über eine Allergie gegen Schwarze 

Es ist nicht das erste Mal, dass Weber wegen eines Attests in der Öffentlichkeit stand. Laut Hamburger Abendblatt vom 26. September 2000 hatte er vor zwanzig Jahren schon einmal für Aufsehen mit einem Attest gesorgt. Einer betagten Rassistin, die in einem ICE einen aus Kamerun stammenden Mitreisenden mit dem Satz „Was will der Neger im Zug, ich habe eine Allergie gegen Schwarze“ beleidigte, soll er (als Internist) ein entlastendes Attest über eine Angststörung ausgestellt haben. 

Seltsam: In diesem Fall hatte der Attestaussteller ganz offensichtlich kein Problem damit, die Diagnose dem Gericht zu nennen. Ich würde mir wünschen, dass über den Wert eines ärztlichen Attests noch einmal nachgedacht wird, nicht nur von den Attestausstellern, sondern  gerade auch von denen, die das Ausstellen falscher Maskenbefreiungen bislang nur für ein minderschweres Vergehen hielten. 

Ohne Maske kommt keiner in die Praxis 

Dieser Missbrauch des ärztlichen Attestierens schadet nicht nur dem Ansehen der Ärzte, er schadet vor allem all denen, die ein ärztliches Attest benötigen. Wenn man sich auf ein ärztliches Attest nicht mehr verlassen kann, wird es über kurz oder lang auch nichts mehr wert sein. 

Ich selbst akzeptiere in meiner Praxis inzwischen kein einziges Attest zur Maskenbefreiung mehr und mache von meinem Hausrecht Gebrauch. Ohne  Maske kommt niemand in die Praxis. Wenn ein zuweisender Arzt der Meinung ist, es läge wirklich ein Grund vor, keine Maske tragen zu können, muss er mich anrufen. Wegen des massenhaften Missbrauchs sind Maskenbefreiungsatteste für mich Makulatur.

Die extreme Variante

Wem das zu hart vorkommt, sollte sich vor Augen führen, dass die falschen Atteste zur Maskenbefreiung vermutlich nur die Spitze des Eisbergs sind. In der Szene der Impfgegner und Verschwörungstheoretiker scheinen noch ganz andere Praktiken zu existieren.Wie die sächsische Landesärztekammer im Dezember mitteilte, soll eine Ärztin in der sächsischen Schweiz bei Kindern eine Masernimpfung in den Impfausweis eingetragen haben, obwohl eine solche Impfung nicht durchgeführt wurde. Stattdessen sei homöopathisch „geimpft“ worden.

Aufgrund des gefälschten Impfpasses sollen die Kinder trotz des Fehlens der vorgeschriebenen Masernimpfung Zugang zu Kindergärten und Schulen erhalten haben. Sie stellten somit für andere Kinder, vor allem für die mit Immundefiziten, eine lebensgefährliche Bedrohung dar. Das Ausstellen gefälschter Impfpässe zeugte nicht nur von einer ausgeprägten Hybris der Homöopathin, sondern auch von einer Verachtung unserer Rechtsordnung, die man bislang nur von Reichsbürgern kennt.

Es wäre ein weiteres und extremes Beispiel dafür, dass man als Arzt in diesen Kreisen nichts verloren hat.

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