Immer noch zu wenig Impfdosen - Jens Spahn spricht sich für Impfgipfel aus

Die deutsche Impfkampagne stockt. Vor allem die Lieferengpässe des Herstellers AstraZeneca dürften die Bereitstellung weiterer Impfdosen erschweren. Gesundheitsminister Spahn spricht sich daher für einen Impfgipfel aus. Er ist für den nächsten Montag angesetzt.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn spricht sich für Impfgipfel aus / dpa
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Mit einem Impfgipfel am nächsten Montag zwischen Bund und Ländern will die Bundesregierung auf die zunehmende Kritik an der deutschen Impfkampagne eingehen. Neben den Länderchefs sollen hierbei auch Vertreter der EU-Kommission teilnehmen. Zu große Hoffnungen auf die rasche Bereitstellung weiterer Impfdosen sollten jedoch laut Bundesgesundheitsminister Spahn nicht aufkommen.

Es sei nicht zu schaffen, etwas so Komplexes und Aufwändiges wie die Produktion von Impfstoffen auf einmal in zwei Wochen „zu hunderten oder zig Millionen stattfinden zu lassen“. Auch ein Impfgipfel würde daran grundsätzlich nichts ändern.

Schlechte Nachrichten beim AstraZeneca-Vakzin

Der Impfstoff des Herstellers AstraZeneca soll am Freitag in der EU zugelassen werden. Die Ständige Impfkommission teilte mit, dass er voraussichtlich nur für Personen zwischen 18 und 64 Jahren empfohlen wird. Außerdem gibt es Streit zwischen der EU und dem Hersteller. Der Konzern hatte den Mitgliedern der EU versprochen, 80 Millionen Dosen im ersten Quartal des Jahres zu liefern. Dieses Ziel werde man jedoch längst nicht erreichen. Nach EU-Angaben wird das Unternehmen lediglich 31 Millionen Präparate liefern können. Das ist weniger als die Hälfte der erwarteten Menge.

Auf Twitter teilte Spahn mit, dass der Impfgipfel, der ähnlich wie die bisherigen Ministerpräsidentenkonferenzen ablaufen solle, darauf abziele, sich unter den Bundesländern abzustimmen. Spahn hofft nach dem Gipfel auf eine Übersicht, wo der Bund bei Kooperationen in der Industrie noch nachhelfen könne. Er betonte jedoch, dass wegen des Mangels an Impfstoff noch „mindestens zehn harte Wochen bevor stünden“.

Auf einen speziellen Impfgipfel drängte der Koalitionspartner SPD bereits länger. Deren Generalsekretär Lars Klingbeil warf Spahn vor, mit unerfüllten Impfversprechen das Vertrauen in der Bevölkerung zu verspielen.

Pharma-Industrie will kooperieren

Der Impfstoffhersteller Biontech hat bereits eine zusätzliche Produktionsstätte für seinen Impfstoff in Marburg fertiggestellt. Im ersten Halbjahr sollen hier 250 Millionen Dosen hergestellt werden. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums plane Biontech darüber hinaus auch die Kooperation mit anderen Pharma-Unternehmen, um etwa durch die Auslagerung von Teilschritten die Produktion noch weiter zu erhöhen.

FDP-Chef Christian Lindner hatte in diesem Zusammenhang auch vorgeschlagen, Biontech und Pfizer anzuhalten, die Lizenz für ihren Impfstoff auch an andere Produzenten weiterzugeben. Dieser Vorstoß wurde von der Industrie als realitätsfern kritisiert, da die Herstellung von Impfstoffen zu komplex sei, als dass das einfach andere Unternehmen übernehmen könnten.

arn / dpa.

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