US-Präsidentschaftswahlkampf - Letzte Hoffnung Taylor Swift?

Celebrity endorsements – die Unterstützung von politischen Kandidaten durch Größen des Showgeschäfts – haben in den USA eine lange Tradition. Doch noch nie ging es um das Sympathiebekenntnis einer Prominenten mit 279 Millionen Instragram-Followern.

Tut sie’s oder tut sie’s nicht? Popstar Taylor Swift / dpa
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Ronald D. Gerste ist Historiker, Publizist und Augenarzt. Er lebt in der Nähe von Washington, D.C.

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Der amerikanische Präsidentschaftswahlkampf des Jahres 2024 steht vor seinem entscheidensten Ereignis, und politische Auguren bewegt die eine, die alles entscheidende Frage: Macht sie es? Und wenn ja, wann – vor der Super Bowl, dem größten Sportereignis der Nation? Oder vielleicht gar in der Halbzeitpause? Es wäre ein politischer Coup sondergleichen: Erste Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 200,5 Millionen Amerikaner vor den Fernsehgeräten sitzen werden – kein Wahlwerbespot erreicht auch nur ein Viertel dieser Menge. Und es wäre sogar noch umsonst, denn die Kameras werden sich an jenem Abend des 11. Februar (in den frühen Montagmorgenstunden in Deutschland) weitaus öfter als sonst auf das Publikum richten und auf eine Person im Besonderen: Megastar Taylor Swift wird auf der Tribüne sitzen und ihren Lover Travis Kelce mit seinen Kansas City Chiefs anfeuern. Und noch jemand wartet auf einige herzerwärmende Worte aus dem erdbeerrot geschminkten Mund: Präsident Joe Biden. Seine Strategen hoffen mit täglich steigender Intensität auf die entscheidenden Worte der 34-jährigen Sängerin: dass sie den Präsidenten unterstützt und zu seiner Wahl aufruft.

Es muss nicht einmal ein in die Mikrophone gehauchtes Bekenntnis zu Biden sein – ein Instagram-Post von Swift während des Finales hätte den gleichen Effekt und würde das Geschehen auf dem Spielfeld (die Chiefs treten in Las Vegas gegen die San Francisco 49ers an) schnell zur Nebensache machen. Der Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, eigener Ambitionen auf das Präsidentenamt nicht unverdächtig, hat Swift bereits bekniet, ihren Support für Biden deutlich zu machen – so wie 2020, als sie zu Bidens Unterstützern gehörte. 

 

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Die Washington Post will wissen, dass man im Weißen Haus bereits an einer Strategie arbeitet, wie man die pop sensation in den Wahlkampf einbinden kann – vielleicht, so wird nur halb im Scherz gemunkelt, kann Biden gar als Überraschungsgast bei einem Konzert im Rahmen von Swifts „Eras Tour“ auftreten? Samstag, der 2. November, im Lucas Oil Stadium von Indianapolis und damit drei Tage vor der Wahl wäre der ideale Termin.

Unterstützung durch Prominente brachte den Kandidaten nicht immer Glück

Die Wahlkampfunterstützung durch Celebrities hat in den USA eine inzwischen mehr als hundertjährige Geschichte. Der Schauspieler Al Jolson (er spielte wenige Jahre später die Hauptrolle im ersten Tonfilm „The Jazz Singer“) sprach sich 1920 für den Republikaner Warren Harding aus, der auch gewann – weniger wegen Jolson als vielmehr, weil die Mehrheit einen Wechsel nach acht Jahren des selbstgefälligen Moralisten Woodrow Wilson, eines Demokraten, im Weißen Haus wollte. In der großen Ära Hollywoods richtete sich vielfach das Ansehen der Stars auch nach ihrer politischen Überzeugung: Humphrey Bogart wurde ebenso wie Henry Fonda dem liberalen Segment zugeordnet (Henrys Tochter Jane sollte ihren Dad freilich weit links überholen), im konservativen Lager waren unter anderem John Wayne und Clint Eastwood verankert.

In jüngster Zeit brachte die Unterstützung durch solche Prominente den Kandidaten nicht nur Glück. Donald Trumps Beziehung beispielsweise zum Rapper Ye, vorher bekannt als Kanye West, hatte Höhen und Tiefen. Und Taylor Swift auf seiner Seite zu haben, ist auch keine unumstößliche Erfolgsgarantie: 2018 sprach sie sich bei der Senatswahl in ihrem Heimatstaat Tennessee für den demokratischen Kandidaten Phil Bredensen aus. Er verlor. Aber immerhin: Nach ihrer Ankündigung stieg die Zahl der Wählerregistrierungen deutlich an.

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