Die unehrliche Friedens-Konferenz von Kairo - Warum Israel gewaltsam reagieren muss

An dem Friedensgipfel in Kairo nahmen der Emir von Katar und der türkische Präsident genauso teil wie die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne). Nur Israel fehlte. Das weckt ungute Erinnerungen. Zion muss sich verteidigen, sonst geht es unter.

Außenministerin Annalena Baerbock und Tamim bin Hamad Al Thani, Emir von Katar in Kairo. /dpa
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Autoreninfo

Rafael Seligmann, Jahrgang 1947, ist Historiker, Journalist und Schriftsteller. Er lehrte an der Ludwig-Maximilian-Universität Strategie und Sicherheitspolitik. In Kürze erscheint sein Buch „Brandstifter und Mitläufer. Hitler, Putin, Trump“ im Verlag Herder.

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In Kairo traf sich die ehrenwerte Gesellschaft der Weltpolitik zum Friedens-Gipfel – nachdem ein Teil von ihr den Massenmord an Juden und ihren Freunden in Israel ermöglicht hatte. Ägyptens Präsident Abd-al-Fattach al-Sisi, über dessen Sinai-Halbinsel fast alle Waffen und anderes Kriegsgerät nach Gaza eingeschmuggelt werden. Katars Emir, der den Terror finanziert, Jordaniens König Abdallah, der ohne Zions stille Unterstützung längst von palästinensischen Militanten weggeputscht worden wäre, der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der für sein friedvolles Vorgehen gegen Kurden bekannt ist, eine Reihe weiterer Nachbarstaaten, die ebenfalls unermüdlich für Frieden und Völkerverständigung der besonderen Art tätig sind.

Die Aura des Guten erhielt die arabische Männerrunde durch einen „Christenclub“, wie Erdogan sich auszudrücken beliebt, ihm gehören unter anderem UN-Generalsekretär Antonio Guterres, dessen Organisation sich seit Jahrzehnten als politik-unfähig erweist, EU-Ratschef Charles Michel sowie die Außenminister Großbritanniens, Frankreichs und die Deutsche Annalena Baerbock. Bemerkenswerterweise wurde zu dieser Konferenz der Großen Tiere Israel nicht eingeladen. Wozu auch? 

„Frieden für unsere Zeit“?

Man besitzt historische Vorbilder. Beispielsweise die Münchener Konferenz im September 1938. Dabei konnte Adolf Hitler von den westlichen Demokratien Großbritannien und Frankreich mit Hilfe des italienischen Duce mühsam überredet werden, sich vorläufig mit dem Sudetenland zufrieden zu geben. Die Tschechoslowakei, deren territoriale Integrität damit zerstört wurde, lud man sicherheitshalber zu den Friedensverhandlungen nicht ein. Das Ergebnis war „Frieden für unsere Zeit“ wie der britische Premierminister Chamberlain verkündete. Das Versprechen währte nicht einmal ein halbes Jahr. Danach „zerschlug (Hitler) die Rest-Tschechoslowakei“. Wiederum ein halbes Jahr später überfiel das Nazi-Regime Polen. Paris und London blieb nichts übrig, als Berlin ein Ultimatum zu stellen und, als dieses verstrich, Nazi-Deutschland den Krieg zu erklären.

Von „Frieden für unsere Zeit“ mochten die wohlwollenden Herren und die Dame Baerbock diesmal in Kairo noch nicht reden. Er ist recht unwahrscheinlich, denn die Israelis rüsten sich zum Krieg gegen die Hamas-Terroristen. Obgleich sie sich mit „Schalom“ grüßen, möchten sie nicht zuschauen, wie mehr als 1400 ihrer Landsleute in einer Weise abgeschlachtet werden, die exhibitionistischer ist als jene der Nazis, die zumindest versuchten, den Massenmord an den Juden sprachlich als „Endlösung der Judenfrage“ zu tarnen. Die Hamas prahlt im Gegensatz dazu mit der Ermordung von Zivilisten.

Jubel für den Massenmord 

Die israelischen Sicherheitsorgane haben geschlafen. Die Politik Zions gegenüber den Palästinensern hat sich viele Fehler vorzuwerfen, immerhin hat sich Jerusalem 2005 bedingungslos aus dem Gazastreifen zurückgezogen und die jüdischen Siedlungen geräumt. Doch die Versäumnisse Israels rechtfertigen keinen Massenmord. Jerusalem besitzt das Recht auf Selbstverteidigung. Das mögen die Mullahs in Iran, die mit ihren Waffenlieferungen, ihrer militärischen Unterstützung, vor allem aber der offenen Forderung, Israel zu vernichten, anders sehen.

Die militanten Moslems und ihre Sympathisanten von Marokko bis Indonesien, aber auch in Berlin, London, Paris und New York, bejubeln den Massenmord. Sie kümmern sich nicht darum, ob die Hinrichtung Wehrloser mit dem Koran in Einklang zu bringen ist. Das Völkerrecht interessiert sie überhaupt nicht. Allein die Genugtuung der Rache und die Freude am Mord treibt sie an. Die Israelis teilen diese Auffassung nicht. Es geht ihnen nicht um Rache, wie manche meinen, sondern um die Wiederherstellung ihrer Abschreckungsfähigkeit. Wenn Zion das Massaker unbeantwortet lässt, wird sich fortan jeder Terrorist und jeder iranische Mullah und jeder Anhänger der libanesischen Hizbollah berufen fühlen, Israelis und Juden hinzumetzeln. Jerusalem ist entschlossen, den potenziellen Tätern diese Sicherheit zu rauben.

 

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Das wissen die Herren aus Arabien, die sich in Kairo zum „Friedensgipfel“ eingefunden haben. Dennoch versuchen sie, die Europäer dazu zu nötigen, Israel zu zwingen, sich dem Terror zu ergeben. Die Europäer wiederum sind geneigt, nachzugeben und in die alte Beschwichtigungslogik zu verfallen. Dumm nur, dass die Vereinigten Staaten und die Israelis nicht mitspielen wollen. Sie möchten nicht in die falsche Friedensmelodei einstimmen.

Nach dem Holocaust haben sich die Juden im entstehenden Israel geschworen, „Nie wieder!“. Diese Aussage prägt den Staat Israel und seine Armee bis heute. Teheran versucht, Jerusalem in die Falle seiner eigenen Abschreckungsstrategie zu treiben. Doch den Israelis bleibt nichts übrig, als das internationale Recht auf Selbstverteidigung wahrzunehmen. Sonst geben sie ihre Existenzgrundlage auf – wie jeder andere Staat.

 

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