Wohin mit Ihrem Geld? - Gefährlicher Trendbruch

Die Weltwirtschaft blickt auf eine Zukunft lang anhaltend hoher Inflation. Unser Finanzkolumnist Daniel Stelter erklärt, mit welcher Anlagestrategie Sie Ihr Vermögen dagegen schützen können.

Unser Finanzkolumnist Daniel Stelter erwartet langfristig hohe Kapitalkosten
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Autoreninfo

Daniel Stelter ist Gründer des auf Strategie und Makroökonomie spezialisierten Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Zuvor war er bei der Boston Consulting Group (BCG). Zuletzt erschien sein Buch „Ein Traum von einem Land: Deutschland 2040“.

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Während die Welt besorgt auf China blickt, droht eine Zeitenwende am wichtigsten Kapitalmarkt der Welt: dem Markt für US-Staatsanleihen. Seit dem Zinshoch im Jahr 1982, als knapp 16 Prozent erreicht wurden, sind die Zinsen kontinuierlich gesunken, bis zu einem Tief von unter 0,5 Prozent am Höhepunkt der Corona-Pandemie. Von diesem Tief ausgehend, sind die Zinsen in kurzer Zeit deutlich gestiegen und haben dabei den langjährigen Abwärtstrend durchbrochen. 

Kapitalmarktexperten sehen darin ein deutliches Anzeichen für eine Trendwende. Ging es in den vergangenen fast 40 Jahren unter Schwankungen immer weiter nach unten, könnten wir nun vor einer Phase deutlich steigender Zinsen stehen. 

Woran könnte das liegen? Optimisten hoffen darauf, dass die gestiegenen Zinsen ein Indikator dafür sind, dass wir die seit Jahren andauernde Phase geringer Produktivitätsfortschritte und damit geringen Wachstums überwinden. Neue Technologien wie künstliche Intelligenz werden demnach einen Boom auslösen, der die Nachfrage nach Kapital und damit die Zinsen nach oben treibt.

Zeiten anhaltend hoher Inflation vor uns

Pessimisten hingegen fürchten angesichts der absehbar nachhaltig teureren Energie aufgrund der Endlichkeit fossiler Rohstoffe und den Bemühungen um eine rasche Dekarbonisierung eine dauerhaft höhere Inflation, die mit entsprechend höheren Nominalzinsen einhergeht. 

Es gibt noch eine weitere mögliche Erklärung. Der Staatshaushalt der Vereinigten Staaten weist nicht erst seit den Konjunkturprogrammen Joe Bidens erhebliche Defizite aus. So rechnet das überparteiliche Congressional Budget Office vor, dass das Defizit von 5,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Jahr 2023 auf 6,1 Prozent des BIP in den Jahren 2024 und 2025 ansteigt. Für das Jahr 2033 werden gar 6,9 Prozent des BIP erwartet – ein Wert, der seit 1946 nur fünfmal überschritten wurde.

 

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Durchaus möglich also, dass die Zinsen in den USA auch deshalb steigen, weil die Märkte davon ausgehen, dass die staatlichen Finanzen sich auf einem nicht nachhaltigen Pfad befinden und es nur mit deutlicher Inflation gelingen wird, die Staatsschulden wieder auf ein langfristig tragfähiges Niveau zu bringen.
Wer an dieser Stelle auf Japan und die dort deutlich höhere Verschuldung verweist, der sei daran erinnert, dass im Unterschied zu Japan die USA seit Jahrzehnten Handelsdefizite aufweisen und entsprechend hoch im Ausland verschuldet sind.

Rohstoffe und Energie gehören ins Depot

Egal, woran es liegt. Stimmt die Einschätzung einer Trendwende beim Zins, stehen uns turbulente Jahre bevor. Die sinkenden Zinsen der letzten Jahrzehnte haben nicht nur die Vermögenspreise getrieben und Geschäftsmodellen wie Private Equity zum Erfolg verholfen, sondern auch die Verschuldung weltweit auf historische Höchstwerte gehievt.

Die Rückabwicklung dessen wird nicht leicht, denn sie bedeutet Bankrotte, Schuldenrestrukturierungen, finanzielle Repression durch Beschränkung der Freiheit der Kapitalmärkte und eben Inflation, die durchaus höher ausfallen kann.

Realer Vermögenserhalt wird in diesem Umfeld zu einer echten Herausforderung. Anleihen – egal welchen Schuldners – möchte man in diesem Szenario auf keinen Fall im Depot haben. Immobilien dürften durch die Zinserhöhung und – besonders in Deutschland – staatliche Eingriffe ebenfalls nicht attraktiv sein. Aktien mögen einen gewissen Schutz bieten. Der eigentliche Gewinner steht jedoch fest: Rohstoffe und Energie gehören in das Portfolio. 

 

Dieser Text stammt aus der Oktober-Ausgabe des Cicero, die Sie jetzt am Kiosk oder direkt bei uns kaufen können.

 

 

 

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