Wohin mit Ihrem Geld? - Ein diverses Portfolio im Währungskrieg!

In unseren unruhigen politischen Zeiten scheint die Devise zu gelten: jeder kämpft für sich allein. Die Abwertung der eigenen Währung ist dabei ein wichtiger Hebel. Was bedeutet das für Anleger?

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Autoreninfo

Daniel Stelter ist Gründer des auf Strategie und Makroökonomie spezialisierten Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Zuvor war er bei der Boston Consulting Group (BCG). Zuletzt erschien sein Buch „Ein Traum von einem Land: Deutschland 2040“.

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In einer Welt mit Überkapazitäten, Überschuldung, ungedeckten Verbindlichkeiten alternder Gesellschaften und unzureichendem Wachstum war es nur eine Frage der Zeit, bis gilt: Jeder kämpft für sich. Protektionismus ist die unweigerliche Folge, und schon vor den jüngsten Maßnahmen Donald Trumps waren weltweit Zölle und andere Eingriffe in den freien Handel auf dem Vormarsch.

Ein wichtiger und wirksamer Hebel ist dabei die Abwertung der eigenen Währung. Das lehrt auch die Erfahrung aus der Weltwirtschaftskrise, in der zunächst Japan und nach der Wahl Roosevelts auch die USA die eigene Währung abwerteten, damit die eigene Wirtschaft stärkten und die Inflationsrate erhöhten. Länder, die wie Deutschland diesen Weg nicht beschritten, erlebten eine tiefere und längere Krise. Als die US-Notenbank Fed nach 2009 schneller und deutlicher die Zinsen senkte, kam es zunächst zu einer signifikanten Abwertung des Dollars. Dies führte zu steigenden Unternehmensgewinnen und höheren Inflationsraten in den USA, ein wichtiger Beitrag zur Erholung der dortigen Wirtschaft.

Die Kaufkraft wird unterbewertet

Spiegelbildlich erlebte der Euro eine Periode der Stärke, obwohl es für die Wirtschaft der Eurozone sehr schlecht aussah. Das änderte sich erst mit dem Kurswechsel der EZB und Mario Draghis Versprechen, alles zu tun, um den Euro zu erhalten. In der Praxis bedeutete das nichts anderes, als über Zinssenkungen und den Aufkauf von Wertpapieren den Wechselkurs des Euro nach unten zu treiben.

Mit Erfolg: Nach Kaufkraftparität ist der Euro gegenüber dem Dollar gut 25 Prozent unterbewertet. Die Eurozone erwirtschaftet einen Handelsüberschuss von rund 600 Milliarden Dollar, was enormen 4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts entspricht. Die Überschüsse Chinas (100 Milliarden) und Japans (10 Milliarden) sind verglichen damit irrelevant.

So ist es nicht überraschend, dass die USA mit ihrem Handelsdefizit von 625 Milliarden Dollar die EU in den Fokus nehmen. Präsident Trump hat auf die jüngsten Signale der Lockerung seitens der EZB wütend reagiert und diese als das identifiziert, was sie sind: als Versuch, über eine noch stärkere Abwertung des Euro die Probleme der Eurozone zulasten der anderen Regionen der Welt weiter zu verschleppen. Dies ist einer der Gründe für den steigenden Druck, den der Präsident auf die Notenbank ausübt, die Zinsen trotz guter Konjunktur und Beschäftigung zu senken.

Der Wettlauf nach unten

Politisch wird es für die EZB immer schwerer, sogenannte „unkonventionelle“ Maßnahmen zu ergreifen. Was nicht bedeutet, dass sie nicht kommen werden, aber erst, wenn die Krise offensichtlich und die Alternativen ausreichend abschreckend sind. Bis dahin werden die Notenbanken souveräner Staaten, von der Fed über die Bank of Japan, die Bank of England bis hin zur Schweizer SNB, die Nase vorn haben im Wettlauf nach unten.

Für Anleger aus dem Euroraum eine vertrackte Situation: Langfristig müssen sie sich angesichts der maroden Struktur der Eurozone außerhalb Europas positionieren, mittelfristig dürfte der Euro aufwerten, einfach weil die anderen mehr Munition und Handlungsfähigkeit besitzen. Ein weltweit diversifiziertes Portfolio mit einem ordentlichen Teil in physischem Gold dürfte Teil der Antwort sein.

Dieser Text ist in der September-Ausgabe des Cicero, die Sie am Kiosk oder direkt bei uns portofrei kaufen können.

 

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