Frauenquote - Gebt den Dicken das Kommando!

Der Staat schreibt vor, wie private Unternehmen ihr Management zusammenzusetzen haben. Wo soll das enden? Nicht nur Frauen sind in deutschen Vorständen unterrepräsentiert. Der Quotenvielfalt sind keine Grenzen gesetzt.

Die Frauenquote für Firmenvorstände ist erst der Anfang – auch Übergewichtige sind unterrepräsentiert / dpa
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Daniel Gräber leitet das Ressort Kapital bei Cicero.

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Deutschland ist ein weiteres Stück vorangekommen – auf seinem Weg in die neosozialistische Planwirtschaft. Der Bundesrat hat am Freitag das zuvor vom Bundestag beschlossene „Gesetz zur Ergänzung und Änderung der Regelungen für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst“ abgesegnet.

Schon der Titel klingt gruselig, sein Inhalt ist es allemal. Der Staat schreibt darin privaten Unternehmen vor, wie sie ihre Chefetagen zu besetzen haben. Die Vorstände größerer Firmen müssen künftig mit mindestens einer Frau besetzt sein. Kleinere Unternehmen trifft die Quote noch nicht, dafür eine Begründungspflicht. Sie müssen sich rechtfertigen, wenn sie keine Verweiblichung ihres Vorstands anstreben.

Befürworter der Frauenquote jubeln über ihren Erfolg. „Es gibt in den Vorständen immer noch reine Männerclubs, die gerne unter sich bleiben. Damit wird zukünftig Schluss sein“, freut sich Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD). Die Anmaßung ist ungeheuerlich.

Was die Parteien machen, ist ihre Sache

Es steht jeder Partei frei, sich in den eigenen Reihen für eine Frauenförderung per Quote zu entscheiden. Die Grünen haben damit angefangen. Über Sinn und Unsinn dieser Idee wird auch innerhalb der Ökopartei gestritten. Aber das ist dann deren Sache.

Etwas vollkommen anderes ist es, wenn Politiker sich in das Management privatwirtschaftlicher Unternehmen einmischen. Unternehmen, von deren Erfolg sie letztendlich abhängig sind. Denn all das Geld, über das die Damen und Herren im Bundestag gerne großzügig verfügen und von dem sie selbst leben, muss erst mal erwirtschaftet werden.

Wenn die privaten Eigentümer einer Firma, ob Aktionäre oder Unternehmerfamilien, die Geschicke ihres Konzerns durch einen Club alter weißer Männer lenken lassen wollen, dann ist das ihre Sache. Denn sie müssen dafür geradestehen, wenn es nicht klappt. Und sie müssen auch dafür büßen, wenn ein nach Politiker*innen-Wunsch zusammengebastelter Quotenvorstand den Laden an die Wand fährt.

Den Staat geht es nichts an

Es geht den Staat schlicht und einfach nichts an, wie sich das Management privater Unternehmen zusammensetzt. Selbst wenn die Eigentümer beschließen, aus ästhetischen Gründen nur hochgewachsene Blondinen in ihren Vorstand zu lassen oder nur durchtrainierte junge Männer, muss das in einer freien Marktwirtschaft möglich sein. Ob es sinnvoll und erfolgreich ist, entscheidet dann der Markt, nicht die Politik.

Vermutlich würde ein solches Ansinnen aber schon an dem lange vor der Vorstandsquote in Kraft getretenen Antidiskriminierungsgesetz scheitern. Das ist jenes Regelwerk, dem wir die „(m/w/d)“-Buchstabensalate in Stellenanzeigen verdanken. Es erlaubt unterlegenen Bewerbern gegen Personalentscheidungen zu klagen – und kehrt dabei die Beweispflicht um. Nicht der Kläger muss nachweisen, dass er diskriminiert wurde; das Unternehmen hat darzulegen, dass Geschlecht, Alter oder Herkunft keine Rolle gespielt haben.

So bleibt zu befürchten, dass auch das „Gesetz zur Ergänzung und Änderung der Regelungen für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst“ erst der Anfang ist. Der Quotenvielfalt sind keine Grenzen gesetzt.

Die Frauenquote ist erst der Anfang 

Was kommt als Nächstes? Eine Vorstandsquote für Migranten? Denn auch die sind in den deutschen Chefetagen deutlich unterrepräsentiert. Oder eine für Homosexuelle? Das würde vielleicht dazu führen, dass sich der eine oder andere Topmanager, der heimlich Männer liebt, zum Outing gezwungen fühlt.

Und was ist mit den Dicken? Sollte nicht mindestens ein Vorstandsposten nach dem Body-Mass-Index besetzt werden? Topmanager, die sich jeden Morgen ins Fitnessstudio quälen, damit der Slim-Fit-Anzug sitzt, sind doch wirklich kein Spiegelbild einer zunehmend fettleibigeren Gesellschaft mehr.

Auch auf cicero.de: Redakteurin Antje Hildebrandt hält die Frauenquote für notwendig.

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