dm-Geschäftsführer zu Hamsterkäufen - „Maßnahmen entlang der gesamten Lieferkette“

Seit der Angst vor Coronaviren sind Desinfektionsmittel kaum noch zu finden. Christoph Werner, Chef der Drogeriekette dm, sieht kein Problem in der sprunghaften Nachfrage. Im Interview verteidigt er die „just in time“-Economy und kündigt ein neues Verteilzentrum an.

Rare Waren: Desinfektionsmittel / dpa
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Autoreninfo

Bastian Brauns leitete das Wirtschaftsressort „Kapital“ bei Cicero von 2017 bis 2021. Zuvor war er Wirtschaftsredakteur bei Zeit Online und bei der Stiftung Warentest. Seine journalistische Ausbildung absolvierte er an der Henri-Nannen-Schule.

So erreichen Sie Bastian Brauns:

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Herr Werner, wie oft werden Sie von sprunghaften Nachfragen wie aktuell bei Corona „überrascht“?
Sowohl unsere kurz- als auch langfristigen Bedarfsprognosen sind bei dm durch die entsprechende digitale und technische Unterstützung sehr präzise. So können wir gewährleisten, dass unseren Kunden das vielfältige Sortiment zur Verfügung steht. Lediglich in Ausnahmesituationen, in denen ein abrupter und extremer Anstieg der Nachfrage zu beobachten ist – wie beispielsweise im Moment oder schon 2017 nach Milchpulver – kann es vorkommen, dass vereinzelt Artikel in manchen dm-Märkten temporär nicht verfügbar sind.
 
Welche Vorkehrungen treffen Sie gegen individuelle Masseneinkäufe?
Unser vorrangiges Ziel ist es, das Warenangebot in unseren mehr als 2.000 dm-Märkten sicherzustellen, indem wir verschiedene Maßnahmen entlang der Lieferkette treffen. Wir möchten gewährleisten, dass alle unsere Kunden die jeweils gewünschten Produkte erhalten. Als letzter Schritt liegt es im Bereich des möglichen sehr stark nachgefragte Produkte nur in haushaltsüblichen Mengen herauszugeben.
 

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Die aktuelle Besorgnis vor dem Coronavirus führt zu Ausverkäufen unter anderem von Desinfektionsmitteln. Ab wann merken Sie: Oh, das könnte jetzt eng werden?
Die Daten, die wir erhalten, werden in Echtzeit verarbeitet. Daher können wir umgehend reagieren und unser Bestandsmanagement anpassen.

 

Christoph Werner,
Vorsitzender der dm-Geschäftsführung

Wie ist die derzeitige Lage?
In den letzten Tagen ist die Nachfrage nach verschiedensten Artikeln – wie beispielsweise Hygiene-Produkte – aus unserem Sortiment sprunghaft angestiegen. Aufgrund des abrupten Anstiegs sind temporär Produkte an manchen Standorten nicht erhältlich. Wir haben bereits reagiert und Maßnahmen entlang der gesamten Lieferkette ergriffen, um unsere dm-Märkte wieder mit Waren zu versorgen.
 
Ist das bei Produkten einfacher, wenn sie in Deutschland produziert werden?
Entfernungen spielen in der heutigen Zeit eine eher untergeordnete Rolle. Wir können unseren Kunden einen Mehrwert bieten, indem wir Prozesse entlang der Lieferkette weiter optimieren beispielsweise in dem uns die Kolleginnen und Kollegen in den dm-Märkten digital den jeweiligen Bedarf vor Ort übermitteln und wir in Echtzeit reagieren und die nötigen Waren liefern können.
 
Wie verlässlich ist das Prinzip dieser „just in time“-Economy? Setzen Sie ausreichend auf feste Warenlager oder reicht es, auf mobile Lager, also die Straße, die Schiene oder das Meer zu setzen?
Verlässliche Warenverfügbarkeit ist eines unserer wesentlichen Leistungsversprechen an unsere Kunden. Daher betreiben wir ein fein abgestimmtes Netzwerk aus Logistikzentren, die unsere dm-Märkte mit den Mengen versorgen, die unsere Prognosesysteme errechnen. Wir betreiben in Weilerswist und in Waghäusel Verteilzentren sowie in Karlsruhe unser Textil-Verteilzentrum. Im April werden wir unser drittes Verteilzentrum in Wustermark eröffnen. Zudem sind sieben weitere Volumenverteilzentren auf ganz Deutschland verteilt.

Inwiefern stehen Sie jetzt in noch größerer Konkurrenz zu anderen Wettbewerbern?
Exzellente Leistung für den Kunden bedeutet immer hohe Anstrengung, um die Leistungen permanent zu optimieren und zu verbessern. Das gilt für Zeiten, in denen die Verhältnisse relativ stabil bleiben und für Zeiten, in denen sich die Verhältnisse sehr dynamisch verändern. So gesehen macht für dm der Umstand, dass wir im Wettbewerb mit anderen Marktteilnehmern sind, derzeit keinen Unterschied.

Die Fragen stellte Bastian Brauns, Ressortleiter Kapital bei Cicero.

Die Fragen wurden von dm leider nur schriftlich beantwortet.

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