Kryptowährungen - Wie sicher sind Bitcoin und Co.?

Der Bitcoin-Preis hat in den vergangenen Wochen neue Höchststände erreicht. Doch Euphorie ist selten ein gutes Zeichen für eine Anlageklasse. Und wie viel Sicherheit bietet die Kryptowährung wirklich?

Bitcoin: Das neue Gold? / dpa
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Autoreninfo

Daniel Stelter ist Gründer des auf Strategie und Makroökonomie spezialisierten Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Zuvor war er bei der Boston Consulting Group (BCG). Zuletzt erschien sein Buch „Ein Traum von einem Land: Deutschland 2040“.

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Da habe ich doppeltes Glück gehabt: Schon seit langem wünscht sich die Redaktion des Cicero eine Besprechung von Bitcoin auf dieser Seite. Hätte ich diese Kolumne vor einem Jahr geschrieben, stünde ich jetzt ziemlich schlecht da. Nach einem Kursanstieg von rund 800 Prozent vom Tiefpunkt im Frühjahr des letzten Jahres, den ich definitiv nicht vorhergesagt hätte, würde wohl ein anderer heute diese Kolumne schreiben.

Ein weiteres Mal Glück hatte ich mit dem Abgabetermin für diesen Beitrag. Nur zwei Tage vorher brach der Kurs von Bitcoin um 25 Prozent ein. Auslöser war eine Warnung der britischen Finanzmarktaufsicht, dass Investoren „ihr gesamtes Geld verlieren könnten“, wenn sie dieses in Kryptowährungen oder Fonds, die in diese Kryptowährungen investieren, anlegen. Ganz unbeschadet ist mein Ruf in der Redaktion dennoch nicht. So schrieb ich in der Juliausgabe vorsichtig über Tesla, nur um festzustellen, dass Tesla im letzten Jahr noch mehr erbracht hat als Bitcoin und sich seit meinem Beitrag mehr als vervierfacht hat. 

Euphorie ist selten ein gutes Zeichen

Erste Erkenntnis: Hellseher schreiben keine Kolumnen, sie leben in einem warmen Steuerparadies. Alle anderen können nur Argumente für oder gegen eine Anlage vortragen und hoffen, die richtigen Schlüsse gezogen zu haben. So auch ich. Was mich zur zweiten Erkenntnis führt: Es gibt Investments, über die man nüchtern schreiben kann, und solche, bei denen Emotionen schnell hochkochen. Bitcoin und Tesla fallen in die zweite Kategorie. Glühende Fans und erbitterte Kritiker beschweren sich lauthals, man hätte keine Ahnung. Ich freue mich schon auf die Leserbriefe.

Versuche ich es also mit Bitcoin. Zunächst mit der dritten Erkenntnis: Euphorie ist selten ein gutes Zeichen für eine Anlageklasse. Egal ob es sich um Internetaktien, Gold, Tulpen, Bitcoin oder Tesla handelt. Noch immer ist Euphorie bitter geendet. Allerdings – Erkenntnis Nummer vier – kann die Euphorie viel länger andauern, als die Skeptiker Geld haben, dagegen zu wetten. Gut möglich also, dass sowohl Bitcoin und Tesla sich auch in diesem Jahr vervielfachen. Wetten würde ich darauf allerdings nicht. 

Ist Bitcoin wirklich ein sicherer Hafen?

Bitcoin und andere Kryptowährungen vereinen nach einem Bonmot des amerikanischen Komikers John Oliver alles das, „was man nicht über Geld und über Software weiß“. Die Fans sehen in den durch Computeralgorithmen geschaffenen Coins ein Instrument zur Vermögenssicherung in Zeiten überbordender Schulden und massiver Geldschöpfung der Notenbanken. Dank künstlich erzeugter Knappheit, so die Logik, seien sie eine effektive Möglichkeit, sich vor der unausweichlichen Geldentwertung zu schützen. Damit sind Kryptowährungen ein moderner Ersatz für Gold und mit einem Mausklick vor dem Zugriff des Staates zu schützen. Die private Alternative zu einem staatlich kontrollierten und zunehmend manipulierten System.

Aber ich bin skeptisch, ob Bitcoin und Co. im Krisenfall wirklich erhoffte Sicherheit bieten. Staaten und Notenbanken arbeiten unter Hochdruck an eigenen digitalen Währungen. Die Versuchung ist groß, privaten Wettbewerbern das Handwerk zu legen. Schon in den 1930er Jahren wurde privater Goldbesitz verboten. Wiederholung mit Bitcoin nicht ausgeschlossen. Erkenntnis Nummer fünf: Will der Staat enteignen, gibt es wenig Schutz.

Vielleicht doch lieber Gold?

Dennoch kann der Bitcoin die Rolle von Gold spielen, als Instrument eher IT-affiner Millennials, die noch viel Raum für Steigerungen sehen, gerade im Vergleich zu Gold. Doch der Preis hängt nicht nur von der relativen Knappheit ab. Nach seinem letzten Höchststand von mehr als 15 000 Dollar drittelte sich der Bitcoin-Kurs. Sechste Erkenntnis: Relative Preisvergleiche taugen vor allem bei Gütern, die keinen Ertrag abwerfen für Investitionsentscheide.

Fakt ist die letzte Erkenntnis: Der Bitcoin-Markt ist sehr illiquide. Schon kleine Käufe oder Verkäufe können erhebliche Preisschwankungen auslösen. Vielleicht also doch lieber Gold? Es sei denn, Sie lieben es zu spielen.
 

Dieser Text stammt aus der Februar-Ausgabe des Cicero, die Sie am Kiosk oder direkt bei uns portofrei kaufen können.

 

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