Zentrum für politische Schönheit - Am Übergang zum Extremismus

Die Aktivisten des „Zentrums für politische Schönheit“ stellen auf einer Website angebliche Angehörige der rechtsextremen Szene vor. Ist das noch Satire? fragt Kolja Reichert von der „FAZ“

Philipp Ruch, Leiter des „Zentrums für politische Schönheit“ / picture alliance
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Für eine Kampagne mit dem Titel „Soko Chemnitz“ will das Künstlerkollektiv Zentrum für politische Schönheit (ZPS) drei Millionen Bilder von 7.000 „Verdächtigen“ ausgewertet haben. „Das Ziel: den Rechtsextremismus 2018 systematisch erfassen, identifizieren und unschädlich machen“, heißt es auf der dazugehörigen Website. Die so erfassten Personen sollen ihrem Arbeitgeber gemeldet werden. Diese „Pathologisierung der politischen Neigung“ verursacht Kolja Reichert, Feuilleton-Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung „übles Aufstoßen“. Die Website arbeite mit den Rahmen, die man aus Gesichtserkennungssoftware kennt, sie erinnere an Facebook, Überwachungstechnik und die Fahndungsfotos der Hamburger Polizei von den Ausschreitungen während des G-8-Gipfels. Reichert erinnert das alles an das erprobte Prinzip des Prangers, mit dem zuletzt die AfD mit ihren Lehrermeldeportalen Ernst machte. Mit Satire hat diese Aktion, findet Reichert, nichts mehr zu tun. „Das Zentrum klingt jetzt wie eine Gruppe am Übergang zum Extremismus, in dem das Vokabular der Kritik, in diesem Fall der Satire, in ein totalitäres Vokabular der Selbstbehauptung kippt.“

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