Einfach, schnell, lecker - Das perfekte Home-Office-Rezept: Rosenkohl mit Speck

Ernährung in Lockdown-Zeiten ist längst zum aufgeregten Modethema avanciert. Rainer Balcerowiak kann das alles nicht mehr hören. Er plädiert für größtmögliche, genussvolle Normalität in der Küche. Und serviert Rosenkohl mit Speck.

Ist schnell zubereitet und macht nicht dick: Rosenkohl mit Speck / dpa
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Autoreninfo

Rainer Balcerowiak ist Journalist und Autor und wohnt in Berlin. Im Februar 2017 erschien von ihm „Die Heuchelei von der Reform: Wie die Politik Meinungen macht, desinformiert und falsche Hoffnungen weckt (edition berolina). Er betreibt den Blog „Genuss ist Notwehr“.

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Natürlich greift die Corona-Pandemie auch erheblich in unseren Alltag ein. Die Ernährungsgewohnheiten sind dafür nicht das einzige, aber ein sehr wichtiges Beispiel. Lockdown bedeutet ja nicht nur, dass Restaurants geschlossen sind, sondern auch Kantinen. Für Kinder gibt es in Kitas und Schulen keinen Mittagstisch mehr, Studenten können nicht mehr in die Mensa gehen. Mittlerweile gibt es meterweise Studien zu den Ernährungsgewohnheiten in Corona-Zeiten, aber mit denen verhält es sich ähnlich, wie bei den wissenschaftlichen Disputen über die Pandemie und mögliche Strategien ihrer Eindämmung: In jeder steht was anderes.

Julia Klöckners Märchenbuch

So zeichnete der „Ernährungsreport“, das jährlich erscheinende Märchenbuch des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), ein nahezu idyllisches Bild der Entwicklungen, die durch die erste Lockdownphase im Frühjahr eingeleitet wurden.

Demnach sind die Deutschen zunehmend ein Volk von begeisterten Köchen, die sehr viel Wert auf regionale und vor allem gesunde Produkte legen, immer mehr Mahlzeiten frisch zubereiten und sorgsam darauf achten, dass eingekaufte Lebensmittel nicht unnötig vernichtet werden. Sie haben laut dem Report großes Interesse am Tierwohl und seien auch bereit, für Fleischprodukte dann mehr zu zahlen und überhaupt weniger Fleisch zu essen. Weniger Zucker soll es auch sein.

Lockdown macht dick

Dumm nur, dass alle nicht mit rosaroter Tinte geschriebenen Einkaufs- und Verbrauchsstatistiken das genaue Gegenteil belegen. Denaturierte Fertigproprodukte erleben dank Corona einen Verkaufsboom, Kinderärzte und die Verbraucherorganisation foodwatch warnen vor den dramatischen Folgen der zunehmenden Fehlernährung von Kindern. Und von weniger Fleisch, weniger Zucker, mehr bio und mehr regional kann zumindest beim überwiegenden Teil der Bevölkerung überhaupt keine Rede sein.

Insgesamt wird Deutschland in Pandemie-Zeiten dicker, wobei neben der Ernährung auch der Bewegungsmangel eine wichtige Rolle spielt, besonders bei Kindern. Auch der Alkoholkonsum hat signifikant zugenommen, eine Folge der sozialen Isolation, unter der viele Menschen leiden.

Soziologe warnt vor „Hungerhakenidealgewicht“

Der Ernährungssoziologe Daniel Kofahl warnt gegenüber Cicero allerdings vor Alarmismus in jeglicher Richtung. In der Tat deute vieles darauf hin, dass das Durchschnittsgewicht der Menschen während des Lockdowns angestiegen sei. Das betreffe aber nicht alle Menschen gleichermaßen. „Ich möchte davor warnen, in das allgemeine Diätassistentenhorn zu rufen und ein irreales Hungerhakenidealgewicht als Nonplusultra zu verklären.

Wir haben bereits genug ess- und körpergestörte Personen in Deutschland. Und deren Gejammer über minimale Fettpölsterchen sowie all die kniepsigen Diätgesichter sind kaum zu ertragen“, mahnt Kofahl. Es sei vollkommen falsch „das Gewicht gegen alle Gelüste künstlich niedrig zu halten. Das rächt sich. Der Körper will, was er will.“ Verharmlosen sollte man auf der anderen Seite aber auch nicht „die adipöse Verfettung, der ein Teil der Bevölkerung erliegt“

Dem Rosenkohl ein kulinarisches Denkmal setzen

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Jetzt ist jedenfalls Schluss mit der Jammerei! Machen wir das Beste draus und frönen wir dem Genuss. Die Versorgungslage ist nach wie vor ausgezeichnet, auch bei frischen Lebensmitteln gibt es in Deutschland keine signifikanten Engpässe. Der Februar ist in Bezug auf Gemüse zwar nicht gerade ein Wonnemonat, aber außer mehr oder weniger exotischer Importware gibt es auch ein relativ großes Angebot an lagerfähigem Wintergemüse aus heimischer Produktion, besonders Kohl- und Rübenpflanzen.

Setzen wir ihnen ein kulinarisches Denkmal, indem wir sie vom degradierten Status einer Beilage zum Hauptakteur eines Gerichtes machen. Das geht zum Beispiel mit Rosenkohl. Der wird ganz normal geputzt und in Salzwasser bissfest gegart. Fast noch besser ist dämpfen, weil dabei mehr Eigenaroma erhalten bleibt. Geräucherten oder luftgetrockneten Bauchspeck und Schalotten in Würfel schneiden und in Butter oder Olivenöl anbraten.

In einem Bett aus Kartoffelpüree 

Aber nicht zu scharf, es sollte nicht knusprig werden. Dann den Rosenkohl dazu geben und gut durch den Speck ziehen. Zum Würzen reichen schwarzer Pfeffer aus der Mühle und frisch geriebene Muskatnuss. Serviert wird das in einem Bett aus Kartoffelpüree. Wie man das mit dem Siegel der Geschmackspolizei zubereitet, wurde an dieser Stelle bereits erläutert.

Rosenkohl mit Speck schmeckt jedenfalls nicht nur großartig, sondern erfüllt auch ein weiteres Kriterium vieler Home-Office- und Home-Schooling-geplagter Hausköche: Es geht relativ schnell und macht nicht allzu viel Arbeit.

Rosenkohl mit Speck

Zutaten für vier Personen

750 g Rosenkohl
100 g durchwachsenen oder luftgetrockneten Bauchspeck 2 Schalotten
Salz, Pfeffer, Muskatnuss
Butter oder Olivenöl zum anbraten

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