Mit Lachyoga durch die Corona-Krise - „Eine Minute lachen für den Weltfrieden“

Mit ganz viel Lachen aus der Corona-Krise – wem das nicht gelingt, der kann auf ein großes Angebot an Online-Lachkursen zurückgreifen. Aber wie lernt man Lachen überhaupt? Eine Trainerin gibt Tipps.

Gemeinsam mit Lachyoga durch die Pandemie / dpa
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Autoreninfo

Sina Schiffer studiert an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn Politik und Gesellschaft und English Studies. Derzeit hospitiert sie bei Cicero. 

So erreichen Sie Sina Schiffer:

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Gisela Dombrowsky ist Lachyoga-Master-Trainerin und Entspannungs-Pädagogin, sie leitet Lachtreffs in Neuss und Düsseldorf sowie eine Seniorengruppe in Kaarst. Sie bildet Lachyoga-Leiter und Lachyoga-Lehrer aus. Für die betriebliche Gesundheit bietet sie Workshops in Unternehmen und Institutionen an. Ehrenamtlich lacht sie mit Kindern in Kitas, Schulen und Kinderkrankenhäusern.

Frau Dombrowsky, worüber haben Sie zuletzt gelacht? 

Ich freue mich über alle möglichen Dinge. Ja, auch einfach das Lachen mal einschalten, wenn man nicht glücklich ist. 

Die Pandemie hat dazu geführt, dass Menschen zunehmend vereinsamen und depressiv werden. Wie wichtig ist Lachen für die psychische Gesundheit?

Es ist ganz besonders wichtig. Die Einsamkeit ist gerade ein ganz großer Faktor. Ich habe viele Gruppen, die ich nur online bedienen kann, und es ist sehr traurig, dass man sich nicht mehr in Präsenz sehen kann, um einfach mal Blickkontakt zu halten. Viele sind ja auch zum Teil richtig eingeschlossen zu Hause. Das ist schon eine sehr kritische Zeit für viele Menschen, in der zahlreiche Depressionen, Ängste und Sorgen entstanden sind. 

Sie bieten momentan Online-Lachkurse oder das sogenannte Lachtelefon an. Das klingt furchtbar akademisch. Kann man Lachen lernen? Wie funktioniert das Lachen am Telefon? Erzählt man sich gegenseitig Witze?

Nein. Lachyoga ist ein Lachen ohne Grund. Wir lachen nicht über Witze oder Comedys, sondern wir lernen, aus uns heraus zu lachen. Das Lachtelefon bedienen Kollegen – die sitzen in Berlin, Hamburg oder München – von 9 bis 21 Uhr. Hier kann man mit den Lachtrainern drei Minuten lachen. Es ist also nicht so, dass man sich Witze erzählt. Es geht vielmehr darum, in eine heitere und fröhliche Stimmung zu verfallen. Probieren Sie es einfach mal aus. 

Kam die Idee des Lachtelefons mit der Pandemie? 

Die Idee des Lachtelefons ist bereits ein Jahr vorher entstanden. Die Pandemie hat der Idee aber einen ganz anderen Stellenwert gegeben, weil jetzt das Bedürfnis nach dem gemeinsamen Lachen viel höher ist als zuvor.

Ist die Nachfrage nach Online-Lachkursen oder nach der „Beratung“ am Lachtelefon während der Corona-Krise gestiegen?

Auf jeden Fall. Viele Medien greifen das Thema des Lachens mit auf, denn die Menschen sind es leid, nur noch Pandemie oder Corona zu lesen und zu hören. Wir wissen, dass die Menschen momentan ein Ventil brauchen, um sich besser zu fühlen. Da setzt Lachyoga an. Die Menschen suchen in dieser Zeit Alternativen, um das Beste aus der Situation zu machen. Ich glaube, über das Lachyoga kann man das schaffen. 

Wer hat Lachen besonders nötig? 

Da gehört jede Gruppe dazu. Die Kinder leiden besonders unter der Situation, aber auch die Seniorengruppen brauchen das gemeinsame Lachen. Sie freuen sich auf die gemeinsamen Begegnungen. Vom Schüler bis zum Rentner. Ich glaube, da gehört jede Gruppe hinzu.  

Hat sich die Zielgruppe durch die Corona-Krise verändert?

Eigentlich nicht. Ich habe bereits vor Corona mit Schülern, Kindern, Studenten, Senioren und Leuten im Business zusammengearbeitet. Verändert hat sich das also nicht, aber ich glaube, die Aufmerksamkeit für das Thema ist größer geworden. Man sucht momentan ja nach Alternativen, um aus einem psychischem Tief herauszukommen – aber vor allem, selbstbestimmt herauszukommen. 

Gisela Dombrowsky / Nicole Teuber 

Wäre das Lachen in der Gruppe nicht auch ein gutes Angebot für Unternehmen oder Schulklassen?

Ja, für Unternehmen habe ich bereits viel für das betriebliche Gesundheitsmanagement gemacht. Mittlerweile bekomme ich auch Online-Anfragen. Das ist natürlich anders, aber es funktioniert. 

Wie sieht es in der Politik aus? Würden Sie sich da auch wünschen, dass mehr gelacht wird?

Auf jeden Fall. Lachen hebt ja auch Konflikte auf. Wenn ich mal mit Jemanden gelacht habe, gehe ich mit dem ganz anders um. Natürlich muss man in der Politik auch ernst erscheinen. Aber untereinander wäre das natürlich sehr wichtig, da es entspannt und den Menschen hilft, kreative Lösungen zu finden. Gerade bei solchen verfahrenen Themen ist es wichtig, mal eine Pause einzulegen und zusammen zu lachen. Es wäre sehr sinnvoll, aber ich kann es mir so in der Politik nicht vorstellen. 

Welchem Politiker oder welcher Politikerin würden Sie gerne mal das Lachen beibringen? 

Da gibt es auf jeden Fall einige. 

Ist es nur ein doofes Vorurteil, oder tun sich Deutsche generell schwerer mit dem Lachen als ihre europäischen Nachbarn? 

Es wird ja immer behauptet, dass es sich die Deutschen schwerer tun im Lachen. Gerade was das Lachyoga angeht, ist Deutschland sehr gut mit Lachtrainern bestückt. Vom Grundsatz her sagen viele, dass die Deutschen strukturierter und angepasster sind. Ja, es wird uns nachgesagt, aber ich arbeite daran, dass es sich verändert.

Gibt es Weltmeister im Lachen? 

In einigen Ländern ist das Lachyoga sehr verbreitet – wie in Japan, den USA und auch in Deutschland. Allerdings sind auch Italien oder Frankreich sehr stark darin. Wobei man ja denken würde, dass sie einen anderen Lebensstil verfolgen. 

Muss man heute aufpassen, über wen oder was man lacht, weil es politisch nicht korrekt sein könnte?

Ja, viele befürchten auch immer, dass man ausgelacht wird. Doch hier ist es so, dass man nicht ausgelacht wird – es soll eher verbinden. 

Derzeit ist das Comedy-Format „LOL“ auf Amazon Prime eine der erfolgreichsten Serien. Da geht es aber darum, gerade nicht zu lachen. Was sagen Sie dazu? 

Das ist das Schlimmste, was man Menschen antun kann. Auch das haben die Comedians selber von sich gegeben. Je länger es anhielt, desto schlimmer wurde es. Lachen zurückhalten zu müssen, ist wie eine Folter. Lachen ist vielmehr das Ventil, um sich besser zu fühlen. Wir brauchen das Lachen, um anschließend besser drauf zu sein und weiterarbeiten zu können. 

Am 2. Mai ist der Internationale Weltlachtag. Wie feiern Sie den?

Normalerweise wird dieser in Parks oder Gärten gefeiert. Den Weltlachtag begehen wir auch in diesem Jahr online. Um 14 Uhr wird eine Minute für den Weltfrieden gelacht. Und man weiß ja auch, dass diese Schwingungen bei den anderen ankommen. Wir versuchen damit, eine positive Schwingung in die Welt zu setzen. Das brauchen wir momentan mehr denn je. Deswegen steht das Lachen für Glück, Gesundheit und Weltfrieden. 

Die Fragen stellte Sina Schiffer.

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