Kontroverse um „Werk ohne Autor“ - Ist das Kunst, oder reicht der Trailer?

„Zu reißerisch“, so lautet das Urteil von Künstler Gerhard Richter über „Werk ohne Autor“, den aktuellen Film von Oscar-Preisträger Florian Henckel von Donnersmarck. Der Film erzählt die Geschichte des wohl bekanntesten deutschen Künstlers der Gegenwart. Hat Richter recht? Darüber sind der Cicero und seine Schwester monopol geteilter Meinung

Mehr als den Trailer von „Werk ohne Autor“ wollte sich Maler Gerhard Richter nicht anschauen / picture alliance
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„Werk ohne Autor“ erzählt von einem Künstler, der während der NS-Zeit aufwächst, in der DDR erste Erfolge feiert, dann aber in Westdeutschland einen Neuanfang wagt. Wem die Lebensgeschichte des Künstlers Gerhard Richter, dem wohl bekanntesten deutschen Maler der Gegenwart, geläufig ist, dem kommt diese fiktionale Geschichte bekannt vor. Und der aktuelle Film von Florian Henckel von Donnersmarck, Regisseur des Welterfolgs „Das Leben der anderen“, macht auch keinen Hehl daraus, sich am Leben des Malers orientiert zu haben. Eine 1:1-Biografie will der Film aber explizit nicht sein. Nun hat sich Gerhard Richter einen Teil des Films angesehen, der Trailer reichte ihm offenbar, um ein vernichtendes Urteil zu fällen. Der Film sei ihm „zu reißerisch“, sagte der 86 Jahre alte Maler am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.

Hat Gerhard Richter recht? Auch in den Redaktionen von Cicero und unserem Schwesternblatt monopol - dem Magazin für Kunst und Leben, wurde über den Film kontrovers diskutiert. Alexander Kissler, Ressortchef „Salon“ bei Cicero, hat in dem Film eine Parabel darüber gesehen, „dass sich selbst erzählen muss, wer etwas zu erzählen hat. Dass Künstler nur so lange Künstler sind, wie sie ihre Kunst nicht beherrschen. Dass Wirklichkeiten unwahr sein können und Wahrheiten unwirklich. Dass Staat und Kunst sich nur ausnahmsweise vertragen. Dass Erkenntnis im Schock wohnt oder nirgends. Dass Epochen sich überlappen und Zeiten ineinanderwohnen. Dass das Leben eine Würde hat und keinen Wert.“ monopol-Redakteur Jens Hinrichsen sah dagegen ein „Werk ohne Tiefgang“, in dem sich sich „ein Kunstklischee an das andere“ reihe. monopol hat dem Film und seiner Rezeption die Titelgeschichte des aktuellen Hefts gewidmet. Daniel Kothenschulte schreibt darin, dem Filmemacher sei das „Historische nur ein Vorwand, im Schwammig-altmodischen zu schwelgen.“

 

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