Die „Russenpeitsche“ knallt nicht mehr, der „Flockdown“ ist beendet, der Schlitten kommt wieder in den Keller. Die Temperaturen bewegen sich in vielen Regionen allmählich in den zweistelligen Bereich, aber diesmal ohne Minuszeichen. In Bezug auf emotionale Wetterfühligkeit ist das ein Klassiker. Die Rede ist vom Vor-Frühlingsgefühl. Ein labiler Zustand, denn natürlich muss man mit weiteren, möglicherweise heftigen Kälteeinbrüchen rechnen, bevor sich der Frühling endgültig Bahn bricht und dies auch in der Natur dokumentiert. Dann müssen wir nur noch Corona in den Griff bekommen und alles wird gut. Was natürlich Quatsch ist, aber das würde jetzt zu weit führen.
Bei vielen Menschen hat das auch Einfluss auf die Ernährungsgewohnheiten. Bye,bye deftige, schwere Eintöpfe und Schmorgerichte, hallo luftige Frühlingsspeisen. Also Mahlzeiten, zu denen man auch nicht mehr dunkle Sinfonien von Jean Sibelius oder Dmitri Schostakowitsch hören mag, sondern eher die Brandenburgischen Konzerte von J.S.Bach oder das Frühlingskonzert aus den „Vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi. Das gilt natürlich auch für Rock-Fans, die im Vorfrühling möglicherweise von Metallica auf Tom Petty & the Heartbreakers umsteigen.
Manchmal vergaloppiert man sich ja beim Schreiben. Wie komme ich jetzt elegant von der Russenpeitsche und Vivaldi zum Blumenkohl, um den es hier und heute eigentlich gehen soll? Eigentlich gar nicht, und so erspare ich mir gestelzt konstruierte Überleitungen und lege einfach los.
Genussqualität entscheidet sich beim Einkauf
Auch für Blumenkohl gilt eine der Grundregeln genussvollen Kochens: Die Qualität entscheidet sich nicht erst in der Küche, sondern bereits in der Einkaufstasche. Und statt absurden und vor allem geschmacklosen 3-Kilo-Mutanten, die es in Supermärkten für Spottpreise gibt, sollte man Ausschau nach kleinen, festen Köpfen halten, ohne trockene, braune Stellen und welke Blätter. Gerne in Bio-Qualität.
Blätter und unteres Strunkende abschneiden, den Kopf ein wenig putzen und wässern und dann 13-15 Minuten in Salzwasser mit dem Strunkende nach unten bissfest kochen. Ein paar Spritzer Zitrone im Kochwasser sorgen dafür, dass er schön weiß bleibt und nicht braungrau anläuft. Vor der Weiterverarbeitung etwas ausdampfen lassen.
Spezialsoße mit Pfiff
Das Blumenkohlwasser kippen wir nicht etwa weg, sondern nutzen einen Teil davon als Soßengrundlage, wobei ich mich dabei gerne abseits der Klassiker wie helle Soße oder Bechamel bewege und stattdessen Butter, Creme fraiche, einen Schuss knochentrockenen Weißwein und ein bisschen Kartoffelmehl zum Binden einsetze. Salz ist schon schon drin, fehlt also nur noch weißer Pfeffer. Und in diesem Fall bitte keine Muskatnuss, sonst kommt die Geschmackspolizei!
Erledigt. Jetzt den vorgegarten Blumenkohl grob in nicht zu kleine Stücke teilen, erst in geschlagenen Eiern wälzen, dann mit einer Semmelbrösel-Parmesan-Mischung panieren und für 15-17 Minuten auf dem Blech (mit gefettetem Backpapier) in die auf 200 Grad vorgeheizte Röhre. Auf vorgewärmten Tellern mit der Soße servieren. Dazu dann gerne den auch dafür verwendeten Wein, vorzugsweise einen trockenen Silvaner. Und schon kommen einem „Russenpeitsche“ und „Flockdown“ wie sehr lange zurückliegende Ereignisse vor.
Überbackener Blumenkohl
Zutaten für 4 Personen
2 kleine Köpfe Blumenkohl
3 Eier
200 g frisch gerieben Parmesan
200 g frisch geriebene Semmelbrösel
Für die Soße
400 ml Blumenkohlwasser
150 ml Creme Fraiche
80 ml sehr trockener Weißwein
30 g Butter
Weißer Pfeffer aus der Mühle
Kartoffelmehl nach Belieben, je nach gewünschter Konsistenz