Frankfurter Buchmesse - Auf der Spur des Karpfens

Ankalina Dahlems zweiter Roman ist eine Reise in die Fantasie, die Träume und bis nach Japan

Erschienen in Ausgabe
Die Fisch der Hauptfigur Hester Silberstein verliebt sich in einen Karpfen. Grund genug für eine Reise / picture alliance
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Autoreninfo

Björn Hayer ist habilitierter Germanist und arbeitet neben seiner Tätigkeit als Privatdozent für Literaturwissenschaft als Kritiker, Essayist und Autor.

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Wundersames ist im Gange: schniefende Steine, ein ermüdeter Gott, Blumen, die in die Irre führen. Indem uns die 1968 in Frankfurt am Main geborene Malerin, Bildhauerin und Schriftstellerin Ankalina Dahlem auf entlegene Pfade der Fantasie führt, arbeitet sie zugleich an der Verzauberung der Welt. Dem bieder-realistischen Erzählen manch ihrer Zeitgenossen setzt sie einen selbstbewussten Neosurrealismus entgegen. Die Welt ist nicht genug, der Traum muss es sein.

Sinnbildlich geht es darum in „Universe far“, Dahlems zweitem Roman nach „Zurück nach Lima“ (2015), recht bald schon in die Tiefen des Meeres. Nachdem die Hauptfigur Hester Silberstein von einem asiatischen Auftraggeber das Bild eines japanischen Farbkarpfens erhält, den sie malen soll, verliebt sich prompt ihr eigener Fisch Sammy in das Porträt des Karpfens aus fernöstlicher Ferne. Um die beiden zusammenzubringen, bricht die Protagonistin mit ihrem sprechenden Teichbewohner in den Ozean auf und schwimmt kurzerhand von Europa nach Asien.

Mehr als eine Abenteuerstory

Flankiert wird die wunderliche Odyssee mit mehreren fantastischen Binnengeschichten, mitunter über das Jahr der Schnecken oder eine andere Version der Schöpfungsgeschichte. Obgleich man in diesem verspielten Durcheinander auf so manchen Kitsch trifft – erwähnt sei nur der eingestreute Zweizeiler „Liebe süß und bitter / nennt man auch zartbitter“ – besitzt die „Traumnovelle“ großen Reiz durch ihre symbolische Tiefen­ebene. Motive wie Muschel oder Kreisel verweisen immer wieder auf die innere Gedankenwelt als Quelle des Erzählens. Wer in „Universe far“ nur eine Abenteuer­story sieht, verkennt, dass Dahlem hier eine heitere Hommage an die Literatur geglückt ist. 

Ankalina Dahlem: „Universe far. Eine Traumnovelle“. Edition Faust, Frankfurt/Main 2019. 160 Seiten, 24 €

Dieser Text ist in der Oktober-Ausgabe des Cicero, die Sie am Kiosk oder direkt bei uns portofrei kaufen können. 

 

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