Falafel - Viel mehr als nur ein „Fleischersatz“

Frittierte Kichererbsenbällchen gehören in Nordafrika und Vorderasien zu den weit verbreiteten Standardgerichten. Auch in Deutschland haben sie sich in der Imbisskultur etabliert. Aber warum nicht mal am häuslichen Herd probieren? Rainer Balcerowiak erklärt, wie das geht.    

Anzeige

Autoreninfo

Rainer Balcerowiak ist Journalist und Autor und wohnt in Berlin. Im Februar 2017 erschien von ihm „Die Heuchelei von der Reform: Wie die Politik Meinungen macht, desinformiert und falsche Hoffnungen weckt (edition berolina). Er betreibt den Blog „Genuss ist Notwehr“.

So erreichen Sie Rainer Balcerowiak:

Anzeige

Die Weihnachtstage sorgen in vielen Haushalten auch für einen beeindruckenden Fleisch-Overkill. Zumal klassische Festtagsgerichte wie Gans oder Ente neben entsprechenden Soßen nun wahrlich nicht als Schonkost firmieren. Dies könnte das Bedürfnis befördern, es auch mal wieder ohne Fleisch zu versuchen, wenigstens manchmal.  

Zu den mittlerweile recht verbreiteten vegetarischen Speisen gehören in Deutschland Falafeln. In den Küchen Vorderasiens und Nordafrikas haben frittierte Kichererbsenbällchen schon sehr lange ihren festen Platz, in Israel gelten Falafeln sogar religionsübergreifend als Nationalgericht. In Deutschland verbreiteten sich Falafeln durch Einwanderer ab den 1980er Jahren. Schnell wurden entsprechende Imbissangebote vor allem in Großstädten zur Konkurrenz für Döner Kebab, der von türkischen Migranten etabliert worden war. Allerdings ist dessen hier bekannte Darreichungsform – im Fladenbrot mit Tomaten, Zwiebeln, Rotkohl und Knoblauchsoße – in Deutschland erfunden worden, wobei sich Ernährungshistoriker streiten, ob die erste Döner-Bude in Berlin oder in Reutlingen stand.

Falafel profitiert von „Gammel-Döner“- Skandalen

Aber eigentlich geht es hier und heute ja nicht um Döner, und so vertiefen wir auch nicht die zahlreichen Lebensmittelskandale rund um die allgegenwärtigen Fleisch-Drehspieße. Dem Vormarsch der Falafeln in der urbanen Imbisskultur haben Bilder von grün-violetten Fleischklumpen, wie sie im Zuge eines spektakulären „Gammel-Döner“-Prozesses auftauchten, jedenfalls einen weiteren Schub gegeben.

%paywall%

Ohnehin passt Falafel in den Zeitgeist und wird auch gerne als vegetarische oder gar vegane Alternative zur Frikadelle bzw. Bulette gepriesen. Doch das ist schon fast eine Beleidigung dieses würzigen, bekömmlichen Gerichts. Könnten Kichererbsenbällchen sprechen, dann würden sie die Einstufung als „Fleischersatz“ empört zurückweisen.

Zubereitung ist ein Kinderspiel   

Die Zubereitung sollte auch weniger erfahrene Küchenakrobaten vor keine größeren Probleme stellen. Getrocknete Kichererbsen werden 24 Stunden aufgeweicht, in einem Sieb abgebraust, dann lässt man sie abtropfen. Wichtig: Unbedingt getrocknete Kichererbsen verwenden und keine vorgegarten aus der Dose!

Die eine Hälfte wird in der Küchenmaschine nur grob gehackt, die andere mit Knoblauch, Chili, Zwiebeln, Salz, Sesamöl, Kräutern und Gewürzen fein püriert. Das wird dann in einer Schüssel zusammen mit fein gehackter Petersilie unter Zugabe von etwas Wasser zu einer cremigen, aber nicht zu wässrigen Masse vermischt. Das Wasser also vorsichtig dosieren, erst wenig, dann eventuell etwas nachgießen. Die fertige Masse sollte dann noch eine Stunde ruhen.

Aus der Teigmasse formt man kleine Bällchen, die man dann noch etwas flach drückt. Dann werden sie in heißem, neutralen Öl ( zum Beispiel Sonnenblumenöl) frittiert, entweder in der Fritteuse oder in einem hohen Topf, in dem sie vollständig im siedenden Öl schwimmen können. Nach drei Minuten sollten sie eigentlich fertig sein. Kurz auf Küchenkrepp entfetten und dann als knusprige Leckerei auf den Teller.

Dips geben Falafel den Zusatzkick

Noch ein wichtiger Hinweis: Die sowohl in türkischen und arabischen Supermärkten als auch in Bioläden angebotenen pulvrigen Falafel-Fertigmischungen stehen dunkelrot unterstrichen auf dem Index der Geschmackspolizei und sind streng VERBOTEN! Warum? Weil sie nicht schmecken und nach der Zubereitung auch eine zweifelhafte Konsistenz aufweisen.

Die klassischen Beilagen sind gemischter Salat und Fladenbrot. Veredeln kann man Falafel mit Dips, von denen es unzählige bewährte Varianten gibt, viele auf der Basis von Joghurt. Einige seien hier genannt: Minze, Mango/Chili, Sesam/Erdnuss oder Knoblauch/Orange. Auch Hummus passt sehr gut als Dip-Grundlage. Am besten, Sie gehen vor dem ersten Selbstversuch zu einem gut beleumdeten Falafel-Imbiss und probieren.

Jedenfalls wird so mancher Falafel-Novize nach ersten Erfahrungen zum begeisterten Fan werden. Und wenn nicht – dann eben wieder Buletten oder Döner ...

Falafel

       Zutaten für 4 Personen

500 g getrocknete Kichererbsen

6 Knoblauchzehen

1 große Zwiebel

1 Chilischote

3 Stängel Koriandergrün

3 Stängel glatte Petersilie

1 EL Kreuzkümmelsamen

1 EL Korianderkörner

2 EL Sesamöl

Salz, Sonnenblumenöl zum Frittieren

Hier finden Sie weitere Rezepte von Rainer Balcerowiak.

Anzeige