Antisemitismusbeauftragter Felix Klein - „Es kann nie genug Erinnerungskultur geben“

Cicero hatte zuerst darüber berichtet: 1934 wurde dem jüdischen Kaufmann Richard Semmel dessen Villa durch die Nazis weggenommen. Heute erinnert nichts an diesen Skandal. Das soll sich ändern, sagt der Antisemitismusbeauftrage Felix Klein jetzt in einem Interview

Felix Klein ist der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung / picture alliance
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Seit Mittwoch im Cicero, heute groß in der Welt: die skandalöse Geschichte der Villa Semmel in Berlin-Dahlem. 1934 wurde sie dem jüdischem Kaufmann und Selfmade-Millionär Richard Semmel enteignet. Der Verkaufspreis deckte damals lediglich die Kosten für Makler und ähnliche Ausgaben. Semmel selbst sah keinen Cent. Heute ist die Villa mit dem Gelände im Besitz der irakischen Botschaft. Der Historiker Julien Reitzenstein hat diese Geschichte für uns aufgedeckt. Er fordert von Innenminister Horst Seehofer (CSU) im Ministerium eine Stabsstelle, welche die Vergangenheit von Bundesimmobilien prüft.

Die Welt hat nach unserer Enthüllung ein Interview mit Felix Klein geführt. Er ist Diplomat und Beauftragter der Bundesregierung für den Kampf gegen den Antisemitismus. Er unterstützt Reitzensteins Forderung nach einer Stabsstelle grundsätzlich, verweit jedoch an Finanzminister Olaf Scholz (SPD). Unabhängig von der Zuständigkeitsfrage stellt er fest: „Es wäre gut, wenn der Bund mehr Sensibilität entwickelte und im Zusammenhang mit eigenen Immobilien systematisch darauf hinwiese, welche Folgen Antisemitismus haben kann.“

Der Holocaust sei eine immerwährende Verantwortung und es sei „Daueraufgabe der Bundesregierung, der Verwaltung und der Zivilgesellschaft, an die Schrecken des Nationalsozialismus und des Holocaust zu erinnern“. Eine gelungene Erinnerungskultur ist für Klein das wichtigste Mittel im Kampf gegen Antisemitismus.

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