Die Sprache der „taz“ - Menschen als Müll

Die „taz“ schickt Polizisten auf den Müll – das sorgt für Empörung. Doch die wirkt gemildert, weil die Hetze von links kommt. Käme sie von rechts, wäre das Ausmaß schlimmer. Misst Deutschland mit zweierlei Maß?

Menschen als Müll – sieht so unsere Gesellschaft aus? / dpa
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Autoreninfo

Frank A. Meyer ist Journalist und Kolumnist des Magazins Cicero. Er arbeitet seit vielen Jahren für den Ringier-Verlag und lebt in Berlin.

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In der Online-Ausgabe der Taz erörterte Hengameh Yaghoobifarah die Frage, wozu man Polizisten gebrauchen könne, sollte die Polizei dereinst abgeschafft werden. Der Kolumnistin fiel keine Ersatzbeschäftigung für die arbeitslosen Beamten ein. Sie stellte fest: „Streng genommen möchte man sie nicht einmal in die Nähe von Tieren lassen.“

Als Lösung schlug die Taz-Autorin schliesslich vor: „die Mülldeponie“. Allerdings nicht für eine Tätigkeit als Müllmänner, „sondern auf der Halde, wo sie wirklich nur von Abfall umgeben sind. Unter ihresgleichen fühlen sie sich bestimmt auch selber am wohlsten.“

„taz“-Kolumne à la RAF 

Was fällt dem Leser dazu ein? Zum Beispiel Ulrike Meinhof, Ikone der Terroristen, die zwischen 1971 und 1993 unter dem Namen „Rote Armee Fraktion“ 33 Menschen ermordeten. Einst Journalistin des linken Magazins Konkret, formulierte sie für die RAF folgende Leitsätze: „Wir sagen, natürlich, die Bullen sind Schweine, wir sagen, der Typ in der Uniform ist ein Schwein, das ist kein Mensch, und so haben wir uns mit ihm auseinanderzusetzen. Das heisst, wir haben nicht mit ihm zu reden, und es ist falsch, überhaupt mit diesen Leuten zu reden, und natürlich kann geschossen werden.“ Zehn der RAF-Opfer waren Polizisten. 

Für die Nazis waren die Juden Müll, die Slawen Müll, die Roma Müll, die Schwarzen Müll. Zur rassistischen Ideologie von Nazismus und Faschismus gehört die Entmenschlichung des zum Feinde erklärten anderen. Für Ulrike Meinhof von der RAF zählte die Entmenschlichung des gehassten anderen zur mörderischen Praxis, für Hengameh Yaghoobifarah ist sie mühelos denkbar

Hengameh Yaghoobifarah als Ulrike Meinhof 

Im Deutschland von gestern ging das linke und linksliberale Milieu samt seinen Medien stets verständnisvoll-nachsichtig mit Ulrike Meinhof um – sie war ja eine Linke, letztlich beseelt vom moralisch Guten, also ein tragischer, ein bedauernswerter Fall. 

Im Deutschland von heute geht das linke und linksliberalgrüne Milieu samt seinen Medien schützend-zurückhaltend mit Hengameh Yaghoobifarah um – sie publiziert ihre Kolumnen ja in der linken Taz, ist also beseelt vom moralisch Guten, eine verirrte Kollegin, ein bedauernswerter Fall. 

Was wäre umgekehrt los? 

Was wäre geschehen, wenn die national-konservative und prononciert rechte Zeitung Junge Freiheit einen Text publiziert hätte, welcher Angehörige der radikalen Linken als Müll bezeichnet hätte? Was wäre los, hätte ein AfD-Politiker als Gedankenspiel vorgeschlagen, politische Gegner auf der Müllhalde zu entsorgen? 

Die Reaktionen im linksliberalgrünen Milieu wären, wie sie zu sein hätten: Mediensturm, Politikerprotest, Demonstrationen, Mahnwachen, Bischofserklärungen, Kirchengeläut. Umgekehrt wird es geduldet.

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