Neuer CDU-Vorsitzender gewählt - Fehlstart für Armin Laschet

Armin Laschet siegt knapp in der Stichwahl um den Bundesvorsitz der CDU. In den Vorstellungsreden der Kandidaten war es insbesondere er, der die Gunst des Moments nutzte. Aber ein übles Foulspiel in der Fragerunde durch Jens Spahn könnte Folgen für die Akzeptanz seines Wahlsiegs haben.

Armin Laschet konnte sich gegen seinen Hauptkonkurrenten Friedrich Merz durchsetzen / dpa
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Moritz Gathmann ist Chefreporter bei Cicero. Er studierte Russistik und Geschichte in Berlin und war viele Jahre Korrespondent in Russland.

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„Ich bin nicht der Mann der perfekten Inszenierung, aber ich bin Armin Laschet, und darauf können Sie sich verlassen.“ Es ist ein einfacher Satz, fast zu Ende der Redezeit des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten, aber es ist ein guter, authentischer Satz. Den ein oder anderen noch Unentschiedenen unter den 1001 Stimmberechtigten des CDU-Parteitags, die am Samstagmorgen deutschlandweit vor ihren Bildschirmen saßen, mag Laschet mit diesem Satz auf seine Seite gezogen haben.

Der Aachener, dem im Aufgalopp zu dieser wegweisenden Entscheidung immer wieder vorgeworfen wurde, dass es ihm an Schärfe und Kontur fehlt, hatte zuvor in seiner Rede seinen Hauptkonkurrenten Friedrich Merz attackiert: „Die CDU und das Deutschland, das ich vor Augen habe, braucht keinen CEO, keinen Vorstandsvorsitzenden, sondern einen Mannschaftskapitän, der führt und zusammenführt.“ Laschet präsentierte sich als Teamplayer und als Sohn eines Bergmanns. Zum Beweis brachte er sogar eine golden glänzende Erkennungsmarke mit, die sein Vater vor Jahrzehnten täglich mit ins Bergwerk genommen hatte.

Merz konnte zu wenig entgegensetzen

Laschet stellte überzeugend seinen wichtigsten Joker nach außen: „Wenn Worte und Taten zusammenpassen, dann entsteht Vertrauen.“ Laschet, der Ministerpräsident des größten deutschen Bundeslandes, der nicht nur quatscht, sondern seit Jahren umsetzt.

Was konnte Friedrich Merz dem entgegensetzen? Zu wenig – das bewies am Ende das Ergebnis der Stichwahl. Merz' Rede war solide, aber wo Laschet angriff, war Merz bemüht, sich zu zügeln. Hier ein versteckter Hinweis auf einen Atom-Wiedereinstieg, dort eine Betonung des wertkonservativen Elements in der CDU, zuweilen auch Sätze, die gerade aus dem Mund des Blackrock-Spitzenmannes alles andere als authentisch klangen. Etwa dieser: „Auch die sozial schwach sind, finden gerade bei uns ein Herz und Zuwendung.“ Wo war der angriffslustige Merz, der Mann, der Konturen zeigt, den die CDU-Basis so mag, weil er auch mal gegen den Zeitgeist aufbegehrt?

Röttgen blieb farblos

Norbert Röttgen, der Überraschungskandidat, der sich in den Umfragen über die letzten Wochen immer näher an Laschet und Merz herangerobbt hatte, blieb farblos. Der 55-Jährige wirkte nervös, versprach sich hin und wieder, und hatte in seiner Rede außer Allgemeinplätzen („CDU als Partei der Zukunftskompetenz“) nichts zu bieten. Aber gut, Röttgen hatte nichts zu verlieren in diesem Rennen: Der Politiker, der bundespolitisch vor diesem Kandidatenrennen schon dabei war, in Vergessenheit zu geraten, ist jetzt prominent wie nie. Zukunftsfähig, könnte man auch sagen.

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Dann die Fragerunde, in der Funktionärspartei CDU für gewöhnlich eine eher langweilige Veranstaltung. Nicht so heute: Jens Spahn, der Bundesgesundheitsminister, der im Gespann mit Armin Laschet für den CDU-Vorsitz antrat, meldete sich zu Wort, während die drei Kandidaten auf der Bühne standen. Und was tat er? Er nutzte die Fragerunde, um kurz vor der Abstimmung noch einmal offen für Armin Laschet zu werben. „Eine Frage habe ich nicht gehört“, kommentierte die Moderatorin leicht irritiert.

Vor dem Hintergrund, dass sogar ausgelost wurde, in welcher Reihenfolge die drei Kandidaten zur Fragerunde am Stehtisch auf der Bühne stehen, ist dieser Schritt Spahns ein übles Foul. Und es ist kaum vorstellbar, dass das nicht hinter den Kulissen abgesprochen war. Wer bisher davon überzeugt war, dass Laschet der Kandidat des CDU-Establishments war, der wird nach diesem Auftritt keine offenen Fragen mehr haben. Für Spahn ist es peinlich, für Laschet ist es ein Fehlstart.

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