Konflikt in der Union - Defätismus unter Söders Anhängern

Der Parteiapparat hat Armin Laschet trotz der großen Popularität von Markus Söder zum Kanzlerkandidaten gemacht. Die Herausforderung für Laschet beginnt jetzt.

Tschüss, Markus: Armin Laschet vor dem Bundestag in Berlin / dpa
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Moritz Gathmann ist Chefreporter bei Cicero. Er studierte Russistik und Geschichte in Berlin und war viele Jahre Korrespondent in Russland.

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Alles nach Plan, alles zum Besten, so präsentiert Alexander Dobrindt, Vorsitzender der CSU-Landesgruppe im Bundestag, am Dienstag vor Journalisten das Ergebnis des neuntägigen Kampfes der Union um die K-Frage. Ob Laschet nicht geschwächt sei? „Ich teile diese Einschätzung nicht,“ entgegnet er und verweist auf die in der letzten Woche gestiegenen Umfragewerte. „Die Bevölkerung bewertet den politischen Wettbewerb als positiv“, sagt Dobrindt.

„Schwamm drüber“, versuchen die Spitzen von CDU und CSU am Dienstag zu vermitteln, ab jetzt stehen CDU und CSU, Laschet- und Söder-Anhänger, Seit an Seit. Aber ist das zu glauben, nach einer Woche, in der von der Basis über Ministerpräsidenten bis zu Ministern wie Peter Altmaier ein ganzer Unions-Reigen Laschet die Eignung abgesprochen hat, die Union bei der Bundestagswahl im September wieder in die Regierung zu führen?

CSU stichelt weiter

Es wundert vor diesem Hintergrund wenig, dass Dobrindt die Gelegenheit nutzt, doch noch zu sticheln: Das Verfahren, über die K-Frage im CDU-Vorstand abzustimmen, sei „konziliant formuliert als interessant zu bezeichnen“ und „hinterlässt einige Fragezeichen.“ Auch Söder legt seinen Finger in die Wunde, als er am Mittag mit seinem „alea iacta est“ vor die Presse tritt. Der Herausforderer akzeptiert, dass Laschet Kanzlerkandidat der Union ist, aber verpackt die Gratulation in einen Hinweis daran, dass die Basis beider Parteien ihn für den besseren Kandidaten hält: „Unglaublich viel Zuspruch“ habe er erhalten, von den Kreisverbänden, bei den „Jungen, bei den Modernen, bei denen, die auf Zukunft aus waren“, bei vielen „mutigen Abgeordneten.“

Unter den „mutigen Abgeordneten“ herrscht in der Fraktionssitzung am Dienstagnachmittag Defätismus: Hier tendierte die Stimmung angesichts der Umfragen zu Söder, weil viele fürchteten, bei einem Wahlergebnis von 25 Prozent im September ihren Platz im Bundestag zu verlieren. Aber nachdem auch die CSU-Führung der Landesgruppe am Dienstag klargemacht hatte, dass ab jetzt "a Ruh is", müssen auch die größten Laschet-Gegner einsehen: Mit einer Wortmeldung zum Thema kann man jetzt nur noch verlieren. Lediglich der baden-württembergische Abgeordnete und Söder-Fan Gunther Krichbaum, der vor einigen Tagen noch Unterschriften für eine Entscheidung der K-Frage in der Unionsfraktion gesammelt hatte, meldet sich in der Sitzung mit einem „Mea Culpa“ zu Wort, gepaart mit einer Gratulation an Armin Laschet.

Merkel gratuliert Laschet

Laschet selbst fasst sich in der Fraktionssitzung kurz und nimmt Angela Merkels Gratulation entgegen. Ausführlich hatte er sich zuvor vor der Presse erklärt. Sein persönliches Verhältnis zu Söder bezeichnet er als „gut und vertrauensvoll“ und lobt das Verfahren der Kandidatenfindung: „Durch Diskussion entsteht Lebendigkeit in der Demokratie“, so Laschet. Viele langjährige Mitglieder hätten ihm gesagt: „So transparent, so offen haben wir in diesem Gremium vielleicht noch nie diskutiert.“

Gleichzeitig lässt er keine Zweifel mehr an der Rechtmäßigkeit der Entscheidung vom Montag aufkommen: „Der Bundesvorstand ist das Gremium, wo alle vertreten sind.“ Aber genau diesen Bundesvorstand hatte Söder ja nach der Entscheidung am Montag vor einer Woche noch die Legitimität abgesprochen, für die Breite der CDU zu sprechen.

Womit hat Laschet Söder zur Aufgabe gedrängt?

Das große Rätsel lautet, womit Laschet seinen Konkurrenten während der Verhandlungen in der Nacht auf Montag dazu gebracht hat, das Votum des Bundesvorstands zu akzeptieren. Steckt die Lösung womöglich in Laschets Satz: „Markus Söder wird eine zentrale Rolle spielen für die Zukunft der Bundesrepublik Deutschland.“ Ist das ein Angebot für einen wichtigen Ministerposten im Falle eines Wahlsiegs? Aber würde Söder den eintauschen gegen die Position des Königs von Bayern, der er jetzt ist?

Laschet verbreitet am Dienstag sein bekanntes Mantra davon, nun im Wahlkampf „die Breite der Union aufzuzeigen, in Personen sichtbar erkennbar.“ Laschet will „gerade mit den Kreisverbänden, die eine andere Entscheidung bevorzugt hätten“, den direkten Dialog suchen. Genau diese Menschen werden nun für die Union in den Wahlkampf ziehen müssen. Es wird eine harte Aufgabe für Laschet, all diese Menschen, die offenbar nicht daran glauben, dass man mit ihm an der Spitze Wahlen gewinnen kann, vom Gegenteil zu überzeugen.

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