Rezepte für die Coronakrise - Paté de sardinha: Eine kulinarische Empfehlung für Ihren Notvorrat

Die Coronakrise beeinflusst unser Einkaufsverhalten. Auch Fischkonserven erfreuen sich derzeit großer Beliebtheit. Nur was lässt sich aus dem Notvorrat zubereiten? Zum Beispiel eine köstliche Paté de sardinha, wie Sie sie auch nicht besser in Lissabon bekommen.

Aus Dosenfisch können ungeahnt kulinarische Gerichte entstehen / Rainer Balcerowiak
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Autoreninfo

Rainer Balcerowiak ist Journalist und Autor und wohnt in Berlin. Im Februar 2017 erschien von ihm „Die Heuchelei von der Reform: Wie die Politik Meinungen macht, desinformiert und falsche Hoffnungen weckt (edition berolina). Er betreibt den Blog „Genuss ist Notwehr“.

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Das „Horten“ von Lebensmitteln als Vorbeugung gegen mögliche Versorgungsengpässe findet sich in vielen Varianten bereits im Tierreich und ist auch fester Bestandteil der menschlichen Evolution. Im Prinzip gibt es daran auch nichts zu kritisieren oder zu bespötteln, auch wenn gewisse Auswüchse etwas anachronistisch erscheinen, besonders in hoch entwickelten Ländern mit solider Versorgungsstruktur wie Deutschland.

Da wirken vielleicht noch besonders die Traumata der Kriegs- und Nachkriegsgenerationen nach. So fand ich beim Ausräumen der Wohnung meiner verstorbenen Großmutter unter anderem 80 Dosen Rind- und Schweinefleisch im eigenen Saft aus der nach der Berlin-Blockade ab 1949 angelegten und 1990 aufgelösten „Senatsreserve“ für Krisenfälle.

Renaissance der Extrem-Hortung

Die Corona-Krise hat jetzt landesweit zu einer Renaissance der Extrem-Hortung geführt. Zwar gibt es noch keine spezifischen Statistiken, aber laut Medienberichten und eigenen Beobachtungen in Supermärkten müssten vor allem die häuslichen Vorräte an Nudeln, Reis, Fertiggerichten und Konserven aller Art einen historischen Höchststand erreicht haben.

Sogar die eigentlich weitgehend ausgestorbene Kulturtechnik des Selberbackens erlebt anscheinend einen neuen Aufschwung. Mehl wird derzeit kistenweise aus den Läden geschleppt, und einer der dramatischsten Engpässe ist nicht etwa beim viel zitierten Klopapier, sondern bei Trockenhefe zu beobachten. Unter den Konserven spielen Tomatenprodukte – vom Mark aus der Tube bis zur fertigen Soße – eine herausragende Rolle. Was angesichts der ebenfalls in den Top Five platzierten Spaghetti logisch erscheint.

Fischkonserven als Basis

Eher überraschend dagegen der enorme Abverkauf von Fischkonserven, vor allem Hering in Soße, Ölsardinen, Thunfisch sowie Dorschleber. Das einzige Problem: Irgendwann sollte man die Vorräte auch wieder auch ein angemessenes Maß reduzieren, also verzehren.

Aber der Wechsel zwischen Nudeln mit Tomatensoße und Tomatensoße mit Nudeln, unterbrochen durch ein paar Fischdosen und gelegentliche Fertig-Eintöpfe dürfte auf Dauer eher unbefriedigend sein. Also veredeln und variieren wir das Ganze. Beginnen wir mit den Fischkonserven.

Portugal und Spanien machen es vor

Wer hätte das gedacht? Aus Fischkonserven
lassen sich feine Gerichte zaubern / dpa

Da lohnt ein Blick nach Portugal und Spanien, wo man ihren Inhalt in fast jedem Restaurant findet. Allerdings in Form einer Paté auf der Vorspeisenplatte. Das können wir auch! Man öffnet also beliebig viele Dosen mit Ölsardinen, am besten die Billigsten mit Haut und Gräten, denn die sind würziger. Durch ein Sieb abgießen, denn das verwendete Öl ist meist minderwertig und geschmacklich grenzwertig.

Die Sardinen zusammen mit gutem Olivenöl, Knoblauch, etwas Chili, Meersalz und ein wenig Zitronensaft im Blitzhacker sämig schlagen. Und da wir vermutlich auch noch Berge von passierten Tomaten rumzustehen haben, kommen davon noch ein paar Löffel dazu. Und fertig ist eine Paté de sardinha, wie man sie in der Alfama von Lissabon auch nicht besser bekommt. Und verreisen dürfen wir derzeit ja eh nicht.

Abwechslung muss sein

Mit Thunfisch kann man ähnlich verfahren, dabei aber auf Chili verzichten (dafür etwas Pfeffer) und ein paar Dosenerbsen reinrühren. Eine wirklich exquisite Delikatesse ist auch eine Paté aus Dorschleber. Die verquirlt man mit einem hartgekochten Ei und deutschem Pseudo-Kaviar aus dem Glas.

Dazu jeweils Weißbrot, gerne mit gehortetem Mehl und gehorteter Trockenhefe gebacken. Muss ja schließlich auch weg. Und wem das alles suspekt oder zu aufwändig ist: Man kann sowohl Ölsardinen als auch Thunfisch einfach mal in die Tomatensoße für die Spaghetti einrühren. So viel Abwechslung sollte ja wohl mindestens sein.

Die Zutatenliste für Paté de sardinha:

2 Dosen Ölsardinen
Olivenöl
2 Knoblauchzehen
1 Prise Chili
1 Prise Meersalz
1 Teelöffel Zitronensaft
100 ml passierte Tomaten

Mehr Kulinarisches von Rainer Balcerowiak finden Sie auf dem Blog "Genuss ist Notwehr".

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