Cicero im August - Unbelehrbar?

Auch über 30 Jahre nach der Wiedervereinigung herrscht noch immer eine Kluft zwischen Ost- und Westdeutschland. Lesen Sie in der August-Ausgabe von Cicero, wie sie sich überwinden ließe.

Cicero im August / Illustration: Michael Pleesz
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Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

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Die Mauer ist zwar seit mehr als drei Dekaden weg, aber der Ossi zeigt sich immer noch als dunkeldeutsches Wesen, dem es in die Lichterwelt des Westens hinüberzuhelfen gilt – mal mit paternalistischem Zureden, bei Gelegenheit auch mit sanftem Druck. Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt von den Grünen hat dieser Tage während einer „Demokratie-Tour“ durch die sogenannten neuen Bundesländer versucht, ihre eigenen Landsleute von den Segnungen unseres politischen Systems zu überzeugen.

Marco Wanderwitz (CDU) wiederum, einstiger „Ostbeauftragter“ der Bundesregierung (allein die Tatsache, dass dieses Amt immer noch für nötig gehalten wird, spricht Bände), tat sich mit dem Satz hervor: „Wir haben es mit Menschen zu tun, die teilweise in einer Form diktatursozialisiert sind, dass sie auch nach 30 Jahren nicht in der Demokratie angekommen sind.“ Zwar wurde Wanderwitz selbst in Karl-Marx-Stadt geboren. Was aber wenig daran ändern dürfte, dass die von ihm als Ewiggestrige Gescholtenen sich wie störrische Kinder behandelt fühlen. Und erst recht auf stur schalten.

Vermessung der Kluft

Nicht zuletzt der Höhenflug der AfD im Osten, ob in Umfragen oder bei Landratswahlen, versetzt die Medien in effektheischende Endzeitstimmung und lässt etablierte Parteien verzweifeln: Erleben wir gerade eine Neuauflage der Weimarer Republik unter den Bedingungen der digitalen Beschleunigung? Drohen ganze Landstriche ins Lager der Populisten zu kippen?

Dass die Entwicklung zwischen Stralsund und Sonneberg besorgniserregend ist, steht wohl außer Frage. Aber es sollten schon die Ursachen ergründet werden, bevor man den Ossis ihre vermeintlich unausrottbare DDR-Mentalität um die Ohren haut. Denn gerade die Erfahrungen vor und während der Wendezeit haben viele von ihnen hellhörig werden lassen, wenn reale Probleme ausgeblendet bleiben und Vater Staat mit schulmeisterlichen Belehrungen daherkommt.

Mathias Brodkorb (gelernter Ostdeutscher) und ich (gelernter Wessi) haben für die Titelgeschichte dieser Ausgabe die mentale Kluft zwischen den beiden Teilen der Bundesrepublik vermessen. Und dabei festgestellt, dass sie sich durchaus überbrücken lässt. Man muss es nur wollen – und zwar von beiden Seiten aus.

 

Die August-Ausgabe von Cicero können Sie jetzt am Kiosk oder direkt bei uns kaufen.

 

 

 

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